Herne. Mehr Musik, bessere Teilhabe der Schüler: Antje Fehrholz möchte das Gymnasium Eickel nach vorne bringen. Dabei steht sie vor Herausforderungen.
Antje Fehrholz ist am Gymnasium Eickel keine Unbekannte. Bereits seit 2009 unterrichtet die 50-Jährige an der Gabelsbergerstraße. Nun hat sie die Nachfolge von Magdalene van Merwyk angetreten und sieht viele Herausforderungen, vor denen sie und die Schule stehen.
Frau Fehrholz, Sie kennen die Schule, waren zuletzt Koordinatorin der Erprobungsstufe. War der Wechsel ins Büro der Schulleiterin ein spontaner Entschluss?
Antje Fehrholz: Nein. Der Schritt war schon lange geplant. Frau van Merwyk hat mich bereits vor mehreren Jahren darauf angesprochen, ob ich mich für Schulleitung interessieren würde. Ich habe dann ein Orientierungsseminar gemacht, eine Schulleiterqualifizierung und Schulrechtsseminare besucht. Karriere sollte man vorbereiten. Wenn man Schulleiterin werden möchte, sollte man sich sehr früh damit auseinandersetzen und nicht erst, wenn eine Stelle frei wird.
Die wurde dann diesen Sommer frei. Stand für Sie fest, dass Sie am Gymnasium Eickel bleiben wollen?
Ja, ich kann mich mit dieser Schule komplett identifizieren. Das ist eine wirklich gute Schule. Das Kollegium ist toll, es ist harmonisch, ohne Grabenkämpfe, wie ich sie von anderen Schulen kenne. Hier ist jeder bereit zu arbeiten, auch mehr zu arbeiten, weil jeder weiß, in welcher Situation wir sind. Wir haben auch sehr, sehr nette Schülerinnen und Schüler. Ich wäre sehr traurig gewesen, wenn es mit der Stelle nicht geklappt hätte. Frau van Merwyk hat so viel in die Wege geleitet, und ich habe richtig Lust, das weiterzuführen. Es muss aber auch noch viel mehr gemacht werden.
Woran denken Sie da zum Beispiel?
Ich möchte eine Schule für alle, wo sich jeder wiederfindet, keine Schule mit Profilbildung. Wir haben einen guten MINT-Bereich, aber auch einen guten Bereich Sprache. Was hier so ein bisschen fehlt, sind die musischen Dinge. Wir haben zum Beispiel keine feste Theatergruppe. Wir haben eine Schulband, aber kein Orchester oder einen richtigen Chor. Das ist schade. Ich würde gerne den musisch-künstlerischen Bereich weiter ausbauen.
Gibt es weitere Ziele?
Ich würde mit dem Gymnasium Eickel auch gerne Europaschule werden. Wir sind schon bilingual in Geschichte. Wir haben Spanisch, Französisch und Englisch, wir machen den China-Austausch, eine England-Fahrt in Jahrgang 8 und einen Sprachkurs in Salamanca. Wir machen schon recht viel. Wenn wir es noch ein bisschen ausbauen, können wir das schaffen.
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Die Demokratisierung ist Ihnen auch wichtig.
Richtig. Unter anderem möchten wir „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ weiter verfolgen. Ich möchte die Schüler zu Demokraten erziehen, die Verantwortung übernehmen. Darunter fällt auch soziales Engagement – etwa in der Schülervertretung. Die Schülerinnen und Schüler haben Rechte, auch das Recht zur Partizipation. Sie dürfen hier mitbestimmen. Und auch die Eltern können mitgestalten.
Und nehmen Schüler dieses Recht auch wahr?
Ich beobachte generell in der Schülerschaft eine gewisse Gleichgültigkeit – gerade auch bei politischen Dingen. Ein Beispiel: die Gegendemo gegen die „besorgten Bürger“. Wie viele junge Menschen laufen da mit? Das sind Themen, da haben sie erstmal keine Meinung zu. Aber das, Meinungsbildung, gehört eben auch in die Schule, das muss thematisiert werden. Sie dürfen und sollen Gesellschaft mitgestalten.
Woran liegt diese Entwicklung?
Seit 2009 in Eickel
Antje Fehrholz ist verheiratet und Mutter von zwei erwachsenen Kindern. Sie arbeitete an einer Hauptschule in Bochum und einer Gesamtschule in Gelsenkirchen und in Oberhausen, bevor sie im Jahr 2009 ans Gymnasium Eickel kam.
Fehrholz, die mit ihrer Familie in Bochum lebt, unterrichtet die Fächer Spanisch, Deutsch und Englisch.
Viele Kinder sind gesättigt. Sie sind aufgewachsen in einem System, wo alles läuft. Es ist zu viel zu gut, als dass man sich einmischt. Wenn man aber hinter die Kulissen guckt, ist es nicht gut. Man muss den Blick schärfen für das, was in Schieflage ist. Was ist Unrecht und was ist Recht? In den sozialen Medien werden Probleme, wird nicht Tolerierbares einfach weggescrollt. Wir wollen eine Sensibilisierung der Schülerschaft im Bereich der Mediennutzung. Schule hat einen Bildungs- und Erziehungsauftrag, der über die reine Wissensvermittlung hinaus geht. Wir möchten die Schüler ganzheitlich erziehen.
Welche Rolle spielen dabei die Eltern?
Viele Kinder werden häufig zur Unselbstständigkeit erzogen. Die Überfürsorge wird teilweise zu einem Problem. Mein Appell an die Eltern: Traut eurem Kind etwas zu, sagt nicht immer „Pass auf, sei vorsichtig“, sonst traut sich auch das Kind irgendwann nichts mehr zu. Kinder können mehr, als man denkt.