Herne. Herne hat 2019 den Klimanotstand ausgerufen. Mit welchen Folgen? Und was hat sich seither getan? Die Meinungen in der Politik gehen auseinander.
Im vergangenen Jahr, im Sommer, hat Herne den
Klimanotstand
ausgerufen. Der Beschluss war mehr oder weniger
symbolisch
, verbindliche Ziele wurden nicht definiert. Außer: Die Verwaltung wurde beauftragt, mindestens alle zwölf Monate über Auswirkungen der
CO2-Emissionen
und der Treibhausgasemissionen zu berichten. Nun ist es so weit: Erstmals legt die Stadt die gewünschten Zahlen vor.
Generell gilt: Es komme zu einem globalen Anstieg der Temperaturen mit weitreichenden Klimaveränderungen, heißt es in einem Bericht der Stadt an die Politik. Besonders auffällig seien zuletzt die beiden ungewöhnlich niederschlagsarmen Sommer in unserer Region gewesen. So habe Herne 2019 den drittwärmsten Sommer seit Messbeginn im Jahr 1951 erlebt, der Sommer 2020 sei nicht ganz so heiß gewesen. Folgen: Es sei zu trocken gewesen.
Herne: HCR hat zwei Elektrobusse angeschafft
Und was macht die Stadt? Neben den Folgen will sie nun auch jährlich berichten, was sie gegen die Treibhausgas-Emissionen unternimmt. Die Stadt habe eine
Klimamanagerin
eingestellt, heißt es in der Verwaltungsvorlage, außerdem sei sie als Modellkommune an der Solarausbau-Initiative des Regionalverbands Ruhr (RVR) beteiligt. Zu Letzterem: Das Fördergebiet sei mittlerweile auf die gesamte Stadt ausgeweitet worden, zehn Anträge von Bürgern zur Förderung einer Solaranlage seien bislang eingegangen, eine Anlage sei fertig.
Darüber hinaus machten vier Herner Betriebe beim
Projekt „Ökoprofit“
mit, ließen sich also von Experten beraten und investierten in den Umweltschutz. Und: Im städtischen Fuhrpark gebe es aktuell 13 E-Fahrzeuge, sechs weitere folgten in diesem Jahr. Die Zahl der Hybridfahrzeuge soll von sieben auf elf steigen, die der elektrischen Gehwegkehrmaschinen von eins auf drei.
Auch die städtischen Töchter hätten in den Umweltschutz investiert, so das Rathaus. So sei bei den Stadtwerken die Fernwärme ausgebaut worden, auch die Zahl der E-Ladesäulen steige auf 32. Die HCR habe unter anderem im vergangenen Jahr 15 neue Linienbusse der Abgasnorm Euro 6 in Betrieb genommen, in diesem Jahr zwei Elektrobusse.
Nicht zuletzt sei Wald gepflanzt worden. Auf dem Gelände der Zentraldeponie Emscherbruch seien zunächst
2,5 Hektar Wald gerodet worden
. Die Betreibergesellschaft müsse Ersatzpflanzungen im Verhältnis 1:2 durchzuführen. In diesem Jahr würden rund 4,9 Hektar auf städtischen Grundstücken in Herne aufgeforstet.
Kritik und Lob für den bisherigen Weg
Pascal Krüger, Vorsitzender des Umweltausschusses, reichen diese Maßnahmen nicht: Herne gehe „nur mit Trippelschritten voran“, bewege sich sogar „teils rückwärts“ und habe „noch keinen Plan“, wie die notwendigen Klimaschutzziele erreicht werden können, sagt er zur WAZ. Siehe der Energiebereich: Nicht einmal zwei Prozent des Potenzials an Erneuerbaren Energien werde vor Ort genutzt. Durch Kampagnen, eigene Investitionen, Mieterstrom-Modelle, Balkonmodule, Service und Beratung müsse mehr geschehen. Oder Verkehr: Einzelmaßnahmen schafften noch nicht die Mobilitätswende, so der Ratsherr der Grünen. Eine einzige Fahrradstraße gebe es mit großzügigen Ausnahmen für Autos, ein Gesamtkonzept für den Radverkehr oder höhere Investitionen ließen auf sich warten. Nicht zuletzt: Bäume würden innerstädtisch gefällt und Flächen versiegelt.
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Roberto Gentilini
anders. So manches sei bereits erreicht worden, bilanziert er. Doch er sagt auch: „Man darf jetzt nicht die Hände in den Schoß legen, man muss immer weiter machen.“ So müssten beispielsweise Unternehmen stärker in die Pflicht genommen werden, etwas für den Umweltschutz zu machen. Er verspricht sich viel von dem neuen Ausschuss für Digitalisierung, Infrastruktur und Mobilität. Dieser könnte einen Schub geben für weniger Treibhausgase.
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