Herne. Die Herner Beratungsstelle der Verbraucherzentrale hat ihre umgebauten Räumlichkeiten offiziell eingeweiht. Bis dahin war es ein weiter Weg.

Die Herner Beratungsstelle der Verbraucherzentrale an der Freiligrathstraße 12 ist nach dem mehrmonatigen Umbau offiziell wiedereröffnet worden. Leiterin Veronika Hensing nahm bei der Einweihung eine begriffliche Anleihe bei Oberbürgermeister Frank Dudda und sprach von einem Meilenstein. Dass dieser Begriff durchaus angebracht ist, offenbart sich, wenn man zurückblickt, wie lange es gedauert hat, bis die Räume und die Personalsituation an die Erfordernisse wurden.

Schon kurz nach ihrem Wechsel nach Herne im Jahr 2012 wünschte sich Hensing die Verbesserung der räumlichen Situation, allerdings war es zunächst ein barrierefreier Ausbau. Doch das war längst nicht das einzige Problem. Im WAZ-Interview 2017 klagte Zoller darüber, dass sie quasi im öffentlichen Raum berate. Konkret: In dem großen Raum konnten Wartende die laufende Beratungsgespräche mithören, teilweise hätten sie sich sogar in die Gespräch eingemischt. Ein unhaltbarer Zustand. Und gerade mit Einführung der Datenschutzgrundverordnung äußerst bedenklich.

Der Umbau der bestehenden Räume wurde zunächst als zu teuer eingeschätzt

In dem großen Raum wurde ein zusätzliches Beratungsbüro gebaut, so dass nun parallel beraten werden kann.
In dem großen Raum wurde ein zusätzliches Beratungsbüro gebaut, so dass nun parallel beraten werden kann. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

In der Politik konnte man die Raumnot nachvollziehen - und suchte nach Lösungen. Zeitweise wurde ein Umzug in Betracht gezogen, allerdings schnell wieder verworfen. Doch die Pläne für einen Umbau der Beratungsstelle gerieten zwischenzeitlich auch ins Stocken, die Verwaltung erachtete ihn als „viel zu teuer“. Im vergangenen Jahr kam man jener Lösung nahe, die schließlich auch realisiert worden ist. Im großen Raum wurde durch das Einziehen von Wänden ein weiteres Beratungszimmer geschaffen, ein anderer Raum, der zuvor nur als Lager genutzt wurde, ist nun ebenfalls Beratungsbüro. Nun können beide Beraterinnen parallel Gespräche führen, auch Hygieneabstände können eingehalten werden.

Veronika Hensing ist erleichtert, dass ihr jahrelanger Kampf erfolgreich war. Möglich wurde dieser Umbau auch dadurch, dass die Raumdecke komplett saniert wurde (was zuvor als zu teuer eingeschätzt wurde). Zusätzlich wurde der Boden eingeebnet, vor die maroden Fenster im ehemaligen Bunker wurden neue Fenster gesetzt. Diese schließen allerdings nicht komplett. Der Grund: So werde Schimmel und Feuchtigkeit vermieden, aber Hitze und Kälte abgehalten.

„Verdient ist verdient.“ OB Frank Dudda schneidet mit Veronika Hensing symbolisch ein rotes Band zur Eröffnung durch.
„Verdient ist verdient.“ OB Frank Dudda schneidet mit Veronika Hensing symbolisch ein rotes Band zur Eröffnung durch. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Langer Kampf um eine zusätzliche halbe Stelle

Ebenso lange wie für geeignete Räume kämpft Hensing für eine zusätzliche halbe Stelle. Der Grund: Herne war lange die einzige kreisfreie Stadt, in der die Beratungsstelle der Verbraucherzentrale nur mit einer Stelle ausgestattet war - bei einer großen Zahl an Anfragen. Die Konsequenz schilderte Hensing schon vor Jahren: Stecke sie im Beratungsgespräch, blieben Telefonanrufe zwangsläufig unbeantwortet. Auch bei der Geschäftsleitung der NRW-Verbraucherzentrale in Düsseldorf erkannte man, dass in Herne dringender Handlungsbedarf besteht.

Bei der Lösung der Finanzierungsfrage für eine zusätzliche halbe Stelle wurden die Herner Stadtwerke mit ins Boot geholt, so dass am 1. März Bianca Pilath ihre Beratungstätigkeit beginnen konnte - sie hat mit ihrem Schwerpunkt Reiserecht mit dem Beginn der Coronapandemie jede Menge zu tun.

3338 Verbraucheranfragen in 2019

Wie gefragt die Herner Beratungsstelle der Verbraucherzentrale ist, ergibt sich aus dem Jahresbericht, der vor wenigen Wochen veröffentlicht worden ist.

2019 verzeichnete sie 3338 Verbraucheranfragen. Mit 1044 Rechtsberatungen und -vertretungen hat sich die Beratungsstelle zumeist erfolgreich für die berechtigten Ansprüche von Ratsuchenden eingesetzt. 83 Prozent der Rechtsvertretungen konnte sie 2019 erfolgreich abschließen.

Kontakt zur Beratungsstelle: 02323 960425, herne@verbraucherzentrale.nrw

Renovierte Räume, eine zusätzliche Stelle - OB Frank Dudda kommentierte das kurz und knapp. „Verdient ist verdient.“ Er verdeutliche mit Hilfe von einigen Zahlen, wie sehr die Bevölkerung die Arbeit der Beratungsstelle schätzt. Setze man die Anzahl der Beratungen in Relation zur Bevölkerungszahl, stehe Herne weit oben in der Rangliste der NRW-Beratungsstellen.

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