Herne. Parkhotel und Gute Stube klagen über heftige Umsatzeinbußen. Graf’s Reisen brechen Schulfahrten und das Busreisegeschäft weg.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben immer drastischere Folgen für die lokale Wirtschaft. Innerhalb weniger Tage hat sich die Lage dramatisch verschlechtert.

Kaum noch Gäste in der Guten Stube

Jan-Hendrik van Dillen, Betreiber des Parkhotels und der Guten Stube.
Jan-Hendrik van Dillen, Betreiber des Parkhotels und der Guten Stube. © Funke Foto Services GmbH | Rainer Raffalski

Noch am Montag hat Jan-Hendrik van Dillen, Betreiber des Parkhotels und der Guten Stube, davon berichtet, dass es zwar Stornierungen und Nichtbuchungen gebe. Er nannte es eine Delle, die sich zwar bemerkbar mache, aber noch nicht existenziell bedrohlich sei. Das hörte sich schon am Donnerstag völlig anders an. Die Lage sei bedrohlich. Er schätzt die Umsatzeinbußen auf bis zu 80 Prozent. Das Restaurant sei in den vergangenen drei Tagen leer gewesen. Er sei kurz davor, im Restaurant das Mittagsgeschäft auszusetzen und einen zweiten Ruhetag einzuführen. Schon jetzt sei klar, dass auch der April schwach werde. Nicht völlig dunkel sehe es bei privaten Feiern aus, doch da verringerten sich die Teilnehmerzahlen.

Im Parkhotel mit Preisnachlässen gegenzusteuern helfe nicht. Nun versucht van Dillen, bei den Mitarbeitern Plusstunden und Urlaube abzubauen. „Wir denken über Kurzarbeit nach“, sagt er im Gespräch mit der WAZ-Redaktion, um sich so vielleicht so weit durchzuhangeln, bis das Geschäft wieder anspringe.

Untergangsstimmung bei Gastronomentreffen der IHK

Wirtschaft fordert Förderprogramm

Die Wirtschaft im mittleren Ruhrgebiet hält ein staatliches Förderprogramm für unverzichtbar. Dies ist ein zentrales Ergebnis einer aktuellen Umfrage der IHK Mittleres Ruhrgebiet, an der sich 595 Unternehmen aus Bochum, Herne, Witten und Hattingen beteiligt haben.

Insbesondere in der Gesundheits- und Freizeitwirtschaft sowie in der Mobilitäts- und Logistikbranche sehen Unternehmen jetzt schon ihre Existenz gefährdet.

Schon zum jetzigen Zeitpunkt vermeldet jedes dritte Unternehmen Umsatzeinbrüche, jedes zweite rechnet kurz- bis mittelfristig damit.

Ob die Hilfe, die die Bundesregierung verspricht, tatsächlich zum Überleben beitrage, da ist sich van Dillen nicht sicher. Denn beispielsweise Kredite müssten erst beantragt und dann bewilligt werden. Wenn das Geld fließe, könne es sein, dass es manche Betriebe gar nicht mehr gebe, so van Dillen. Er will die beiden Herner Bundestagsabgeordneten anschreiben und auf die äußerst prekäre Lage hinweisen.

Van Dillen hat am Freitag auch an einer Informationsveranstaltung für Hoteliers und Gastronomen bei der IHK Mittleres Ruhrgebiet teilgenommen. Die war nach den Worten von IHK-Mitarbeiterin Jennifer Duggen ungewöhnlich gut besucht gewesen. Die Stimmung unter den Gastronomen bezeichnet sie als „desaströs“ und „apokalyptisch“. Viele gingen offenbar davon aus, dass wie in Italien, Belgien und Dänemark Lokale und Restaurants geschlossen werden. Duggen bestätigt van Dillens Einschätzung, dass die Umsatzeinbußen bei bis zu 80 Prozent liegen.

Busunternehmen Graf mehrfach betroffen

Das Busunternehmen Graf, bundesweit eins der größten bundesweit, sei an mehreren Stellen betroffen, so Anja Graf, im Gespräch mit der WAZ-Redaktion. Einerseits, weil alle Klassenfahrten abgesagt worden seien, andererseits, weil auch die Schulen nun generell geschlossen bleiben ab Montag. Graf’s fährt unter anderem für die Hiberniaschule, aber auch für Schulen in anderen Städten. Zwar gebe es Verträge, doch nun müsse man sich mit den Auftraggebern zusammensetzen. Auch das Busreisegeschäft leide, nicht nur wegen der weggebrochenen Destination Italien. Schon jetzt träfen Stornierungen für die Zeit nach den Sommerferien ein. Da Graf’s Reisen auch Dienstleister für den Fernbusanbieter Flixbus ist, sei ein weiterer Bereich betroffen, denn Flixbus habe Fahrten gestrichen.

Auch für Anja Graf stellt sich die Frage nach der Kurzarbeit und anderen staatlichen Hilfen. Die Frage sei, wie schnell das Geld in den Unternehmen ankomme. So eine Situation habe sie sich vor einem halben Jahr nicht träumen lassen. Diese Situation bezeichnet sie als ernst.

Auch die Handwerker klagen

Auch Martin Klinger, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Herne/Castrop-Rauxel, meldet arge Probleme. Er habe Meldungen von den Betrieben erhalten, dass die Anfragen von Privatkunden eingebrochen seien. Folglich gebe es auch eine zunehmende Anzahl an Anfragen zur Kurzarbeit. Dass auch die Kreishandwerkerschaft alle internen Veranstaltungen - zum Beispiel Freisprechungsfeiern - abgesagt hat, versteht sich fast von selbst.

Auch interessant