Herne. Die Stadt Herne will in Röhlinghausen für den Neubau einer Kita 14 Bäume fällen. Warum die Politik dies abgelehnt hat und wie es nun weitergeht.

14 Bäume sollen an der Barbarastraße in Röhlinghausen für den Neubau einer sechsgruppigen Kita mit bis zu 110 Plätzen gefällt werden. Das letzte Wort ist bei der Baumfällung allerdings noch nicht gesprochen: Die Bezirksvertretung Eickel hat den Beschlussvorschlag der Verwaltung abgelehnt und eine nochmalige Prüfung der Pläne beauftragt. Kein Einzelfall, denn: Auch in Pantringshof und Herne-Süd hatte es Widerstand gegen mit Baumfällungen verbundene Baupläne der Stadt gegeben - mit Erfolg.

SPD äußert Zweifel an der Vorlage der Verwaltung

Das Veto wurde im Bezirk Eickel auf Initiative der SPD eingelegt, nachdem sich alle Bezirksparteien die Situation bei einem Ortstermin noch einmal angeschaut hatten. SPD-Bezirksfraktions-Chef Willibald Wiesinger stellte in der Sitzung nicht den Kita-Neubau an diesem Standort als Ersatz für die in der direkten Nachbarschaft abgängige Kita Hofstraße in Frage. Der SPD gehe es darum, einige Bäume zu retten.

Zehn Mitglieder scheiden aus

Wenn es in der konstituierenden Sitzung der Bezirksvertretung Eickel am 5. November erneut um die Baumfällungen geht, wird der Großteil des Gremiums nicht mehr dabei sein: Zehn der insgesamt 15 Mitglieder scheiden aus.

Das gilt auch für Bezirksbürgermeister Martin Kortmann (SPD), der in den Rat wechselt. „Es war mir eine Ehre“, sagte der 59-Jährige in seiner allerletzten Sitzung, die im Sud- und Treberhaus rekordverdächtige dreineinhalb Stunden dauerte.

Zweifel äußerte die SPD unter anderem an der „üppigen Bauweise“ und des Standorts des Neubaus. Ebenfalls hinterfragt wurde, dass zwei große Eschen für einen Parkplatz gefällt werden müssten. Die SPD schlug alternativ vor, Parkstreifen an der angrenzenden Straße Am Alten Hof für den Stellplatznachweis heranzuziehen.

Jugendamts-Chefin spricht von einem Dilemma

Jugendamts-Leiterin Stephanie Jordan bat die Politik um Verständnis für die Baumfällungen.
Jugendamts-Leiterin Stephanie Jordan bat die Politik um Verständnis für die Baumfällungen. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Jugendamts-Chefin Stephanie Jordan bat um Verständnis für die Pläne der Stadt: „Das ist ein Dilemma. Uns ist bewusst, dass viele Bäume gefällt werden müssen.“ Für Neubaupläne an diesem und anderen Standorten gebe es aufgrund der derzeit in Herne fehlenden 960 Kita-Plätze aber keine Alternative.

Auch interessant

Die Größe des Neubaus sei nicht überdimensioniert, betonte sie. Und: Bei der Platzierung des Baukörpers sei Stadtgrün beteiligt gewesen. Ein „Verschieben“ des Gebäudes würde dazu führen, dass noch mehr Bäume gefällt werden müssten.

Einstimmiges Votum gegen die Stadtvorlage

Trotz der Bedenken der Verwaltung und der Hinweise der für den Bau zuständigen Herner Schulmodernisierungsgesellschaft auf den „sehr engen Zeitrahmen“ - die Maßnahme soll 2020 ausgeschrieben werden - lehnte die Bezirksvertretung die vorgeschlagene Fällung der Bäume einstimmig ab (bei Enthaltung der CDU und der Grünen). Möglichst in der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung am 5. November soll die Stadt das Ergebnis der Prüfung vorlegen. Die bisherige Kindertagesstätte an der Hofstraße 6 bleibt übrigens möglicherweise als Dependance für die neue Kita erhalten, so die Stadt zur WAZ.

Auch interessant

Auch bei der städtischen Planung für eine Erweiterung der Kita Pantringshof und der Einrichtung eines Jugendhilfezentrums am Hölkeskampring hatte es Protest aus den zuständigen Bezirksvertretungen Sodingen und Herne-Mitte gegeben. Am Hölkeskampring konnten zwei Bäume gerettet werden, in Pantringshof dauere die Prüfung noch an, so die Stadt.

Weitere Berichte aus Herne und Wanne-Eickel finden Sie hier.