Herne. . Beim WAZ-Medizinforum in Herne ging es um die Atemnot. Fünf Mediziner erläuterten mögliche Ursachen und Behandlungsansätze.
Es ist nicht so harmlos wie es aus dem Radio klingt – Menschen, die „atemlos“ sind, weil sie unter Atemnot leiden, wissen meist nicht, weshalb sie keine Luft bekommen. Atemnot ist ein Symptom und kann auf verschiedene Krankheiten hindeuten. Beim WAZ-Medizinforum am Mittwochabend im Hörsaal des Marien Hospitals erklärten fünf Mediziner, woran es liegen könnte, wenn einem die Luft wegbleibt.
Dr. Heiko Hang, Leitender Arzt der Abteilung der Pneumologie im Marien Hospital, gab einen Überblick: „Bei Atemnot kann es sein, dass man einen völlig anderen Facharzt als den Lungenfacharzt aufsuchen muss. So kann auch ein Urologe oder gar ein Orthopäde Abhilfe verschaffen.“ Er machte deutlich, wie viele verschiedene Ursachen das Symptom Atemnot haben kann. Dies stelle den Hausarzt und den Patienten vor eine große Herausforderung. Wichtig sei es, schnellstmöglich die Ursache herauszufinden Sein Ratschlag: den Tunnelblick abschaffen.
Dr. Martin Placzek, Leitender Oberarzt der Klinik für Innere Medizin des St. Anna Hospitals, ging weiteren möglichen Ursachen auf die Spur. „Atemnot ist nicht messbar, sondern ein rein subjektives Empfinden, weshalb es schwierig ist, eine Diagnose zu stellen.“ Neben den üblichen Verdächtigen wie Herz- und Lungenerkrankungen, nannte er einige andere. Er sagt: „Auch psychische und rheumatische Erkrankungen können zur Atemnot führen.“
Welche Möglichkeiten haben Ärzte überhaupt, mögliche Krankheiten zu diagnostizieren? Durch ein MRT, CT oder Röntgen? „Zuallererst einmal: Röntgen verursacht keine Atemnot“, so Richard Wolf, leitender Oberarzt der Klinik für Pneumologie des Ev. Krankenhauses. Das Röntgenbild sei ein wichtiges Hilfsmittel zur Diagnose von Lungenkrankheiten. „Auf diesen Bildern können etwa Lungengerüsterkrankungen und Lungenemphyseme erkannt werden, die man daraufhin therapieren kann, in der Hoffnung, die Atemnot zu lindern“, erklärt der Mediziner.
Nicht zögern und den Notarzt rufen
Das Thema der Emphyseme hat sich Dr. Erich Hecker vorgenommen. Der Chefarzt der Klinik für Thoraxchirurgie im EvK klärte auf, wann und wie man zur chirurgischen Therapie greift. „Zuerst versucht man durch Medikamente und durch Reha die Emphyseme zu behandeln. Wenn das Gewebe weiter abstirbt, kann man über einen chirurgischen Eingriff nachdenken.“ Seit 1995 gebe es die LVRS (Lung Volume Reduction Surgery), mit der Lungenblasen herausgeschnitten werden, die dem gesunden Gewebe wieder Platz gegeben, um das Atmen zu erleichtern. Diese Operation sei aber nicht für alle Patienten geeignet: „Auch wenn dieser Eingriff das Leben und die Lungenfunktion verbessert, so ist es sehr aufwendig. Es gibt eine längere Vor- und Nachbereitungszeit für Patienten“, so Hecker.
Professor Hans-Joachim Trappe, Direktor der Kardiologie/Angiologie im Marien Hospital, betrachtete das Thema aus kardiologischer Sicht und legte den Besuchern nahe: „Bei akuter Atemnot sollten Sie nicht lange zögern und den Notarzt rufen.“ In der Kardiologie zähle jede Minute – ob bei Herzinfarkt, Aortenriss oder verengter Herzklappe. „Je eher reagiert wird, desto besser kann geholfen werden“, so der Kardiologe.
Während der Fragerunde kam ein Eindruck auf: Patienten fühlen sich in manchen Fällen nicht gut behandelt. Offenbar gibt es den Wunsch nach mehr Kommunikation zwischen Arzt und Patient, aber auch zwischen Ärzten untereinander.