Herne. Der E-Scooter-Verleiher Circ zieht sich aus Herne zurück. Die Stadt will sich nicht mit dem Abschied abfinden. Das ist der nächste Schritt.
Der E-Scooter-Verleiher Circ zieht sich aus Herne zurück. Das hat das Unternehmen am Donnerstag auf Anfrage der Herner WAZ mitgeteilt.
„Wir haben die schwierige Entscheidung getroffen, uns für den Moment mit Circ aus Herne zurückzuziehen. Wir sind der Stadt und natürlich besonders unseren Nutzern dankbar, die unser sicheres, leistbares und nachhaltiges Mobilitätsangebot so positiv angenommen haben. Wir hoffen, in Zukunft wieder zurück zu sein“, heißt es in der Mitteilung. Die Roller werden zurzeit eingesammelt.
Herne war die erste Stadt bundesweit, in der E-Scooter im Straßenverkehr fuhren
Doch mit dem Abschied findet man sich im Rathaus nicht so einfach ab und hofft ebenfalls auf eine Rückkehr. Die Stadt bestätigte auf WAZ-Anfrage, dass es in den kommenden Tagen ein Gespräch zwischen dem Unternehmen Bird und Oberbürgermeister Frank Dudda werden gebe. Das amerikanische Unternehmen Bird hatte das Startup Circ Ende Januar übernommen. Die Stadt fühle sich an die Absichtserklärung, die HCR und Circ im vergangenen Jahr unterschrieben hatten, gebunden. Aus diesen Worten könnte man herauslesen, dass man dies auch von Bird erwartet.
Dass die Stadt es nicht einfach zulassen will, dass der E-Scooter-Verleiher aus Herne wegrollt, erklärt sich beim Blick zurück ins vergangene Jahr. Anfang Juni 2019 rollten erstmals E-Scooter von Circ durch das Stadtgebiet. Herne war für ein paar Tage quasi Deutschlands E-Scooter-Hauptstadt, denn mit Einzelbetriebserlaubnissen konnten die Roller in Herne früher starten als im Rest der Republik.
Nutzerdaten und Bewegungsmuster waren Forschungsgegenstand
Auch wenn dieser Frühstart die Aufmerksamkeit auf Herne lenkte, das Angebot sollte ein Baustein sein, um neue Formen der emissionsfreien Mobilität und die grüne Infrastruktur in der Stadt weiterzuentwickeln. Deshalb waren die Nutzer auch gleichzeitig Gegenstand der Forschung. Circ und HCR unterzeichneten mit dem Start eine Absichtserklärung. Beide Unternehmen sammelten seit dem Start - in anonymisierter Form - Daten der Nutzer. Ausgewertet wurden diese Bewegungsmuster von Haydar Mecit, Stiftungsprofessor der Stadtwerke für „Urbane Energie und Mobilitätssysteme“. Die Fragestellung: Können sich die Angebote von Bus und Bahn sowie den E-Scootern ergänzen? Im Dezember wurden die ersten Ergebnisse vorgestellt.
Auch Bochum und Gelsenkirchen betroffen
Circ verlässt nicht nur Herne, wo rund 50 Scooter stationiert waren, sondern kehrt auch Bochum und Gelsenkirchen den Rücken.
Dadurch endet in Bochum auch die Kooperation mit der Bogestra. Über eine Bogestra-App konnte man die Roller buchen. Die Bogestra führt offenbar schon Gespräche mit anderen Anbietern.
Bird hatte nach der Übernahme in Aussicht gestellt, dass diese Kooperation fortgesetzt wird. Wörtlich hieß es auf WAZ-Anfrage: „Bird ist eine vertrauensvolle Basis und Zusammenarbeit mit den Städten wichtig. Das ist die Basis für Sicherheit, Akzeptanz und damit auch Erfolg. Deshalb erfüllen wir in jeder Stadt, in der wir sind, auch alle Bedingungen, die gestellt werden. Teil dieser Vereinbarungen ist oft auch ein Datenaustausch, aus dem die Stadt und Bird gemeinsam lernen, um das Mikromobilitätssystem für die Stadt zu optimieren. Das halten wir auch weiterhin so.“ Doch diese Zusammenarbeit ist nun mindestens unterbrochen.
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Die Frage, ob man bereits nach einem anderen Anbieter Ausschau halte, verneinte die Stadt. Erst wolle man mit Bird sprechen, dann werde man weitersehen.
Von der Übernahme ist auch der Circ-Standort im Shamrockpark betroffen. „Mit dem Zusammenschluss der beiden Unternehmen versuchen wir unseren gemeinsamen Betrieb effizienter zu gestalten. Aktuell sind wir im Ruhrgebiet, in Köln, Duisburg und Düsseldorf mit unseren Scootern unterwegs und haben dort Infrastruktur vor Ort“, sagte Bird-Sprecher Fabian Lebersorger.