Herne. Frank Dudda gewinnt OB-Wahl mit großem Vorsprung vor Timon Radicke (CDU). Ratswahl: Schlappe für Union, Grüne sind drittstärkste Partei.

Frank Dudda bleibt Oberbürgermeister in Herne. Der 57-jährige SPD-Politiker feierte einen Erdrutschsieg: Dudda erzielte über 60 Prozent der Stimmen und baute seinen Vorsprung gegenüber der OB-Wahl vor fünf Jahren sogar noch aus. Seine vier Mitbewerber waren ohne jede Chance.

Auch bei der Wahl des Rates setzten sich die Sozialdemokraten klar durch: Sie erreichten wieder rund 44 Prozent der Stimmen, auch hier landete die CDU weit abgeschlagen auf Platz zwei und nur relativ knapp vor den Grünen.

„Auf dem Weg zur neuen „Herzkammer“ der SPD

In einem ersten Statement sprach der neue und alte Oberbürgermeister von einem „tollen Tag“. Es lohne sich, für eine Partei einzustehen, die so viel für die Menschen getan habe. So ein Ergebnis bekomme man nicht alle Tage. Mit Blick auf die Ergebnisse der Ratswahl sagte Dudda, dass Herne auf dem besten Weg sei, die neue Herzkammer der SPD zu werden.

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Er zeigte sich nicht so sehr von seinem Wahlerfolg überrascht, allerdings von der Deutlichkeit. Er habe aber in den vergangenen Wochen den Wunsch verspürt, dass die Stadt einen deutlichen Schritt nach vorn mache. Dass diese Stimmung so vehement gewesen sei und sich im Wahlergebnis spiegele, freue ihn umso mehr. Und er kündigte an: „Wir werden mit Volldampf weitermachen. Es gibt gute Entwicklungen, die wir jetzt endgültig auf den Weg bringen.“ Und weiter: „Heute haben wir Unterstützung für unseren Aufholprozess bekommen.“ Dudda ist sich sicher, dass nach dieser Wahl anders auf Herne und die Herner SPD geschaut werde

Timon Radicke (CDU) ist enttäuscht

Enttäuschung bei der CDU: Timon Radicke und Bettina Szelag im Eickeler Park.
Enttäuschung bei der CDU: Timon Radicke und Bettina Szelag im Eickeler Park. © Foto Funke Services | Klaus Pollkläsener

Der Verlierer der OB-Wahl, Timon Radicke (CDU), bekannte, dass er von seinem Ergebnis enttäuscht sei. Aber auch das Gesamtergebnis der Union sei enttäuschend: „Wir hätten gedacht, dass wir gerade mit dem Bildungsthema mehr Zustimmung bekommen“. Offenbar sei die CDU damit nicht zu den Wählern durchgedrungen.

Jetzt, so Radicke, müsse sich die CDU auf die parlamentarische Arbeit konzentrieren. Er wolle für den Fraktionsvorsitz kandidieren, kündigte er am Abend an. Radicke bot OB Dudda und SPD-Parteichef Alexander Vogt zudem eine „konstruktive Zusammenarbeit“ mit der CDU Herne an. Bislang regiert im Rat eine rot-schwarze Koalition.

Grüne freuen sich über „traumhaftes Ergebnis“

Pascal Krüger, Oberbürgermeister-Kandidat und Parteichef der Grünen, sprach trotz seiner Niederlage bei der OB-Wahl von einem „traumhaften Ergebnis“ für die Herner Grünen. So viele Menschen wie noch nie hätten in Herne Grün gewählt. Die zweistelligen Zwischenergebnisse der AfD dämpften die Freude bei den Grünen ein wenig.

Krüger und Ratsfraktions-Chef Thomas Reinke zeigten sich offen für Gespräche mit der SPD für eine Neuauflage einer rot-grünen Ratskooperation.

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Frust bei Linken und FDP

Wahlparty der Linken in der Kulturbrauerei Hülsmann: Daniel Kleibömer (re.) und Veronika Buszewski.
Wahlparty der Linken in der Kulturbrauerei Hülsmann: Daniel Kleibömer (re.) und Veronika Buszewski. © Foto Funke Services | Klaus Pollkläsener

Groß ist die Enttäuschung bei Linken und FDP. Die Linken seien bei der Ratswahl regelrecht abgeschmiert, kommentierte ein frustrierter OB-Kandidat Daniel Kleibömer. Nachvollziehen könne er das schlechte Ergebnis nicht, sagte er. Offenbar habe das Thema Soziales diesmal kaum eine Rolle gespielt. Erfreulich sei immerhin, dass die AfD in Herne unter 10 Prozent geblieben sei.

Enttäuscht vom Ergebnis der Oberbürgermeister-Wahl zeigte sich auch FDP-OB-Kandidat und Parteichef Thomas Bloch. Er landete unter den fünf OB-Kandidaten auf dem letzten Platz. Dass er sich sogar hinter Daniel Kleibömer (Linke) einreihen müsse, kratze an seinem Ego, bekannte der FDP-Parteivorsitzende.

Enttäuscht ist Bloch auch über das Ergebnis der Liberalen bei den Ratswahlen. Das Stimmenergebnis sei viel zu wenig für den Aufwand, den die Partei betrieben habe. Bitter: Die FDP wollte wieder in Fraktionsstärke in den Stadtrat einziehen – vergeblich. Nun gelte es, eine gute Politik zu machen und in fünf Jahren einen neuen Anlauf zu machen.