Herne. . Mit dem Zusammenschluss mit Herne verschwand offiziell der Städtename Wanne-Eickel. Doch er wird längst als sehr gutes Marketinginstrument genutzt.
Auch nach 40 Jahren ist der (Phantom)-Schmerz nicht gewichen. Auch nach vier Jahrzehnten Städte-Ehe haben weite Teil der Wanne-Eickeler Bevölkerung das Gefühl, schlechter weggekommen zu sein beim Zusammenschluss. Ein Bündnis auf Augenhöhe wollen sie nicht erkennen. Doch in einer Hinsicht liegt Wanne-Eickel vorne. Mit dem Zusammengehen mag der Städtename - offiziell - erloschen sein. Unter Marketinggesichtspunkten ist er allerdings lebendiger denn je. Mit dem Doppelnamen lassen sich - im Gegensatz zu Herne - bestens Geschäfte machen.
Wie bei Dirk Hannausek: Der 47-Jährige ist Inhaber von „Shirts & Style - Textildruck fürs Ruhrgebiet“, doch das Ladenlokal an der Hauptstraße ist mindestens teilweise eine Hommage an Wanne-Eickel. Hannausek hat eine Reihe von T-Shirt-Motiven entworfen, zum Beispiel „Wanne-Eickel, Pottmitte“, dazu die Umrisse mit den alten Stadtgrenzen und dem roten Punkt in Röhlinghausen, der die geografische Mitte des Ruhrgebiets markiert. Zum Sortiment gehören Tassen, Taschen, Feuerzeuge, Schlüsselanhänger oder Aufkleber mit dem Städtenamen. Zwar könne er allein von Wanne-Eickel-Devotionalien nicht leben, doch der Name sei eine starke Marke - und ihm schon in die Wiege gelegt worden. Deshalb prangt der Name auch auf den „Mondbohnen“, einem Genießer-Kaffee...
...der auch im Weinhaus Wanne angeboten wird. Auch für Geschäftsführer Jens Rohlfing ist Wanne-Eickel ein Name, „mit dem man sehr gut arbeiten kann“. Herne klage immer über zu wenig Bekanntheit, das sei bei Wanne-Eickel völlig anders. „Der Name hat bundesweit einen Klang, mit ihm wird das Ruhrgebiet assoziiert. Positiv wie negativ.“ Ein Beispiel: Die Bettwäschegarnitur des Versanhändlers Bonprix, auf der Wanne-Eickel - als Kontrast - mit zahlreichen Weltstädten vereint ist (die WAZ berichtete).
Auch das Weinhaus pflegt intensiv Lokalkolorit, was sich in der Tatsache offenbart, dass zum Sortiment drei Pfälzer Weine gehören, die unter Wanner Namen verkauft werden: Wanner 3-Männer-Eck, Cranger St. Laurentius-Kapellchen und Eickeler Marktbrunnen. Die Etiketten entstanden in Kooperation mit der Gesellschaft für Heimatkunde. „Diese drei Weine gehören bei uns zu den erfolgreichsten“, so Rohlfing, der auch Hülsmann-Bier anbietet. „Es ist erstaunlich, wie groß die Erinnerung an diese Produkte ist.“ Dass auch die Wanne-Eickel-Edition von „Pralinen meiner Stadt“ im Weinhaus zu haben ist, zeigt, dass die Akteure ein Netzwerk geknüpft haben.
Wobei Angela Sulkowski, Inhaberin von „Pralinen meiner Stadt“, aus Gelsenkirchen zu diesem Netzwerk stieß - und als Ortsfremde zu Beginn einen dicker Patzer machte. Sie brachte - in Wanne - eine Herne-Edition heraus. Als Gelsenkirchenerin war ihr der feine Unterschied nicht bewusst. Folge: böse E-Mails. Mit finanzieller Hilfe des Weinhauses schob sie schnell die Wanne-Eickel-Edition nach. Die ist beim Absatz inzwischen Spitzenreiter.
Auch bei der Brennerei Eicker & Callen ist man sich bewusst, dass der Name Wanne-Eickel werbewirksam ist, „weil man ihn kennt“, so Thomas Callen. Die Kunden kämen, gerade weil es Wanner Produkte seien - zum Beispiel der Likör-Klassiker „Mond von Wanne-Eickel“. Peter Meinken, der mit der Alten Drogerie in Wanne-Nord die Brennerei übernommen hat, bestätigt, dass man in Wanne kaum Produkte mit Herner Etikett verkaufen kann. Doch er selbst hält von der strikten Trennung wenig. So „exportiert“ er auch seine Spirituosen an Kunden in Herne.