Herne. Zwei Ärzte der Herner Elisabeth-Gruppe sind vom NRW-Innenministerium ausgezeichnet worden. Sie engagieren sich im Projekt „Crash Kurs NRW“.
Es ist nur eine kleine Plakette samt Urkunde - doch ihre Bedeutung umso größer: Dr. Martin Placzek, Leitender Oberarzt der Klinik für Innere Medizin am St. Anna Hospital, und Oberarzt Dr. Eyüp Ugrak haben sie am Montag in Empfang genommen. Das NRW-Innenministerium zeichnet die Mediziner mit dem Ehrenamtstaler für ihren persönlichen Einsatz im Rahmen des Projekts „Crash Kurs NRW“ aus. Dessen Ziel ist es, die Unfallzahlen bei jungen Menschen zu senken.
Mediziner erzählt von Horrorunfall 2011 an der Heerstraße
Der Morgen des 16. Januars 2011 hat sich ins Gedächtnis von Dr. Martin Placzek eingebrannt. Es war am frühen Morgen, als er als Notarzt zu einem Unfall an der Kreuzung Heerstraße/Dorstener Straße gerufen wurde. „Als ich das gesehen habe, wollte ich wieder wegfahren“, erzählt er im Gespräch mit der WAZ-Redaktion. Denn er - und Feuerwehrmann Guido Schiller - hatten eine grauenvolle Szenerie vor Augen: das Wrack eines Autos, das mit sehr hoher Geschwindigkeit gegen einen massiven Mast geprallt war. Der Mast hatte sich durch die Wucht des Aufpralls bis zur Rückbank des Wagens geschoben. Einer der drei Freunde war sofort tot, die anderen beiden verstarben wenig später. Sie waren zwischen 20 und 25 Jahren.
Wenn er auf der Bühne stehe und davon erzähle, werde seine Stimme zittrig, so Placzek, der schon seit der Anfangszeit des Projekts dabei ist. Dr. Eyüp Ugrak, seit drei Jahren dabei, geht es ähnlich, bei seinem ersten Vortrag im Rahmen des Projekts habe er selbst eine Gänsehaut bekommen. Bei diesen Unfallschilderungen werde es bei den Schülern der 10 und 11. Klassen ganz still. Das genau ist die Absicht und das Ziel des Projekts „Crash Kurs NRW“. Bei den Veranstaltungen sollen solche persönlichen Erfahrungsberichte aufrütteln und die Schülerinnen und Schüler betroffen machen.
Zahl der Unfalltoten sank seit Projektbeginn
Das Projekt wird federführend von der Polizei NRW betreut. Man habe diese Idee aus England übernommen, so Polizeihauptkommissar Siegfried Klein. Dort habe man mit dieser Art der Prävention die Unfallzahlen bei jungen Menschen um rund die Hälfte reduziert. 2010 sei das Pilotprojekt in NRW gestartet. Die Zahlen sprechen für diesen Ansatz. 2007 seien 137 Menschen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren bei Verkehrsunfällen gestorben, im Jahr 2018 seien es 80 gewesen. Auch die Zahl der Schwerverletzten sei deutlich zurückgegangen.
Wenn die Notärzte, Polizisten und auch Seelsorger vor den Schülern stehen, dann wollen sie nicht mit dem erhobenen Zeigefinger agieren. Mit den Schilderungen wollen sie Emotionen bei den Jugendlichen wecken, um so auf die Risiken zu schnellen Fahrens und Alkohol am Steuer hinzuweisen. Dazu gehöre auch die eindringliche Bitte: „Wir möchten Euch nicht an so einer Unfallstelle sehen.“
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Die Elisabeth-Gruppe unterstützt die Arbeit ihrer Ärzte. „Nicht nur die Behandlung, auch die Prävention gehört zum Arbeitsbereich eines guten Mediziners“, so Prof. Klaus Kisters, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin. Auch wenn die ehrenamtliche Tätigkeit häufig in die Arbeitszeit falle: „Wir unterstützen das Projekt voll und ganz und sind stolz auf den langjährigen Einsatz, so Sabine Edlinger, Mitglied der Geschäftsführung.