Herne. Donnerstag kommen die Abschlussklassen an die Schulen zurück. Schon jetzt stoßen einige Schulen in Herne an ihre räumlichen Kapazitätsgrenzen.

Die Schulen in Herne bereiten sich auf die Öffnung für die Abschlussklassen vor. Damit ab Donnerstag die Abiturienten und Zehntklässler auf ihre Prüfungen vorbereitet werden können, müssen die Schulen ausgeklügelte logistische Konzepte erarbeiten. Denn mit Stühlerücken ist es bei weitem nicht getan, um Hygiene und Sicherheit zu gewährleisten.

Welchen Eingang benutzen die Schüler? Wann kommen sie an der Schule an? Wie kommen sie in die Klassen und wo sitzen sie dort? Mit all diesen Fragen beschäftigen sich die Gymnasien derzeit, wie ihre Sprecherin Nicole Nowak berichtet. Zunächst würden Pläne für die nächsten zehn Tage erarbeitet.

Corona in Herne: Schüler werden in Kleingruppen unterrichtet

Gelernt wird im Schichtbetrieb, sagt Nicole Nowak, Schulleiterin am Haranni. Denn die Kurse werden je nach Raumgröße in Kleingruppen von meist vier bis zehn Schülern aufgesplittet. Der Fachlehrer beantwortet dann in verschiedenen Lernschienen die Fragen der Schüler. Am Haranni-Gymnasium bedeutet das, dass die Schüler sich für ihre Leistungsfächer an zwei Tagen je vier Stunden treffen, für das dritte und vierte Fach einmal vier Stunden.

"Wir werden Pfeile auf den Boden machen, wie die Schüler laufen sollen", sagt Nicole Nowak. An der Gesamtschule Wanne-Eickel werden alle Flure zu Einbahnstraßen, erläutert Schulleiterin Katharina Rodermund, die sowohl die Abiturienten als auch die Zehner-Abschlussklassen versorgen muss. In den Klassenräumen müssen sich die Schüler zuerst die Hände waschen. "Wir empfehlen auf jeden Fall, einen Mundschutz mitzubringen", sagt Katharina Rodermund. Pflicht sei dieser bisher nicht, aber auch Nicole Nowak hofft, dass Schüler wie Lehrer einen Mundschutz tragen.

Feste Sitzplätze, individuelle Pausen

Jeder Schüler bekomme einen festen Platz. "Weder Räume noch Sitzpläne dürfen ohne Rücksprache geändert werden, um mögliche Infektionswege nachvollziehen zu können", betont auch Antje Fehrholz, Schulleiterin am Gymnasium Eickel. Die Schüler werden individuelle Pausen machen. "Sie werden im Vorfeld per E-Mail aufgeklärt, wie sie sich in den individuellen Pausen verhalten sollen, damit die Hygienebestimmungen eingehalten werden können", so Antje Fehrholz.

"Die Reinigung der Räume stellt uns vor ein Problem", sagt Katharina Rodermund. Denn nach jedem Kurs darf der Raum erst nach einer Grundreinigung wieder benutzt werden. "Man bekommt es nicht hin, dass die Reinigungsfirma tagsüber die Klassenräume gründlich reinigt", sagt sie. Deshalb stehe jeder Raum nur einem Kurs zur Verfügung und müsse dann geschlossen werden. Ein rotes Schild kennzeichnet einen solchen Raum. Erst nach der Reinigung wird das Schild auf grün geändert.

Raumkapazität der Schulen zum Teil ausgeschöpft

"Die Organisation an unserer Schule bedeutet, dass wir zum Teil zeitgleich zwölf Lerngruppen in unterschiedlichen Räumen mit unterschiedlichen Zugängen und unterschiedlichen Aufenthaltsorten während der Pausen in der Schule haben", sagt Wiltrud Zimmermann, Leiterin der Realschule Crange. "Damit ist die Kapazität am Vormittag meines Erachtens erschöpft." Und auch Katharina Rodermund sagt: "Noch eine weitere Gruppe Schüler in die Schule zu holen, ist völlig unmöglich."

Auch die Kapazität der Lehrkräfte sei begrenzt, da viele als Risikogruppe ausfielen. Und auch bei den Schülern werden am Donnerstag nicht alle anwesend sein. Am Haranni-Gymnasium haben sich etwa 14 Schüler abgemeldet, weil sie Vorerkrankungen haben oder auch Sorge, sich oder ihre Liebsten anzustecken. "Daraus wird niemandem ein Nachteil gemacht", betont Nowak.

Kritik aus Herne am NRW-Schulministerium

Sie glaubt, dass es mehr Ruhe gebracht hätte, wenn die Schulen geschlossen, es beim Homeschooling geblieben wäre. "Meine Erfahrung ist, dass es wichtig ist, eine Entscheidung zu treffen und diese dann in Ruhe durchzuziehen", sagt die Sprecherin der Gymnasien mit Wink Richtung NRW-Schulministerium. Die Schulen hätten sich darauf eingestellt, dass sie nach den Osterferien geschlossen blieben. Auch Schulamtsleiter Andreas Merkendorf kritisiert: "Das Land hat erst sehr spät die Hygienemaßnahmen veröffentlicht." Dennoch seien die Hygienestandards an allen Schulen erfüllt, bis Donnerstag sei zudem überall ausreichend Seife und Papiertücher vorhanden.

Antje Fehrholz ist sehr optimistisch, dass die Schüler gut mitmachen werden: "Es sind junge, verantwortungsvolle und fast erwachsene Menschen, die ja nun schon eine Zeit mit dem Virus in unserer Gesellschaft leben." Und auch Nicole Nowak möchte in all dem Stress Optimismus verbreiten: "Normal ist hier nichts und trotzdem versuche ich, ein Stückweit Normalität anzubieten." Denn die tue gerade allen gut.