Herne. Ein Herner Fußball-Bezirksligist benennt das Stadion nach der Frau des Bürgermeisters. Was wie ein Gag wirkt, hat einen ernsten Hintergrund.

„Dem Ernst Kuzorra seine Frau ihr Stadion.“ Johannes Rau hat diesen auf Schalke 04 gemünzten Spruch geprägt - auf den Vorschlag, ein Fußballstadion mal nach einer Frau zu benennen. Anfang August ist es tatsächlich soweit: Fußball-Bezirksligist Sportfreunde Wanne wird den Platz an der Wilhelmstraße in Livia-Leichner-Stadion umbenennen. Versehen mit dem Zusatz: Dem Bürgermeister seine Frau ihr Stadion.

Laut Markus Rohmann, Vorsitzender der Sportfreunde, ist es eine bundesweite Premiere. Nach seinen Recherchen gibt es bislang kein Fußballstadion in Deutschland, das nach einer Frau benannt ist. Am Donnerstag, 1. August, wird es soweit sein. Dann findet die offizielle Namensgebung statt. Dazu muss man wissen: Bei Livia Leichner handelt es sich um die Ehefrau von Bürgermeister Erich Leichner. Er hat von den Sportfreunden die Namensrechte gekauft - eine Summe nennen die Partner nicht - und schenkt den Stadionnamen seiner Frau zum 60. Geburtstag für die Dauer eines Jahres.

Livia Leichner wird dem Stadion der Sportfreunde Wanne für ein Jahr ihren Namen geben.
Livia Leichner wird dem Stadion der Sportfreunde Wanne für ein Jahr ihren Namen geben. © Foto: OH

Mit der Aktion soll das Berufsprogramm unterstützt werden

Hinter der öffentlichkeitswirksamen Aktion steckt ein ernster Ansatz: 2014 haben die Sportfreunde das Berufsprogramm „Anpfiff zum Berufsleben“ ins Leben gerufen, um den eigenen Jugendspielern den Übergang von Schule zu Beruf zu erleichtern. Der Erfolg habe sich schnell eingestellt und es hätten vielen jungen Menschen durch ein großes Firmen- und Unternehmer-Netzwerk ein Praktikumsplatz angeboten werden können, aus denen sich teilweise Lehrstellen-Verträge ergeben hätten, so Rohmann. Die von den Trainern und im Verein vorgelebten Werte wie Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Teamverhalten würden als Eigenschaft der Bewerber aus dem Verein sehr geschätzt und hätten bei potenziellen Arbeitgebern so manche schlechte Note in den Hintergrund gedrängt. Aufgrund des Erfolg sind die Sportfreunde beim Bündnis für Arbeit als kompetenter Gesprächspartner der Praxis mit am Tisch.

Rohmanns Problem: Er muss die Finanzierung des Programms und der Jugendarbeit sicherstellen. Deshalb sei ihm die Idee mit der Namensgebung gekommen, erzählt er im Gespräch mit der WAZ. Dabei trägt der Platz eigentlich schon einen Namen: Mondritter-Arena. Doch damit seien keine Einnahmen für den Verein verbunden. Als Erich Leichner erfuhr, dass die Sportfreunde einen Käufer für die Namenrechte suchen, griff er zu. Er unterstütze die Arbeit der Sportfreunde gerne.