Herne. In Kürze startet die Vermarktung der 22 Grundstücke am Herner Stadtgarten. Das sagt der Stadtentwicklungs-Chef zur Kritik an den Baumfällungen.
Nur noch das alte Vereinsheim, Reste der Ballfangzäune und der Flutlichtmasten und natürlich das rote Aschefeld erinnern an einen Fußballplatz. Das Feld am Stadtgarten - im Volksmund Hippenwiese genannt - wird sich in ein Wohngebiet verwandeln. In wenigen Tagen beginnt die Vermarktung. Die Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) nahm dies am Mittwoch zum Anlass, das Projekt - das im Vorfeld wegen der Baumfällungen in der Kritik stand - nochmals zu erläutern.
Zunächst die Rahmendaten: Es entstehen 22 Grundstücke. Acht davon gruppieren sich um einen Anger (so etwas wie ein Dorfplatz), der in der Mitte des einstigen Fußballplatzes angelegt wird. Diese Häuser sollen Flachdächer erhalten, die begrünt werden. Die 14 weiteren Wohneinheiten orientieren sich in ihrer Erscheinung an den Bestandsgebäuden rund um den Platz.
Bürgerinitiative nahm Einfluss auf den Entwurf
Das Gebiet soll keine in sich geschlossene Siedlung werden. Von der Straße „Am Stadtgarten“ wird es durch den Anger einen Weg in eben jenen Stadtgarten geben. SEG-Chef Achim Wixforth wies darauf hin, dass es der Bürgerinitiative, die sich gebildet hatte, im konstruktiven Austausch mit der Stadt gelungen sei, Einfluss auf die Qualität des Entwurfs zu nehmen. So habe die SEG Abstand vom ursprünglich vorgesehenen Geschosswohnungsbau in den Eckbereichen genommen, Grünerhalt sei wichtiger als Rendite gewesen, so Wixforth.
Am 26. September startet das Bieterverfahren, mit dem die zukünftigen Eigentümer gesucht werden. Das Mindestgebot liegt bei 450 Euro pro Quadratmeter erschlossenes Wohnbauland. Die Abbrucharbeiten starten noch in diesem Jahr, erste Bauaktivitäten könnten im Herbst 2021 starten.
Bei der Planung soll geschaut werden, ob der ein oder andere Baum nicht doch stehen bleiben kann
Wixforth ging auch auf die Kritik an der Fällung von mehr als 30 Bäumen ein. Dafür würden selbstverständlich Ersatzpflanzungen vorgenommen - mindestens die gleiche Anzahl, „wenn es nach uns geht, noch mehr“. Außerdem würde im Planungsprozess geschaut, ob der ein oder andere Baum nicht doch stehen bleiben kann.
Hinzu komme, dass das bisherige Spielfeld, das mit seinem Aschebelag eine ökologische Wüste ist, durch das Anlegen von Gärten und Vorgärten zu mehr als der Hälfte entsiegelt werde. Unter anderem verbiete die Gestaltungssatzung Steingärten, die Vorgärten werden fünf Meter breit, um einen kleinkronigen Baum pflanzen zu können. Im Bebauungsplan sei außerdem geregelt, dass pro 500 Quadratmeter Grundstücksfläche in den Privatgärten ein großkroniger Baum gepflanzt werden muss. Wixforth: „Niemand will den Charakter der Allee aufgeben, sondern stärken.“ Die Bäume an der Grenze zum Stadtgarten dürfen nicht gefällt werden.
Mit modernem Wohnungsangebot soll Steuer- und Kaufkraft in der Stadt gehalten werden
Der SEG-Chef teilte auf Nachfrage der WAZ mit, dass es bereits jetzt ein großes Interesse an diesem Projekt gibt. Mehr als 100 Interessenten hätten sich gemeldet, rund die Hälfte davon kämen nicht aus Herne. So ist davon auszugehen, dass der Quadratmeter deutlich mehr kosten wird als das Mindestgebot von 450 Euro. Diese starke Nachfrage nach neuem Wohnraum gelte auch für andere Flächen, zum Beispiel für die geplante Bebauung an der Reichsstraße in Eickel.
Lärmschutz: Stadt in engem Austausch mit Parkhotel
Im Zuge der Planungen hatte sich Parkhotel-Pächter Hendrik van Dillen zu Wort gemeldet mit der Befürchtung, dass Veranstaltungen wie Hochzeiten und Geburtstagsfeiern durch die Nähe zu dem neuen Wohngebiet künftig nicht mehr durchführbar seien.
Man sei in engem Austausch mit dem Parkhotel, so Planungsdezernent Karlheinz Friedrichs. Es habe erste Geräuschpegelmessungen gegeben. Sollten Lärmschutzmaßnahmen erforderlich sein, werde die Stadt sie umsetzen und finanzieren.
Diese neuen Wohnbaugebiete - ebenso wie die Vorhaben der Deutschen Reihenhaus bei Knipping-Dorn und an der Horsthauser Straße - sind Teil einer größeren Strategie. Herne hat einen relativ alten Wohnungsbestand, mit einem modernen Angebot sollen junge Familien, aber auch Besserverdiener in die Stadt geholt oder hier gehalten werden. Oberbürgermeister Frank Dudda: „Wir haben kein Interesse, dass Menschen mit guten Einkommen in die Speckgürtel ziehen.“ Die Stadt wolle Steuer- und Kaufkraft in Herne binden, das Projekt am Stadtgarten diene auch der Stützung der Innenstadt.
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