Herne. Wegen Corona kaufen weniger Menschen in Herne ein. Wird auch das Weihnachtsgeschäft zum Flop? Händler fürchten, dass der Handel Schaden nimmt.
Der Handel in Herne blickt mit großer Sorge auf den ersten Samstag im Dezember vor Weihnachten. Wegen Corona bleiben viele Menschen zu Hause und verzichten aufs Bummeln, klagen Geschäftsleute . Die Folgen: Umsätze sinken, Händlern drohe eine Notlage.
„Es wird nicht mehr geshoppt“, sagt Olaf Kenkmann, Vorsitzender des Einzelhandelsverbands in Herne. Die „Kaufzurückhaltung“ der Menschen sei angesichts der Corona-Krise und der Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie durch die Politik groß. Maskenpflicht, Abstandsregelungen, Besucherbeschränkungen in Geschäften: Das drücke gehörig aufs Gemüt, und die Frequenz in den Zentren sinke. „Weihnachten wird deshalb für viele Händler eine ganz schwierige Zeit“, so der Rewe-Kaufmann von der Siepenstraße. Er rechnet damit, dass viele Geschäftsleute „ unverschuldet in Schwierigkeiten“ geraten. Einige, fügt Kenkmann an, „werden hinten rüberfallen“.
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Herne: Vielen Menschen vergeht die Lust auf den Weihnachtseinkauf
„Das Weihnachtsgeschäft habe ich mir anders vorgestellt“, bekennt Norbert Menzel , der Vorsitzende der IG Herne City. „Es kommt ja keiner mehr“, überspitzt er die Lage. Leer sei es auf der Bahnhofstraße natürlich nicht, aber eben viel leerer als sonst zu dieser Zeit. Die Menschen, sagt auch er, seien durch die Corona-Maßnahmen „gebeutelt“, vielen vergehe da die Lust auf den Weihnachtseinkauf. Hinzu komme: Die Hiobsbotschaften rissen nicht ab. Erst sei auch noch der Weihnachtsmarkt auf dem Robert-Brauner-Platz gestrichen worden , dann die offenen Sonntage . Normalerweise lockten diese Veranstaltungen Tausende an. Und jetzt: tote Hose. Menzel fürchtet, dass „noch mehr Geschäfte dicht machen“. Das jüngste „Opfer“, die H & M-Filiale , schließt am Samstag, 5. Dezember.
Das glaubt auch Jens Rohlfing von der Werbegemeinschaft Wanne-Mitte. „Pleiten sind vorprogrammiert“, prophezeit er mit Blick auf die Fußgängerzonen. Die Menschen fürchteten sich vor dem Virus und damit vor Gedränge – und blieben zu Hause. Restaurants und Café? Geschlossen. Großer Gewinner sei der Online-Handel, dort explodierten die Bestellungen. Mit bösen Folgen für die Geschäftsleute vor Ort: „Wer einmal zu einem Online-Händler abgewandert ist, der ist für immer verloren“, malt der Chef des Weinhauses Wanne vom Eickeler Bruch ein düsteres Bild.
„Sternenbummel“ fällt aus
In diesem Jahr fällt wegen Corona auch der „Sternenbummel“ in Herne-Mitte aus. Das teilt Stadtmarketing Herne auf Anfrage der WAZ mit. Beim Sternenbummel – immer am ersten Freitag im Dezember – öffnen Geschäfte auch nach Geschäftsschluss ihre Pforten bis 22 Uhr. Für die Kunden gibt es dann kleine Aufmerksamkeiten.
Bei der 12. Auflage im vergangenen Jahr beteiligten sich 18 Händler. Die vorwiegend inhabergeführten Läden putzen sich zu der Veranstaltung weihnachtlich heraus und setzen mit Kerzenschein und Fackeln stimmungsvolle Akzente. Zusätzlich gibt es Musik - normalerweise.
Buchhändlerin Elisabeth Röttsches aus Herne-Mitte macht eine andere Erfahrung: „Viele Menschen wollen, dass wir nach der Krise auch noch da sind.“ Deshalb bestellten sie Bücher und Kalender nicht beim Platzhirschen Amazon, sondern bei ihr; die Ware werde dann ebenfalls nach Hause geschickt. Das tue gut – mache die Verluste aber nicht wett. Röttsches rechnet damit, dass das Literaturhaus im Weihnachtsgeschäft wegen Corona rund 20 Prozent an Umsatz verliert.
Kunden wandern ab - ins Internet und in andere Städte
Und nach der Pandemie? Dann, so sind sich die Geschäftsleute einig, seien die Zentren nicht mehr die gleichen. Kommt es in Herne vermehrt zu Geschäftsschließungen, dann wanderten die Kunden ab – nicht nur ins Internet, sondern auch in benachbarte Städte, sagt Olaf Kenkmann, der Chef des Einzelhandelsverbands.
Ähnlich äußern sich Norbert Menzel und Jens Rohlfing, die Chefs der Werbegemeinschaften. In Herne-Mitte und Wanne-Mitte würden große Anstrengungen unternommen, um die Innenstädte zu verschönern und den Handel zu stärken. Und nun das: „Corona ist ein großer Rückschlag“, sagt Rohlfing. Auch Kollege Menzel schaut pessimistisch nach vorn. Er fürchtet weitere Beschränkungen. Sollte es dann sogar zu einem kompletten Lockdown kommen, so der Vorsitzende der IG City, „dann wäre das der Tod“.
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