Herne. Was von 2019 bleibt: Hernerinnen und Herner und ihre ganz besonderen Momente des Jahres - Stadien, Proteste, Frauenbilder und mehr.

Was vom Jahr bleibt: Hernerinnen und Herner sowie die WAZ richten den Fokus auf ihre ganz besonderen Momente in Politik, Kultur und Medien.

Emma, Spiegel & Co.

Livia Leichner über das öffentliche Echo auf die Umbenennung des Stadions der Sportfreunde Wanne in „Livia-Leichner-Stadion“ (Untertitel: „Dem Bürgermeister seine Frau ihr Stadion“):

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– Die überraschendste Reaktion: „Das unglaubliche Medienecho: In fast jeder Zeitung von Nord bis Süd war diese Story ja zu lesen.“

– Die bemerkenswerteste Reaktion: „Die Berichte von ,Emma’ und ,Spiegel’. Dass es diesen Zeitschriften eine ganze Seite wert war, ist in der heutigen, bei den Geschlechtern angeblich gleichstellten Welt doch sehr bemerkenswert.“

– Die enttäuschendste Reaktion: „Der eigentliche Sinn, nämlich die Unterstützung der großartigen Jugendarbeit der Sportfreunde Wanne, war nur ganz selten Thema. Das lag nicht an uns, denn mein Mann und ich haben das immer in den Vordergrund gestellt. Aber das ist ja nicht so ,reißerisch’.“

Streitbar, vielfältig, ermutigend

Rote Karten gegen Rechts: Das Bündnis Herne bietet den selbsternannten „besorgten Bürgern“ Woche für Woche die Stirn.
Rote Karten gegen Rechts: Das Bündnis Herne bietet den selbsternannten „besorgten Bürgern“ Woche für Woche die Stirn. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Die Top 3 des Bündnis Herne im wöchentlichen Kampf gegen Rechts:

1. „Ein besonderer Moment war der 20. August: Innerhalb von nur zwei Tagen haben wir über 500 Menschen mobilisiert und damit erfolgreich den Aufmarsch der Rechtsradikalen durch die Herner Innenstadt verhindert.“

2. „Seit nunmehr 18 Wochen zeigen hunderte Menschen allwöchentlich gemeinsam, dass Herne eine tolerante und vielfältige Stadt ist, die keine rechten Aufmärsche braucht. Es gibt also eine funktionierende Stadtgesellschaft – das ist gut für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft!Wunderbar, wie viele Menschen sich nicht nur in Onlineblasen gegen rechts aussprechen, sondern Offline streitbar diskutieren und dabei öffentlich Gesicht zeigen gegen rechte Propaganda!“

Drei große Lügen

Seit dem 20. August marschieren in der Herner Innenstadt immer wieder dienstags Rechtsextreme, Hooligans, Rocker, vorbestrafte Neonazis, Identitäre … auf.

Die drei großen Lügen dieser zuletzt immer stärker schrumpfenden rechten Gruppierung: 1 „Besorgte Bürger“, 2. „Spaziergang“, 3. „Stark für Herne“.

3. „Ein positives Erlebnis ist die Diskussionskultur innerhalb des Bündnis Herne: Sehr verschiedene Menschen mit teilweise sehr unterschiedlichen politischen Meinungen diskutieren und streiten leidenschaftlich, können sich aber immer auf einen Konsens verständigen und gemeinsam für etwas kämpfen. Ermutigend zu sehen, dass das möglich ist!“

Leonardos Frauen, Kaminers Witz

Buchhändlerin Elisabeth Röttsches von Koethers & Röttsches über ihre literarischen Momente des Jahres:

1. „Mir hat im Leonardo-Jahr 2019 besonders das Buch „Leonardo da Vinci und die Frauen“ der Kunsthistorikerin Kia Vahland gefallen. Sie zeichnet ein sehr lebendiges Bild über die Zeit der Renaissance, das Leben der Kunst und der Künstler und auch über die damaligen Familien, insbesondere in Florenz und Siena. Das Buch hat mir so viele neue Aspekte geliefert, dass ich jedes Bild jetzt mit anderen Augen sehe. Und Kia Vahland war ja 2019 auch zu Gast im Literaturhaus.“

2. „Der witzigste Autor war für mich Wladimir Kaminer. Er war im Mai bei seinem Auftritt im Literaturhaus humorvoll, geistreich und sehr unterhaltsam.“

3. „Bei den Romanen musste ich mich zwischen ,Grm - Brainfuck’ von Sibylle Berg, ,Schutzzone’ von Nora Bossong und ,Als ich jung war’ von Norbert Gstrein entscheiden. Die Wahl fiel auf Norbert Gstrein.“

Weibliches Wohl

Diese Kuh heißt nicht Heinz-Jürgen und es gibt in Herne auch keinen Fachbereichsleiter Heinz-Jürgen Kuh.
Diese Kuh heißt nicht Heinz-Jürgen und es gibt in Herne auch keinen Fachbereichsleiter Heinz-Jürgen Kuh. © picture alliance / dpa | Simone Neumann

Die drei größten Klopper in der Berichterstattung der Herner WAZ-Lokalredaktion:

1. Tiere spielten in diesen Jahr in Herne eine herausragende Rolle - von der Kobra in Holthausen über den Luchs in Börnig, Alpakas am Gysenberg und Kanadagänse in Parks und Bädern bis hin zu den Ponys in Crange. Der Stadtgrün-Chef heißt aber trotzdem immer noch Heinz-Jürgen Kuhl, nicht „Heinz-Jürgen Kuh“.

