Herne. . Das Bundesprogramm „Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt“ bietet 140 Langzeitarbeitslosen eine befristete Beschäftigung. Die erste Bilanz: positiv.
- Gerade Langzeitarbeitslose haben wenig Chancen, wieder eine feste unbefristete Stelle zu finden
- Teilnehmer entwickeln neues Selbstbewusstsein, weil sie nun etwas leisten
- Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda will das Thema auch in Zukunft vorantreiben
Heute werden die aktuellen Arbeitslosenzahlen veröffentlicht. In Herne ist die Zahl der Menschen ohne Job in den vergangenen Monaten sichtbar gesunken - dennoch muss man eine Einschränkung machen: Langzeitarbeitslose haben große Probleme - und kleine Chancen -, wieder eine Beschäftigung zu finden. Deshalb haben zahlreiche Städte lange für einen öffentlich geförderten Arbeitsmarkt gekämpft. Mit Erfolg. Das Bundesarbeitsministerium hat das Programm „Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt“ aufgelegt, 140 Stellen wurden in Herne eingerichtet.
Die Zahl erscheint angesichts von deutlich mehr als 10 000 arbeitslosen Menschen in Herne gering, doch hinter ihr verbergen sich 140 Menschen. Zwei von ihnen sind Renate Catalano und Doris Banach, die nun im Arbeitslosenzentrum - zunächst bis Ende 2018 - Beschäftigung gefunden haben. Wirft man einen Blick auf ihre Erwerbsbiografien, offenbaren sich ihre geringen Chancen auf eine Stelle im ersten Arbeitsmarkt.
Das Programm läuft bis Ende 2018
Catalano war früher als Industriekauffrau beim Bauunternehmen Heitkamp beschäftigt. „Mit 62 Jahren kriegt man keine Stelle mehr“, gibt sie sich illusionslos. Im Arbeitslosenzentrum hat sie in der Vergangenheit ehrenamtlich geholfen, nun unterstützt sie quasi hauptamtlich andere Arbeitslose bei Behördenangelegenheiten, zum Beispiel beim Ausfüllen von Anträgen. „Es ist ein gutes Gefühl, etwas geleistet zu haben“, erzählt sie zufrieden. Ohne Arbeit sei sie isoliert gewesen.
Banach ist nun im Arbeitslosenzentrum für die Küche verantwortlich, sie kocht und tischt das Mittagessen auf. Ihre Kochkünste hat sich die 46-Jährige selbst angeeignet - denn eine abgeschlossene Ausbildung hat sie nicht. Sie war im Garten- und Landschaftsbau tätig, als Reinigungskraft, als Kellnerin. