Düsseldorf. Das „Werkstattjahr“ soll Jugendlichen, die keine Lehrstelle finden, helfen. Aber so richtig scheint es noch nicht zu funktionieren.
Die erste Bilanz des vor gut einem Jahr in NRW eingeführten „Werkstattjahrs“ für Jugendliche, die besondere Probleme bei der Lehrstellen- und Jobsuche haben, fällt ernüchternd aus. Laut NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) haben 670 von insgesamt 1292 Teilnehmern das Werkstattjahr 2018/19 vorzeitig abgebrochen. Und nur wenige von den Jugendlichen, die das Werkstattjahr regulär beendeten, konnten bisher in eine Lehre oder in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung vermittelt werden, schreibt Laumann in einem Bericht für den Landtags-Sozialausschuss. NRW und die EU fördern das Projekt mit jährlich rund 14 Millionen Euro.
Auch interessant
Praxisnah soll es sein und eine Brücke in Ausbildung und Arbeit: „Mit dem Werkstattjahr geben wir jungen Menschen die Chance, ihre Aussicht auf einen Ausbildungsvertrag und damit auf ein eigenverantwortliches Leben deutlich zu verbessern“, hatte NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) im Herbst 2018 bei der Vorstellung des Projektes gesagt. Ein gutes Jahr später lässt eine erste Zwischenbilanz erahnen, dass der Weg dahin noch weit ist.
Fehlender Abschluss, Suchtprobleme, Gewalterfahrung
Im ersten Werkstattjahr 2018/19 beendete etwa jeder zweite der rund 1300 Teilnehmer diese Maßnahme vorzeitig, wie aus einem Bericht des Arbeitsministeriums an den Landtag hervorgeht. Die meisten (57 Prozent) schieden wegen Fehlzeiten, Erkrankung oder „Überforderung“ aus. Sieben Prozent wechselten in andere Maßnahmen, bei jedem vierten Jugendlichen ist nicht klar definiert, warum er das Werkstattjahr vorzeitig beendete. Jeder Zehnte nahm eine Arbeit auf.
Von den rund 750 Teilnehmern, die das Werkstattjahr bis Ende August 2019 vorzeitig oder regulär beendet haben, konnten 13,5 Prozent in eine Lehre oder in eine reguläre Arbeit vermittelt werden, so der Bericht. Die Voraussetzungen für diese Jugendlichen, einen Job zu bekommen, sind allerdings auch besonders schlecht. Etwa zwei Drittel der Teilnehmer hat zum Beginn des Werkstattjahres keinen Schulabschluss. Viele von ihnen haben „Erfahrungen des Scheiterns“ hinter sich, stammen aus Elternhäusern „mit verfestigter Arbeitslosigkeit“, haben Suchtprobleme und Gewalt erfahren. 52 Prozent der Teilnehmer haben einen Migrationshintergrund, unter ihnen sind auch junge Flüchtlinge.
Insgesamt wurden in NRW zwischen 2013 und 2018 an allgemeinbildenden Schulen jedes Jahr konstant etwa 11.000 junge Menschen ohne Abschluss gezählt. Rund 1500 von ihnen sind 19 Jahre oder älter.