Herne. Damit auch in der letzten Lebensphase der Patientenwille zum Tragen kommt, hat jetzt der Herner Verein Vielfalt einen Palliativausweis erstellt.
Ein sterbenskranker Patient hat mit dem Leben abgeschlossen und wünscht sich, nie mehr in ein Krankenhaus eingeliefert zu werden. Wie aber soll diesen Willen beispielsweise ein Notarzt erfahren, der gerufen wird, weil sich der Zustand des Mannes dramatisch verschlechtert hat? Der Verein Vielfalt hat dazu eine Lösung entwickelt: den Palliativausweis.
Es handelt sich um einen kleinformatiges Dokument, in dem die wichtigsten Wünsche des Patienten aufgelistet sind. Ob jemand eine Herz-Lungen-Wiederbelebung oder eine künstliche Beatmung in seiner letzten Lebensphase haben möchte, welche Medikamente er akzeptiert, alles das sind Fragen, auf die der Ausweis Antwort gibt. „Natürlich legen Menschen in Vorsorgevollmachten oder Patientenverfügungen fest, welche Wünsche sie an die medizinische Behandlung haben“, erklärt de Arzt Anton Preissig, zugleich Vorsitzender des Vereins Vielfalt, der das Palliativ-Netzwerk für Herne und Castrop-Rauxel unterstützt. Doch in solchen kritischen Situation bestehe überhaupt nicht die Zeit, mehrere Seiten eines umfangreichen Dokuments zu lesen. „Da muss häufig binnen Minuten eine Entscheidung getroffen werden“. Der Ausweis biete mit einem Blick alle wichtigen Angaben.
Verein schreibt jetzt die Herner Hausärzte an
Der Verein schreibt in diesen Tagen die Herner Hausärzte an und bietet an, ihnen die Ausweise zur Verfügung zu stellen. Man hoffe darauf, dass die Mediziner dann vor allem die Palliativpatienten ansprächen, ob sie eine solche Karte haben wollten, erklärt Rainer Burg vom Vorstand des Vereins Vielfalt. Es könne aber auch genauso gut umgekehrt funktionieren: Die Patienten fragen ihren behandelnden Arzt, ob er ihnen für den Fall der Fälle einen solchen Ausweis geben könne. „Die gesamte Verteilaktion ist selbstverständlich kostenlos“.
Verein hat 3000 Exemplare drucken lassen
Der Verein Vielfalt hat insgesamt 3000 Exemplare des Palliativausweises drucken lassen.
Die Vorlage dazu stammt vom Netzwerk der Palliativmedizin Essen, die das Papier seit zehn Jahren bereits herausgibt und das auch im Raum Duisburg genutzt wird.
Der Ausweis, betont Anton Preissig, Vorsitzender des Vereins Vielfalt, sei eine Ergänzung zur Vorsorgevollmacht oder Patientenverfügung, keinesfalls ein Ersatz.
Der Ausweis sei aber nicht nur eine wichtige Hilfe, wenn der Notarzt gerufen werde, erläutert Preissig, auf das Papier könne man auch zurückgreifen, wenn beispielsweise der regulär behandelnde Arzt wechsle. „Der hat dann die Möglichkeit, sich in ganz kurzer Zeit einen Überblick über die Situation des Patienten zu verschaffen“, erläutert der Palliativmediziner. Der Ausweis bietet zudem noch weitere Rubriken, um den Namen eines Seelsorgers einzutragen, der sich um den Patienten kümmert, oder den zuständigen Pflegedienst wie auch nächste Ansprechpartner.
Damit es mit dem Palliativausweis auch seine Richtigkeit hat, sollte ihn der behandelnde Arzt unterschreiben und auch mit einem Stempel versehen. Ebenso besteht auch für den Patienten die Verpflichtung, das Papier zu unterschreiben. Sinnvoll sei es ohnehin, dass sich Arzt und Patient Zeit nehmen, um das Dokument auszufüllen. Rettungsdienste sind, wie Anton Preissig und Rainer Burg betonen, an die Vorgaben gebunden. Sei unter anderem keine künstliche Beatmung gewünscht, dann „müssen Notarzt und Sanitäter das auch entsprechend berücksichtigen“.
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Der Ausweis sollte, so Rainer Burg, gut auffindbar sein, möglichst in unmittelbarer Nähe zum Patienten aufbewahrt werden. Dass ein solches Papier existiert, sollten alle diejenigen wissen, die den Schwerstkranken betreuen, hebt das Vorstandsmitglied hervor.