Herne. Die Benennung als Talentschule ermöglicht dem Gymnasium Wanne die Schärfung des kulturellen Profils. So sollen auch die Schülerzahlen steigen.

Das Gymnasium Wanne möchte sich ein neues Profil erarbeiten. Mit Ideen zur kulturellen Bildung ist sie - wie auch die Gesamtschule Mont-Cenis - auserkoren worden, an dem landesweiten Projekt der Talentschulen teilzunehmen. Im Sommer geht es los.

Eine Art Aufbruchsstimmung habe sich bereits vor etwa zwei Jahren eingestellt, erzählt Schulleiterin Heike Bennet. Sie hatte die Leitung von Horst Schuh übernommen und der Wunsch entstand, sich neu zu positionieren. „Wir haben dann geschaut: Wo haben wir schon lose Enden und viele Unternehmungen, für die wir aber noch mehr personelle und finanzielle Ressourcen bräuchten.“

Bei einem Blick auf die AGs wie Zirkus, Musical, Theater, einer kreativen Schreibwerkstatt oder auch Kooperationen mit der Musikschule Herne war schnell klar, dass dieser kulturelle Aspekt weiter ausgerollt werden soll.

Realschule Crange in erster Runde erfolgreich

In der ersten Bewerbungsrunde als Talentschule, in der in Herne die Gesamtschulen Wanne-Eickel und Mont-Cenis-Gesamtschule, die Realschule Crange und das Emschertal-Berufskollegs ihren Hut in den Ring warfen, habe das Gymnasium Wanne noch einen Rückzieher gemacht. Ihnen sei noch nicht ganz klar gewesen, was hinter dem Projekt stecke und ob die Fördermittel nur vorübergehend oder auch ein dauerhafter Nutzen zu erwarten sei, erläutert Bennet.

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Aber im zweiten Jahr entschied sich die Schule für diesen Weg – und ihre Bewerbung hatte sofort Erfolg. Nun gehe es vor allem darum, erstmal zu erarbeiten, wie sich dieser Schulversuch Talentschule, der wissenschaftlich begleitet wird, auf das Leben am Gymnasium Wanne auswirken kann und soll.

Von der Aufnahme in das Programm erhofft sich die Schulleiterin auch einen Aufschwung bei den Schülerzahlen. Denn: „Seit zwei Jahren haben wir ein bisschen mit den Schülerzahlen zu kämpfen“, räumt die 59-Jährige ein. Woran das liegt, dazu könne man nur spekulieren. Fakt ist: Mit 56 Anmeldungen wird das Gymnasium im kommenden Schuljahr nur zweizügig starten.

Talentschule startet mit den Fünftklässlern

Das hat aber auch Vorteile für jeden einzelnen Schüler. „Wir starten mit den Fünftklässlern als Talentschulklassen“, sagt Heike Bennet. In kleinen Klassen könnten sie die Vorzüge des Projektes besonders genießen. „So können wir noch besser auf die einzelnen Schüler eingehen.“ In den kommenden Jahren würden dann alle neuen Jahrgänge automatisch als Talentschulklassen starten.

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Für die übrigen Klassen ändere sich erstmal nichts. Außer vielleicht bei der Raumausstattung: „Wir haben uns einen Theaterraum gewünscht und auch ein Zirkuszelt.“ Die Aula werde seit rund einem Jahr renoviert und fehle seitdem an allen Ecken und Enden, so Bennet. Und für Zirkus AG oder Sommerfest wünscht sich die Schulleiterin eine andere Bühne.

Noch ist alles, was ab dem Schuljahr 2020/21 starten könnte, noch ein Potpourri aus Ideen. Derzeit stehe man im Austausch mit Moderatoren der Bezirksregierung aber auch anderen Schulleitern, die ebenfalls als Talentschule an dem Projekt teilnehmen. Der Aufbau eines Netzwerkes ist gewünscht und so hofft Heike Bennet auch auf eine noch engere Vernetzung zum Quartier Wanne und örtlichen Sportvereinen.

Jeder Schüler soll Kulturportfolio erhalten

„Wir wollen gerne ein Kulturportfolio einführen“, erläutert die Latein- und Deutschlehrerin. Das solle aus vier Säulen bestehen: eine musikalische, eine pantomimische, eine künstlerische und eine, die auf Bewegung setzt. Die Idee sei, dass jeder Schüler in der 5. Klasse jeweils ein Quartal lang jedes Modul belegt und am Ende gesehen wird, wo die Stärken des Kindes liegen. Darauf könnte sich der Schüler dann später spezialisieren. „Wir möchten die individuellen Stärken herauskitzeln“, sagt Heike Bennet.

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Zum Profil als gebundene Ganztagsschule steht die Schulleiterin weiterhin - trotz schlechter Anmeldezahlen an beiden Gymnasien mit diesem Konzept. „Ich finde es positiv, da wir durch die drei langen Tage die Möglichkeit haben, den Tag angemessen durchzutakten“, sagt Bennet. Dazu gehörten unter anderem flexible Lernzeiten. Besonders auch als Talentschule böten sich so viel mehr Möglichkeiten.

Eine von drei Talentschulen in Herne

Mitte Dezember ist das Gymnasium Wanne zu einem von 25 neuen Talentschulen in NRW benannt worden. Insgesamt beteiligen sich 60 Schulen an dem Versuch. Mit der Gesamtschule Mont-Cenis und der Realschule Crange nehmen ab Sommer drei Schulen in Herne an dem Projekt teil.

An den Talentschulen soll in sechs Jahren exemplarisch erprobt werden, wie Schulen in sozialen Brennpunkten Schüler besser fördern können. Die am Schulversuch teilnehmenden Schulen erhalten dafür zusätzliche Lehrerstellen und Mittel für Fortbildungen. Erfolgreiche Konzepte sollen dann auf andere Schulen ausgerollt werden.