Herne. Nach der Schließung der Schulen wegen der Corona-Krise überlegen Schulleiter in Herne, wie sie die Schüler weiter unterrichten können - digital.

Nur sehr vereinzelt kommen am Montagmorgen noch Schüler in die Schulen in Herne. An der Erich-Kästner-Schule sind es beispielsweise nur eine gute Hand voll. Freitagnachmittag hatte die Landesregierung entschieden, dass die Schulpflicht bis zu den Osterferien ausgesetzt wird, um der allzu schnellen Ausbreitung des Coronavirus entgegenzuwirken.

Am Montag stellte sich deshalb für alle Schulen die schwierige Frage: Wie gehen wir in der schulfreien Zeit vor? Wer kommt zur Not-Betreuung und können wir die Kinder auch zu Hause unterrichten? Und so hetzen am Montagmorgen viele Schulleiter von Besprechung zu Besprechung, warten auf Informationen vom Schulministerium. Einzelne Gymnasien nehmen mit einer entsprechenden Genehmigung der Bezirksregierung am Montag und Dienstag noch schnell die letzten Abi-Vorklausuren ab. Ein Hauch von Schulalltag, dann heißt es auch hier: Ab jetzt bitte zu Hause lernen.

Coronavirus: Not-Betreuung soll in Herne absolute Ausnahme sein

Lediglich Kinder von Eltern, bei denen beide Elternteile in „unverzichtbaren Funktionsbereichen“ arbeiten, dürfen auch weiterhin zu einer Not-Betreuung zur Schule kommen. Wie viele Eltern davon Gebrauch machen werden, steht noch nicht fest. An der Realschule Crange, der Gesamtschule Mont-Cenis und dem Haranni-Gymnasium bleiben die Klassenräume jedenfalls leer. Bis Dienstag haben alle Eltern Zeit, einen entsprechenden Antrag mit einer Bescheinigung des Arbeitgebers einzureichen.

Hernes Schulamtsdirektorin Andrea Christoph-Martini appelliert: Wenn irgendwie möglich, sollen die Kinder zu Hause oder auch bei Freunden oder Nachbarn betreut werden. „Das sind eigentlich keine Not-Gruppen, sondern ,in aller größter Not’-Gruppen“, so Christoph-Martini. Denn eines stehe fest: Wenn in einer der Gruppen ein Corona-Fall auftritt, müsse die ganze Gruppe vielleicht auch die ganze Schule geschlossen werden. „Alle Eltern sollten deshalb einen Plan B haben.“

Schulamtsdirektorin: „Das Ganze sind keine Ferien“

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Beispielsweise seien nun ja auch viele ältere Kinder von den weiterführenden Schulen zu Hause und könnten vielleicht auf Jüngere aufpassen, regt die Schulamtsdirektorin an. In jedem Fall sollten Schüler weiterhin Schulaufgaben lösen. „Das Ganze soll sich nicht wie Ferien anfühlen“, stellt sie klar. Jede Grundschule entscheide selbst, wie sie die Aufgaben an die Kinder bringt – über die Homepage, E-Mails oder auch zur persönlichen Abholung durch die Eltern.

Die Realschule Crange möchte ab Dienstagmittag Aufgaben für die Schüler auf ihre Homepage stellen. „Diese Aufgaben werden aber nicht als Grundlage für etwaige Leistungsbewertungen herangezogen“, sagt Schulleiterin Wiltrud Zimmermann. „Wie eine weitere Kommunikation gewährleistet werden soll, ohne den Datenschutz aus dem Auge zu verlieren, ist noch nicht geklärt.“

Aufgabenblätter und Übungen über die Homepage

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Die Gesamtschule Mont-Cenis hat ihren Schülern am Freitag noch schnell Aufgabenblätter mit nach Hause gegeben und überlegt, wie sie darüber hinaus die Aufgaben zu den Schülern bekommt. „Leider haben wir nicht die Möglichkeit, über eine eingerichtete Plattform mit den Schülern zu arbeiten“, sagt Schulleiterin Sylke Reimann-Perez. Da mache sich wieder die schlechte digitale Ausstattung der Schulen bemerkbar.

Die älteren Schüler der Gesamtschule sollen über die Homepage Aufgaben erhalten, die Lehrer im Homeoffice vorbereiteten. Auch das Gymnasium Wanne kündigt im Internet an, dass in den kommenden Tagen Aufgaben und Unterrichtsmaterialien zusammengestellt und über die Homepage zur Verfügung gestellt würden. Dies werde aber einige Tage in Anspruch nehmen.

Das Haranni-Gymnasium möchte wöchentlich Aufgabenpakete für die verschiedenen Fächer für jede Klasse über die Homepage bereitstellen, sagt Schulleiterin Nicole Nowak. Außerdem hat das Gymnasium Zeiten an die Schüler verteilt, zu denen sie am Dienstag in kleinen Gruppen ihre Bücher und Unterlagen abholen können, um dort damit zu lernen. „Die Schüler sollen in der Zeit auf jeden Fall arbeiten; das wird auch von den Eltern gewünscht“, so Nowak.

Kindern sollen das Lernen nicht verlernen

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„Das Lernen soll selbstverständlich bleiben, sonst langweilen sich die Kinder auch“, so Christoph-Martini. Eltern könnten beispielsweise feste Lernzeiten mit den Kindern vereinbaren und so auch den Tag strukturieren. Viel geschehe dabei in Eigenverantwortung, geprüft werde der Inhalt der gestellten Aufgaben von den Grundschulen nicht.

Drei Wochen Unterrichtsausfall könne man gut verkraften, aber noch wisse niemand, wie es weitergeht, so Christoph-Martini. „Wer weiß, was auf uns noch alle zukommt?“, fragt sich auch Sylke Reimann-Perez mit Blick auf die Zeit nach den Osterferien. Aber derzeit könne man nur von Tag zu Tag schauen.