Herne. Geocaching hat vor wenigen Tagen seinen 20. Geburtstag gefeiert. Auch in Herne gibt es zahlreiche Stellen, an denen man Schätze suchen kann.
Schulen dicht, Sportanlagen dicht, Ballett gestrichen, der Sohn funktioniert das Wohnzimmer zum Indoor-Fußballplatz um - es ist nichts Entscheidendes zu Bruch gegangen. Was stellt man als Eltern an, um die Kinder in Zeiten des Kontaktverbots an die frische Luft zu bekommen? Schlagen Sie mal einer 10- und einem 7-Jährigen Wandern oder Spazierengehen vor... Schatzsuche klingt gleich viel spannender. Ist es auch. Wir haben während des Lockdowns das Geocaching für uns entdeckt. Wie passend. Die digitale Schatzsuche ist vor wenigen Tagen 20 Jahre alt geworden. Auch in Herne gibt es zahlreiche Schätze zu entdecken.
Smartphone-App hat GPS-Geräte weitgehend abgelöst
Wobei Nicht-Eingeweihte wohl zunächst eine kleine Einführung benötigen: Beim Geocaching werden wasserdichte Behälter - gerne kleine Tupperdosen, aber auch Döschen, in denen früher Filmrollen steckten - in der Landschaft versteckt. Als bis vor wenigen Wochen Unerfahrene können wir sagen: Wer nicht nach ihnen sucht, sieht sie auch nicht. Um die Verstecke zu finden, benötigte man in der Epoche vor den Smartphones GPS-Geräte. Diese wurden mit den geografischen Koordinaten für ein Versteck gefüttert, die im Internet veröffentlich worden waren - und die Suche konnte beginnen.
Mit dem Smartphone sind die GPS-Geräte eigentlich überflüssig geworden (dazu später). Wer sich die Geocaching-App lädt, kann sich Schätze in der Nähe seines Standorts anzeigen lassen. Wer einen ansteuert, bekommt die Entfernung bis zum Ziel in Metern angezeigt. Die App zeigt Hinweise an, die bei der Suche helfen, wann ein Schatz zum letzten Mal gefunden worden ist oder Kommentare.
Ob Constantiner Wald, Plutohalde oder Herner Meer: Überall liegen Schätze
Das Wort Schatz ist für die Belohnung einer erfolgreichen Suche ziemlich groß. Manchmal sind es Playmobilfiguren, oft genug steckt in der Dose nur das zusammengerollte Logbuch, in das man das Datum eintragen kann, wann man den Schatz gefunden hat.
Aber es geht ja gar nicht um die Belohnung, die Suche selbst macht den Spaß aus. So haben wir als Familie Ecken in der Stadt durchstöbert, die wir zuvor nur vom Hörensagen kannten. Jetzt kennen wir die Idylle des Langeloh, haben uns im Constantiner Wald umgeschaut, haben die Aussichtsplattform der Plutohalde erklommen, sind durch den Landschaftspark Pluto (das frühere Optelaak-Gelände) gestreift und haben das Herner Meer entdeckt. Es waren doppelte Entdeckungsreisen, denn dort verbergen sich überall einer oder sogar mehrere Geocaches. Die Zahl der Schätze in Herne dürfte dreistellig sein.
Verstecke und Schätze werden mit viel Kreativität gestaltet
Jene, die Schätze verstecken, zeigen teilweise große Kreativität. Einerseits mit kleinen Hinweisen, andererseits bei der Gestaltung des Verstecks. Oft trügt der Schein. Wie ein Stromkasten, dessen Standort wir selbstverständlich nicht verraten. Der hat bei intensiver Betrachtung gar kein Kabel. Tatsächlich gehört er wohl zu den am aufwendigsten gestalteten Geocaches in der Stadt. Manchmal entpuppt sich auch ein unauffälliger Stein als Schatzdose. Und wer an der Schleuse in Wanne 60 Millionen Gramm in Tonnen umrechnen kann, ist dem Ziel ein ganzes Stück näher gekommen.
Wir konnten und haben den Schatz gefunden - um im gleichen Moment von einem Fahrradfahrer mit der Frage angesprochen zu werden: „Gefunden?“ Dirk Pedina hatte sich diesen Cache ausgedacht. Seit mehr als zehn Jahren gehört er der Gemeinde der Geocacher an und hat in dieser Zeit wohl mehrere hundert Schätze gesucht und gefunden. In früheren Jahren sei er - auch mit der ganzen Familie - fast jeden Tag unterwegs gewesen. Längst nicht nur in Deutschland, die Suche findet weltweit statt. Zu Beginn habe er ein GPS-Gerät benutzt, doch die Handy-App habe die Fahndung bequemer gemacht. Als erfahrener Cacher zählt er unter anderem einen Greifarm, eine UV-Lampe und einen Magneten zu seiner Ausrüstung - ein weiterer Hinweis auf den Einfallsreichtum der Verstecker. Für Pedina macht die Suche selbst den Reiz aus und das Erlebnis, wenn man einen schönen Schatz findet.
Auch Andrea Ellerbrock ist Jägerin und Sammlerin. Vor knapp zehn Jahren habe ihr Neffe das Geocaching gezeigt, seitdem ist sie fasziniert - um es zurückhaltend zu formulieren. Egal, wohin sie fahre, sie schaue auf der Handy-App erstmal, ob dort eine Schatzdose in der Nähe liegt. Sie selbst hat 25 ausgelegt und habe reichlich mit der Pflege zu tun. Manchmal verschwinden sie oder werden beschädigt. Und manchmal gibt es skurrile Missverständnisse. So hätten Nachbarn mal die Polizei gerufen. Sie hätten regelmäßig Menschen beobachtet, die in einem Gebüsch verschwanden und hätten dort ein Drogenversteck vermutet, erzählt Ellerbrock. Sie habe Nachbarn und Polizei über das harmlose Versteck aufgeklärt. Die Faszination fürs Geocaching sei bei ihr ungebrochen. „Wenn ich auf meiner Handyapp einen grünen Punkt sehe, muss ich dahin.“
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