Herne. Viele Einzelhändler müssen ihre Geschäfte geschlossen halten. Den Verkauf versuchen sie mit unterschiedlichen Mitteln aufrecht zu erhalten.
Lebensmittel oder Drogerieartikel, Medikamente - wer unter anderem diese Dinge verkauft, darf in Zeiten der Kontaktaktsperre sein Ladenlokal für die Kundschaft öffnen. Doch auch jene Händler, ihr Geschäft geschlossen halten müssen, suchen - und finden - Wege, wie sie den Verkauf aufrecht erhalten können. Einige Beispiele.
Das Elektrofachgeschäft Drüke & Loskill geht entschlossen in die Offensive. Vor der Eingangstür steht gut sichtbar ein Schild, auf dem steht: Telefon: geöffnet. Online: geöffnet. WhatsApp: geöffnet. Lieferservice: geöffnet. Großhandel: geöffnet. Nur unten, ganz klein steht: Ladenlokal geschlossen. Natürlich laufe das Geschäft nicht so wie bei einem geöffneten Ladenlokal, erzählt Thomas Bendig im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion, aber der Zuspruch auf den anderen Wegen sei relativ gut. Der Service wie die Reparatur oder Installation von Geräten laufe ganz normal weiter. Selbstverständlich unter Einhaltung der Hygienevorschriften. Und wenn ein Kunde es wünsche, werde bei Lieferung auch ein Gerät vor der Tür abgestellt.
Und wenn Kunden etwas neu kaufen möchten und Beratung wünschten? Die Technik macht es möglich. Die Beratung funktioniere telefonisch - und wenn jemand zum Beispiel die Innenaufteilung bei einem Kühlschrank sehen wolle, lasse sich das per Videofunktion bei einem Whatsapp-Anruf ohne Probleme bewerkstelligen.
Beratung der Kunden per Videoanruf
Diese Funktion spielt auch bei Nehle Reiter-Gies, Mitinhaberin der Boutique „Reiter Fashion“, eine wichtige Rolle. So könne sie Kunden verschiedene Kleidungsstücke zeigen. „Das klappt auch ganz gut.“ Um die Kollektion sichtbar zu machen, postet Reiter sehr viele Fotos auf Facebook und Instagram, damit Kunden schon mal schauen können, was im Angebot ist. Reiter, die jeden Tag im Laden an der Bahnhofstraße ist, hat eine gewisse Unsicherheit bei den Kunden festgestellt. Manche hätten wohl Bedenken, ob sie Reiter belästigen. Das Gegenteil sei der Fall. Kunden, die kaufen, werde die Ware entweder nach Hause geliefert oder kontaktlos an der Ladentür übergeben. Auch die Möglichkeit, Gutscheine zu kaufen, bestehe.
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Gutscheine als Mittel der Kundenbindung nutzt auch Tanja Weiß, Inhaberin der Boutique „Mode-Journal“ im Eickel-Center. Um ihren Stammkundinnen trotz geschlossener Tür die Möglichkeit zum Shoppen zu geben, ist Weiß auf eine andere Idee gekommen. Sie hat eine Vielzahl an Artikeln ins Schaufenster gestellt und nummeriert. Wer sich für ein Stück interessiere, kann sich per Telefon, E-Mail oder über den Postkasten melden. Die ersten Kundinnen hätten schon zugegriffen. Die Anprobe könnten die Kundinnen zu Hause machen, da gebe es eine gute Vertrauensbasis. Die Bezahlung erfolge per Banküberweisung.
„Shirts & Style“ in Wanne-Süd weist auf den Onlineshop hin, doch der fange nur sehr wenig von den Umsatzverlusten auf, so Inhaber Dirk Hannausek. Seine Hauptstandbeine seien Firmenkunden und die nun beginnenden Freiluftveranstaltungen, das Onlinegeschäft könne diese Verluste nicht ausgleichen.
...und dann gibt es noch jene Geschäfte, die geöffnet sind, aber kaum einer merkt es. Es kämen zwei Drittel weniger Kunden, erzählt Stefan Tönnies, Inhaber des Hauses der Optik in Wanne. Nachfrage gebe es nur bei Reparaturen oder anderen Dingen, die gerade benötigt würden.
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Dass „Wein & Spezialitäten Vössing“ geöffnet ist, wissen offenbar viele Herner nicht. Der Grund für die Erlaubnis: „Wir verkaufen Lebensmittel wie Nudeln“, so Marie-Claire Vössing. Aber die Menschen würden es nicht wahrnehmen. Im Moment lohne sich das Geschäft kaum. Deshalb könnte Vössing nach Ostern vor der Frage stehen, den Laden trotz Öffnungserlaubnis zu schließen.