Herne. Der „November-Lockdown“ wird fortgesetzt – mit strengeren Regeln. In Herne fürchten sich die Betroffenen vor den Folgen.

Bund und Länder haben sich am späten Mittwochabend auf eine Fortsetzung des „November-Lockdowns“ bis zum 20. Dezember geeinigt, teilweise mit neuen und verschärften Maßnahmen . So fallen die Reaktionen in Herne aus.

Der Handel

Olaf Kenkmann, Vorsitzender des Einzelhandelsverbands, glaubt, dass die Kundenfrequenz in den Geschäften weiter sinkt: In Geschäften bis 800 Quadratmetern ist höchstens eine Person pro 10 m 2 erlaubt, in größeren Geschäften ein Kunde pro 20 m 2 . Das sei für den Handel bitter. Beim Sporthändler Decathlon sieht man sich aber gut vorbereitet. Die Verkaufsfläche betrage etwa 6800 Quadratmeter, so dass sich gleichzeitig 340 Personen in der Großfiliale in Holsterhausen aufhalten dürften, sagt Filialleiter Dominik Frank. Ziehe man das Personal ab, komme man auf 290 bis 300 Kunden. An den Samstagen im November hätten sich durchschnittlich 200 Kunden gleichzeitig im Geschäft aufgehalten. „Wir werden das kommende Weihnachtsgeschäft beobachten und weiterhin unsere Schutzmaßnahmen konsequent umsetzen“, so Frank. Durch eine App könne das Team jederzeit die aktuelle Kundenanzahl einsehen.

Die Gastronomie

Der Dezember sei der wichtigste Monat, und ausgerechnet auch der falle nun weg, sagt Markus Galland, Chef des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Herne. Für manchen Gastronomen werde es jetzt „sehr brenzlig“, ein Aus drohe. Zwar sei es gut, dass der Bund Ausfallhilfen zahlen will, aber man wisse ja nicht, wann diese fließen. Für einige könnte es bereits zu spät sein. Das Außer-Haus-Geschäft helfe allenfalls ein wenig, Aushilfen etwa könnten damit weiterbeschäftigt werden, sagt Galland.

Die GEW

Der Herner GEW-Vorsitzende Carsten Piechnik sieht in den neuen Maßnahmen erste Schritte in die richtige Richtung, diese seien aber nicht konsequent.
Der Herner GEW-Vorsitzende Carsten Piechnik sieht in den neuen Maßnahmen erste Schritte in die richtige Richtung, diese seien aber nicht konsequent. © Archiv Ralph Bodemer

Die Herner GEW hatte in der Vergangenheit die Marschrichtung der Landesregierung harsch kritisiert. Die neuen Maßnahmen - Möglichkeit des Hybridunterrichts für Schüler ab der achten Klasse bei einer 7-Tage-Inzidenz von über 200 - sei ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, aber nicht konsequent genug, so der Herner GEW-Vorsitzende Carsten Piechnik. So ist für ihn der Inzidenzwert von 200 nicht nachvollziehbar.

Und wenn man bedenke, dass die Möglichkeit des Hybridunterrichts – also eine Mischung aus Präsenz- und Distanzunterricht – erst ab der achten Klasse gelten soll und dann auch nicht für Abschlussklassen, dann bleibe nicht viel übrig. Und nach wie vor sei die Landesregierung nicht bereit, bei den Schulabschlüssen anzusetzen.

Die Schulen

Schulleiterin Nicole Nowak in einer leeren Klasse im Haranni-Gymnasium.
Schulleiterin Nicole Nowak in einer leeren Klasse im Haranni-Gymnasium. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

„Ich ziehe den Präsenzunterricht vor“, sagt Nicole Nowak, Leiterin des Haranni-Gymnasiums und Sprecherin der Herner Gymnasien. Gerade zwei Coronafälle verzeichne die Schule aktuell und 40 Schüler in Quarantäne - für Nowak kein Anlass, auf Hybridunterricht zurückzugreifen, sofern er nicht angeordnet werde. Die Situation sei aber an den Schulen sehr unterschiedlich. In Einzelfällen sei bisher auch schon digital unterrichtet worden. In den „Tablet-Klassen“ sei dies gut möglich. Mit einem „pädagogischen Tag“ will sich am Freitag das Kollegium weiter fortbilden.

Die Kitas

Livia Leichner, Leiterin des Familienzentrums Dreifaltigkeit, ist hin- und hergerissen: Auf der einen Seite sei die Entscheidung, die Kitas nicht zu

Livia Leichner, Leiterin des Familienzentrums Dreifaltigkeit, hätte sich gewünscht, dass auch Kitas ab dem 18. Dezember schließen können.
Livia Leichner, Leiterin des Familienzentrums Dreifaltigkeit, hätte sich gewünscht, dass auch Kitas ab dem 18. Dezember schließen können. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

schließen, für die Eltern wichtig, „denen wurde schon sehr viel zugemutet“. Auf der anderen Seite bedauere sie es, dass Kitas grundsätzlich bei den Planungen ausgeklammert würden: „Uns hat man einfach nicht auf dem Schirm.“ Leichner hätte sich gewünscht, dass auch für Kitas eine Regelung wie in den Schulen gefunden worden wäre und sie ab dem 18. Dezember hätten schließen können. „Ich denke, dass zwei Tage von den Eltern zu stemmen gewesen wären.“ Erst diese Woche seien die 90 Kinder und Erzieher aus einer zweiwöchigen Quarantäne zurückgekehrt.