Herne. In Herne hat die neue Wahlperiode begonnen. Hier unsere Polit-Kolumne „Politgeflüster“ – diesmal mit „Parteifreunden“, Pöstchen und einem T-Shirt.

Die neue Wahlperiode in Herne hat begonnen. Was es Neues gibt: eine weitere Bürgermeisterin, ein T-Shirt und Krach in einer Fraktion.

Vierter Bürgermeister

Die Politik hat in dieser Woche wieder Fahrt aufgenommen, im Mittelpunkt stand die Wahl der Bürgermeister. Und da gab es direkt eine Überraschung: Statt zwei gibt es künftig drei Bürgermeister, also ehrenamtliche Vertreter des Oberbürgermeisters. Die rot-schwarze Mehrheit hat, großzügig wie sie ist, auch den Grünen einen Posten geschenkt. Grund: Einen Dezernenten kriegen die Grünen nicht mehr, und in eine Koalition dürfen sie auch nicht. Nun gibt’s immerhin ein Zückerchen für die Partei. Dass den dritten Bürgermeister bislang keiner vermisst hat, steht auf einem anderen Blatt. Bei den Linken soll es schon Bestrebungen geben, auch einen Bürgermeister zu fordern. Drei oder vier – ist dann auch egal, heißt es.

Bestes Outfit

Er war schon in mehreren Parteien (und hat so manchen Ärger mitgemacht): Günter Nierstenhöfer (Piraten).
Er war schon in mehreren Parteien (und hat so manchen Ärger mitgemacht): Günter Nierstenhöfer (Piraten). © WAZ | Muscheid

Den Preis für das beste Politiker-Outfit der Woche geht an – Günter Nierstenhöfer. Als Bezirksverordneter in Wanne stellte er in den vergangenen Jahren unzählige Anfragen, im September wurde der Piraten-Mann dann nicht mehr gewählt. Als Zuschauer will er aber dennoch weiter in der Bezirksvertretung Wanne dabei sein und seine gefürchteten Fragen stellen, kündigte er in der konstituierenden Sitzung an. Ach ja: sein Outfit: „Lieber in einer Partei als gar keinen Ärger“, stand auf seinem T-Shirt.

Frust und Ärger

Es ist nur ein Gerücht, dass Nierstenhöfer dieses T-Shirt an die CDU-Ratsfrau Bettina Szelag weiterreichen will. Die ehemalige Fraktionschefin ist Anfang der Woche völlig überraschend von ihren „Parteifreunden“ entmachtet worden. Nach den Kommunalwahlen im September wurde die engagierte Sozialpolitikerin als stellvertretende Fraktionschefin gewählt, und nun, als der Interimsvorstand zum Start der neuen Wahlperiode bestätigt werden sollte, mit 8:3 Stimmen wieder abgesägt. Warum? Darüber schweigt sich der Vorstand aus, auch Szelag will nicht sprechen.

Bedient: Ex-CDU-Fraktionschefin Bettina Szelag.
Bedient: Ex-CDU-Fraktionschefin Bettina Szelag. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Hinter den Kulissen ist zu hören, dass einige Mitglieder des Vorstands die Ex-Fraktionschefin für das schlechte Wahlergebnis der CDU bei den Kommunalwahlen verantwortlich machen. Sie sei „zu nett“ gegenüber dem OB und dem Partner SPD aufgetreten, heißt es. Das Fass zum Überlaufen gebracht hätten zuletzt Aktionen in der Geschäftsstelle, heißt es nebulös. Ob Szelag nun hinschmeißt? Der neue Fraktionschef Timon Radicke will das verhindern: Er sei mit seiner Vorgängerin „vertrauensvoll und freundschaftlich verbunden“, sagt er zur WAZ. Um anzufügen: „Ich brauche sie: Ich kann und will auf diese Erfahrung nicht verzichten.“ Verzichten würde Radicke dagegen gerne auf den Krach, Ärger und Frust in seiner Fraktion, den er sich nun direkt zu seinem Start als Fraktionschef eingefangen hat. Vielleicht sollte er sich lieber das T-Shirt von Günter Nierstenhöfer holen.