Herne. Herne ist seit Mittwoch Deutschlands E-Scooter-Hauptstadt. Zumindest für ein paar Tage. OB Frank Dudda sieht sie als Teil einer neuen Mobilität.

Herne ist seit Mittwochmorgen Deutschlands E-Scooter-Hauptstadt- zumindest für ein paar Tage, wenn auch in anderen Städten die elektrischen Tretroller im regulären Straßenverkehr fahren dürfen. Oberbürgermeister Frank Dudda setzte sich am Parkhotel als erster in Bewegung. Im Laufe des Vormittags wurden die 50 Roller, mit denen das Berliner Start-up Circ sein Leihgeschäft in Herne startet, im Stadtgebiet verteilt.

Erste Standorte sind die beiden Bahnhöfe, das Technische Rathaus in Wanne-Süd, der Gysenbergpark und das Parkhotel. Max Hüsch, Deutschland-Chef von Circ, zeigte sich stolz, dass Herne dem Unternehmen den Start ermöglicht habe. Der Elektromobilität gehöre die Zukunft.

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Möglich wurde dieser bundesweite Frühstart durch Einzelbetriebserlaubnisse. Nach einer Prüfung durch ein unabhängiges Institut erteilte das Straßenverkehrsamt die Zulassung. Für den notwendigen Versicherungsschutz sorgt die Signal-Iduna, die auch in Circ investiert hat.

Auch Emina Karic, Kapitänin des Deutschen Basketballmeisters Herner TC, probierte den E-Scooter aus.
Auch Emina Karic, Kapitänin des Deutschen Basketballmeisters Herner TC, probierte den E-Scooter aus. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Doch für den OB war es nicht das alleinige Ziel, als erste Stadt loszurollen. Die Scooter von Circ (bis vor wenigen Tagen bekannt als Flash) seien ein Baustein, um neue Formen der emissionsfreien Mobilität und die grüne Infrastruktur in der Stadt weiterzuentwickeln.

Dudda nannte dafür Pflegedienste als Beispiel. Vielleicht werde es irgendwann möglich, Hausbesuche nicht mehr immer mit dem Auto zu absolvieren, sondern vielleicht mit einem Scooter. Und Dudda nahm auch die Kritik auf, die aufkam, als bekannt wurde, dass die Scooter auf Radwegen unterwegs sein werden. Der Start von Circ sei ein Ansporn, um das Radwegenetz in der Stadt auszubauen. Diese Forderung formuliert auch Ulrich Syberg, Bundesvorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADCF): „Die Qualität und Breite der Radwege ist zurzeit nicht ausreichend, dies muss in der Stadt durchgängig geändert werden.“

So funktioniert die Ausleihe

Und so funktioniert das Ausleihen der Scooter:

Die Nutzer müssen 18 Jahre alt sein und eine Kreditkarte besitzen. Ausgeliehen und abgerechnet wird über eine App. Die Entsperrung kostet einen Euro, jede Minute anschließend 15 Cent. Die Roller können nach der Benutzung einfach stehen gelassen werden, dürfen aber niemanden behindern. Circ sammelt die Scooter wieder ein, wartet sie und lädt sie über Nacht für den Einsatz am nächsten Tag wieder auf. Damit die Roller niemanden behindern, lässt sich der Gebührenzähler nur abstellen, wenn der Standort ordnungsgemäß ist. Ähnliches gilt für die Fahrt: Verlassen die Fahrzeuge Radwege und rollen zum Beispiel in die Fußgängerzone auf der Bahnhofstraße, wird die Geschwindigkeit automatisch gedrosselt.

Daten sammeln undBewegungsmuster auswerten

Doch das Angebot von Circ ist gleichzeitig ein Forschungsprojekt, in dessen Rahmen neue Formen der Mobilität entwickelt werden sollen. Deshalb haben Circ und HCR bereits eine Absichtserklärungerklärung unterzeichnet. Sie werden - in anonymisierter Form - Daten der Nutzer sammeln. Ausgewertet werden diese Bewegungsmuster von Haydar Mecit, Stiftungsprofessor der Stadtwerke für „Urbane Energie und Mobilitätssysteme“. Die Fragestellung: Können sich die Angebote von Bus und Bahn sowie den E-Scootern ergänzen? Bürger könnten mit dem Scooter zur Bushaltestelle oder zum Bahnhof fahren.

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Eine Zukunftsvision könnte ein Kombiticket sein. Haydar Mecit: „Mobilität wird immer flexibler, und wir wollen dynamisch auf diese Bedürfnisse eingehen.“ Max Hüsch geht davon aus, dass die ersten Erkenntnisse schon bis zum Wochenende vorliegen werden.