Herne. Das Palliativ-Netzwerk Herne, Wanne-Eickel, Castrop-Rauxel ist verärgert über den Verein Vielfalt. Dessen Palliativausweis sei ein Alleingang.

Mit „Verwunderung, Sorge und Überraschung“ hat das Palliativ-Netzwerk Herne, Wanne-Eickel, Castrop-Rauxel zur Kenntnis genommen, dass der Palliativarzt Anton Preissig, Vorsitzender des Vereins Vielfalt, quasi im Alleingang einen Palliativausweis für die Versorgung von Notfallpatienten in Herne vorgestellt hat. Diese Tatsache und die Aussage, dass der Verein Vielfalt das Palliativ-Netzwerk unterstütze, kommentiert das Netzwerk nun in einem offenen Brief.

„Blitzaktionen tragen zur Verunsicherung betroffener Menschen bei“

Palliativmediziner Anton Preissig sei zwar von Beginn an Mitglied im Netzwerk, der von ihm später gegründete Verein Vielfalt aber nicht. „Ein Aufnahme-Antrag wurde vom Netzwerk-Vorstand mehrfach abgelehnt. Von einer Unterstützung des Netzwerks durch Vielfalt e.V. kann deshalb keine Rede sein, im Gegenteil: Das Palliativ-Netzwerk begrüßt und unterstützt vielmehr den im Oktober unter Federführung der Stadt Herne ins Leben gerufenen ,Herner Weg’ für eine gemeinschaftliche Planung der Gesundheitsversorgung von Notfallpatienten am Ende des Lebens“, so die Vorsitzenden Karin Leutbecher, Dr. Axel Münker.

Anton Preissig, Palliativarzt und Vereinsvorsitzender von Vielfalt (l.) und Pressesprecher Rainer Burg bei der Vorstellung des Palliativausweises
Anton Preissig, Palliativarzt und Vereinsvorsitzender von Vielfalt (l.) und Pressesprecher Rainer Burg bei der Vorstellung des Palliativausweises © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Weder der Verein Vielfalt noch Anton Preissig hätten sich bisher erkennbar an dieser über die Grenzen der Stadt hinaus beispielhaften Aktion beteiligt. Stattdessen werde – ohne vorherige Abstimmung oder Ankündigung - ein eigener Palliativausweis aus dem Hut gezaubert, der nun gedruckt und in hoher Stückzahl in Herne verteilt werden soll.

Auch interessant

„Dieses Vorgehen ist genau das Gegenteil von dem, was der ,Herner Weg’ erreichen möchte. Als Netzwerk distanzieren wir uns deshalb von diesem Vorgang und warnen vor Alleingängen auf diesem so sensiblen Gebiet. Derartige Blitzaktionen tragen nicht zur Aufklärung und Hilfe, sondern zur Verwirrung betroffener Menschen in einer schwierigen Lebenssituation bei. Damit muss Schluss sein“, so Leutbecher und Münker. Und weiter: „Wir alle engagieren uns dafür, dass Menschen am Ende des Lebens größtmögliche Selbstbestimmung und Lebensqualität bis zuletzt erfahren können – zuhause, im Heim oder im Krankenhaus. Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen wir vertrauensvolle, transparente und breit angelegte Kooperationsstrukturen und keine auf billige Publicity zielenden Schnellschüsse Einzelner, die der Sache mehr schaden als nutzen. Deshalb fordern wir Herrn Preissig und den Verein Vielfalt dringend auf, das Papier zurückzuziehen und sich dem ,Herner Weg für Gesundheitsplanung’ anzuschließen.“