Herne. Die Schulen sind wegen des Coronavirus dicht, gelernt wird nun zu Hause. Ein Experiment für alle Beteiligten - das in Herne gut angelaufen ist.
Seit gut einer Woche sind die Schulen in Herne zur Eindämmung des Coronavirus geschlossen. "Homeschooling", also Lernen zu Hause, ist nun angesagt. Für viele Eltern eine besondere Herausforderung, vor allem dann, wenn sie selbst im Homeoffice arbeiten müssen. Doch dieses "Experiment" scheint in Herne ganz gut angelaufen zu sein.
Die meisten Schulen haben auf ihrer Homepage Aufgabenpakete zum Download veröffentlicht, andere haben den Schülern Übungsblätter mitgegeben. Steffi Satt hat derzeit zwei Schulkinder zu Hause. Der Ältere ist Oberstufenschüler am Gymnasium Wanne und arbeite in diesen Tagen weitestgehend selbstständig.
Der Jüngere, ein Elfjähriger, besuche die Gesamtschule Erich-Fried und habe das Schulmaterial über eine Dropbox per E-Mail erhalten. 29 Seiten mussten ausgedruckt, zwei neue Bücher anschafft werden. "Eltern haben sich untereinander geholfen, wenn sie keinen Drucker hatten", schreibt die Mutter auf Facebook.
Corona: Eltern unterstützen sich bei Homeschooling gegenseitig
Eine Unterstützung, die auch Sehriban Bolat anspricht. "Wenn Fragen aufkommen, tauschen sich die Eltern in ,Whats App'-Gruppen aus", sagt sie. Die beiden Töchter der 33-jährigen Wannerin (elf und 13 Jahre alt) besuchen sonst das Gymnasium Wanne. Sie sagt, dass die Töchter "vollgepumpt" seien mit Aufgaben, die Erledigung aber gut laufe. "Ich muss sie gar nicht antreiben, schließlich haben sie ja im Moment nichts Besseres zu tun." Feste Lernzeiten habe sie nicht eingeführt, die Töchter machten die Aufgaben immer mal zwischendurch.
Mit den Anforderungen ist auch Stella Poko zufrieden, deren drei Kinder (sieben, neun und zwölf Jahre alt) die Grundschule Pantringshof und das Haranni-Gymnasium besuchen. "Die Aufgaben sind so gestellt, dass die Kinder selbständig arbeiten können", findet sie. "Klar haben sie auch mal eine Frage, aber die konnten bis jetzt alle gelöst werden."
Zudem hätten sich die Klassenlehrerinnen der beiden Grundschulkinder telefonisch erkundigt, wie sie zurechtkommen und angeboten, bei Fragen täglich erreichbar zu sein. Außerdem sei bei Rückfragen der Kontakt per E-Mail möglich - auch am Haranni-Gymnasium.
Lehrer inzwischen zur Sicherheit im Homeoffice
Auch das Kollegium der Hans-Tilkowski Hauptschule versucht, den Kontakt zu den Schüler aufrechtzuerhalten, sagt Schulleiter Lothar Heistermann. Inzwischen habe er fast das gesamte Kollegium aus Sicherheitsgründen angewiesen, ins Homeoffice zu gehen. Dort seien sie aber per E-Mail und Telefon für die Schüler erreichbar. Jeder Schüler habe Lernmaterial bekommen. "Ich habe das in Paketen vorbereitet, damit es nicht zu viel auf einmal ist."
Wichtig sei es in diesen Tagen für die Schüler vor allem, einen gewissen Rhythmus beizubehalten und nicht bis zum Mittag zu schlafen. Das halbe Pensum von einem normalen Schultag, also vier bis viereinhalb Stunden am Tag, hält er für angemessen. "Es sind alles Aufgaben, die zum Selbststudium geeignet sind", betont Heistermann.
In welcher Form die Lehrer eine Rückmeldung einholen, sei von Fach zu Fach verschieden, sagt Katharina Rodermund, Schulleiterin an der Gesamtschule Wanne-Eickel. "Jeder Lehrer und jede Lehrerin wird verantwortungsvoll die Ergebnisse einfordern, allerdings je nach Fach auf unterschiedliche Weise, je nach Aufgabenstellung."
Keine neuen Inhalte, sondern "kreative Lösungen"
Das Gymnasium Eickel handle, so Schulleiterin Antje Fehrholz, ganz im Sinne von NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer, und zitiert die Ministerin: "Die landesweite Einstellung des Unterrichts in den Schulen ist eine nie dagewesene Ausnahmesituation, die überall kreative Lösungen erfordert", habe diese gesagt. "Wir haben kreative Lösungen gefunden und auf unserer Homepage eine Materialsammlung für die Unter- und Mittelstufe zusammengestellt", sagt Antje Fehrholz. Es gebe Lernangebote zur Wiederholung und Projektaufgaben.
"Es ist klar, dass den Schülerinnen und Schülern aller Stufen und Klassen keine neuen Inhalte vermittelt werden können", ordnet die Schulleiterin das Ziel des Lernens von zu Hause ein. Dies sei auch von der Landesregierung nicht gewünscht. Hierzu brauche es dann doch den Unterricht vor Ort. Aber die Lehrer könnten auch von zu Hause unterstützen, indem sie zum Beispiel Texte korrigieren, Lösungen überprüfen, Rückmeldung geben, Fragen beantworten usw. Dieses Angebot würden die Schüler - zumindest bis jetzt - auch wahrnehmen.
>>> Notbetreuung wenig genutzt
- Die Notbetreuung wird zumindest an den weiterführenden Schulen in Herne kaum genutzt. Alle befragten Schulen gaben an, dass es bisher keine Schüler in Anspruch nehmen.
- Das könnte sich aber noch ändern, da die Landesregierung die Schulen angewiesen hat, die Notbetreuung ab Montag (23. März) auf das Wochenende und über die Osterferien zu erweitern. Auch der Personenkreis, der auf dieses Angebot zurückgreifen kann, wurde ausgeweitet.
- Als Ergänzung zu den Unterrichtsmaterialien der Schulen weist das NRW-Schulministerium auch auf das tägliche Schulfernsehen im WDR Fernsehen hin, dass nun täglich zwischen 9 Uhr und 12 Uhr ein Programm für Schülerinnen und Schüler im Grundschulalter ausgestrahlt.