2. Werden männliche Blutspender in Herne diskriminiert? Nein - auch wenn die WAZ im März in einer Ankündigung einer Blutspende-Aktion in Röhlinghausen schrieb: „Für das weibliche Wohl ist gesorgt.“

3. „Warum heißen plötzlich alle Oliver?“, heißt ein Song des viel zu früh verstorbenen Satirikers Wiglaf Droste. In der WAZ Herne war dagegen „Fritz“ sehr gefragt - wurde doch SPD-Ratsherr Wolfgang Pfeiffer mal eben in „Fritz Pfeiffer“ umgetauft.

Ofczarek und Phoenix - eine Offenbarung

Verlässlich: Die Wochenreihe VHS-Filmforum präsentierte auch 2019 Filme mit Anspruch - wie zum Beispiel Spike Lees „BlacKkKlansman“.
Verlässlich: Die Wochenreihe VHS-Filmforum präsentierte auch 2019 Filme mit Anspruch - wie zum Beispiel Spike Lees „BlacKkKlansman“. © Univrersal Pictures

WAZ-Redakteur Lars-Oliver Christoph und seine drei schönsten Film- und Serien-Erfahrungen des Jahres.

1. Joaquin Phoenix in „Joker“ und Nicolas Ofczarek in der Serie „Der Pass“ - eine Offenbarung!

2. Die an ein Zombie-Ballett erinnernde U-Bahn-Anfangssequenz aus Staffel 1, Folge 2 von Phoebe Waller-Bridges tollen US-Serie „Fleabag“ (ja, ja, ich weiß: die Staffel ist schon 2016 angelaufen. Habe sie aber erst 2019 für mich entdeckt).

3. Die Wochenreine VHS-Filmforum setzte auch 2019 auf Kinojuwelen mit Tiefgang und präsentiert in der Filmwelt Herner Erstaufführungen wie „Systemsprenger“, „In den Gängen“, „BlacKkKlansman“...

SPD mal anders: positiv

Der Absturz der SPD setzte sich in diesem Jahr fort. Aus Sicht von Hernes Partei-Vize und Basis-Schwerstarbeiter Hendrik Bollmann konnten die Sozialdemokraten 2019 aber auch Pluspunkte sammeln. Seine Top 3:

1. Wahl der neuen SPD-Spitze: „Die SPD kann in der GroKo das Beste für die Menschen gegen den Koalitionspartner herausholen. Norbert-Walter Borjans und Saskia Esken werden zugleich den eigentlichen Markenkern der SPD deutlich machen.“

2. Paketboten-Schutzgesetz: „Wir brauchen in den (neuen) Dienstleistungsberufen dieselben Arbeitnehmerstandards, die die SPD einmal vor allem in der Industrie durchgesetzt hat. Das Gesetz ist für viele Menschen in dieser und anderen Branchen ein erstes Signal: Sie können auf die SPD setzen!“

Horst „Hotte“ Schröder (Bild) passe zur SPD, sagt Hendrik Bollmann. Der Parteivize freut sich über die Kandidatur des Mondritters bei der Kommunalwahl 2020.
Horst „Hotte“ Schröder (Bild) passe zur SPD, sagt Hendrik Bollmann. Der Parteivize freut sich über die Kandidatur des Mondritters bei der Kommunalwahl 2020. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

3. Horst „Hotte“ Schröder tritt bei der Kommunalwahl für die SPD Herne an: „Parteien müssen sich regelmäßig für neue Leute mit frischen Gedanken öffnen. Horst Schröders Engagement für die Schwachen in der Gesellschaft ist herausragend und passt gut zu uns. Er steht stellvertretend für neue personelle Impulse in der Herner SPD.“

Deep Purple-Dampf

Christian Steube beackerte auch 2019 für die WAZ die heimische Rock-Szene. Seine Top 3-Konzerte in Herne in diesem Jahr:
1. Purpendicular (17. März im Kuz): „Was kann da schon schief gehen, wenn ein Deep Purple- Gründungsmitglied für seine eigene Coverband den Takt angibt?! Eben, und so überzeugten Purpendicular Publikum und Kritiker auf ganzer Linie. Haut an Haut zum Original und ordentlich Dampf hinter dem Sound sind eben schwer zu toppen.“
2: Herne 3 (4. Mai in den Flottmann-Hallen): „Nicht bloß, dass Herne 3 der Rock-Rente nach 17 Jahren den Rücken gekehrt haben. Sie schafften es auch, alte und neue Fans in den Flottmann-Hallen zu begeistern. Handgemachte Musik aus Herne mit Tiefgang, ohne im Kitsch zu landen.“
3. Der Gorilla vonne Kirmes (13. Juli beim 33. Spektakulum auf dem Stennert): „Das Wetter war wieder mal so lala auf dem 33. Spektakulum, aber der Stennert war fleißig am Rocken, bis Der Gorilla vonne Kirmes die Bühne betreten und alles abgerissen haben. Wuchtige Gitarrenwände und ein aus voller Kehle keifender Frontmann verwandelten den Platz vor der Bühne in ein freudiges Schlachtfeld.“