Oberhausen. Die Brost-Stiftung organisiert für Anwohner in elf Oberhausener Vierteln Diskussionstreffs, um die Lebensqualität vor Ort nach vorne zu bringen.

Der Stammtisch genießt nicht bei allen Bürgern einen guten Ruf: Bier trinken in der Kneipe und politisieren, das gibt doch nur Streit, heißt es. Mitnichten: Wo, wenn nicht in einer bodenständigen Eckkneipe, lässt sich im Ruhrgebiet wirklich Tacheles mit seinem Gegenüber reden, wo blühen sonst farbige Sträuße voller Fantasie und Kreativität? Wo muss man sich nicht scheuen, auch verquere ungewöhnliche Ideen auf den Tisch zu legen – um darüber leidenschaftlich zu debattieren?

Die Brost-Stiftung jedenfalls belebt mit ihrem neuen Projekt „Ruhrgebiet besser machen“ die einst so berühmte Gaststättenkultur im Revier neu und knüpft an die Tradition der Eckkneipe als Versammlungsort der Menschen in einem Stadtviertel an. Wie können Bürger ihr Stadtviertel verbessern? Welche Probleme, welche Lösungen gibt es? Wo und wie sollte die Politik vor Ort handeln?

Kneipengespräche starten in Oberhausen bereits am Montag, 20. Januar 2020

In elf Oberhausener Stadtvierteln sollen sich die Anwohner mit diesen Fragen beschäftigen – bei insgesamt elf Kneipengesprächen ab Montag, 20. Januar, bis Donnerstag, 13. Februar 2020), in der Regel ab 19 Uhr (genaue Daten der Gaststätten und Veranstaltungstage in Oberhausen siehe Infokasten). Die Brost-Stiftung ruft jetzt in den Städten Oberhausen, Bottrop und Herne als Pilotkommunen des Projekts alle interessierten Bürger dazu auf, sich für die Kneipengespräche anzumelden, die von einem geschulten Kenner vor Ort moderiert werden.

An verschiedenen Tischen zu Themenbereichen wie Wirtschaft, Mobilität, Kultur, Freizeit, Umwelt, Wohnen, Soziales und Integration sollen die Teilnehmer der Kneipengespräche Probleme und Lösungen besprechen. Eine von der Brost-Stiftung spendierte Runde Bier, Wasser oder Cola soll die Stimmung lockern, um eine Flut an Ideen auszulösen. Kundige Referenten der Stiftung protokollieren die Themen mit.

Vorschläge auch auf der neuen Internetseite verewigen

Zusätzlich kann jeder Bürger seine Vorschläge für eine bessere Welt in Oberhausen auf der Projektseite im Internet unter www.ruhrgebietbessermachen.de aufschreiben. Alle Ideen sollen von Besuchern der Seite bewertet werden – zum Schluss werden die besten Ansätze auf einer zentralen Mitmach-Veranstaltung der Stadt unter dem Titel „Ideenwerkstatt“ im Frühjahr mit Fachleuten und Politikern debattiert. Was ist wirklich sinnvoll? Was ist bezahlbar? Was ist technisch und praktisch umsetzbar?

Das erste Oberhausener Kneipengespräch findet in der Gaststätte „Stani’s Ecke“ an der Kreuzung Mellinghofer Straße/Falkensteinstraße am Montag, 20. Januar 2020, statt.
Das erste Oberhausener Kneipengespräch findet in der Gaststätte „Stani’s Ecke“ an der Kreuzung Mellinghofer Straße/Falkensteinstraße am Montag, 20. Januar 2020, statt. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

In der dritten Phase des Projekts erhalten Ratspolitiker und Stadtspitze die Arbeitsideen für mehr Lebensqualität in der Heimatstadt überreicht. Doch schon jetzt sind Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) und die Fraktionen des Rates durch die Stiftung informiert. „In Oberhausen hat Bürgerbeteiligung einen hohen Stellenwert. Daher freuen wir uns, dass die Brost-Stiftung mit ihrem städteübergreifenden Zukunftsprojekt die Bürgerinnen und Bürger zur Entwicklung des Ruhrgebiets befragen will. Wir sind auf die Ergebnisse aus den Oberhausener Quartieren gespannt“, sagt Schranz.

Wie groß ist die Teilnahme an dem großen Beteiligungsprojekt der Stiftung?

Bisher weiß noch niemand, wie die Oberhausener auf dieses neue innovative Mitmach-Projekt durch die Brost-Stiftung reagieren werden: Gibt es bereits genug Bürgerbeteiligungsformen in Oberhausen, so dass eine gewisse Müdigkeit existiert, an Foren teilzunehmen? Oder sind viele Anwohner begeistert darüber, die Probleme wirklich hautnah vor Ort zusammen mit Wissenschaftlern und Fachleuten zu erörtern – in lockerer Kneipenatmosphäre?

Bodo Hombach jedenfalls ist als stellv. Vorstandsvorsitzender der Brost-Stiftung von dem Projekt überzeugt, sieht großes Potenzial, das Revier gemeinschaftlich zu verbessern: „Man hat ein Ziel, aber dafür braucht es viele Schritte, und ohne den ersten kommt man niemals an. Der Weg ist kurvenreich und zuweilen steinig. Es lohnt sich, nicht allein zu gehen. In der Gruppe geht alles leichter. Man kennt sich, hilft sich, ermuntert die Trägen, ermutigt die Zweifler.“

Zu den elf kostenlosen Kneipengesprächen mit einer Runde Freibier muss man sich allerdings anmelden – entweder auf der Projektseite www.ruhrgebietbessermachen.de oder telefonisch unter 0201-749936-16 bei Projektreferentin Jasmin Sandhaus. Am besten nennt man bereits seinen Themenwunsch.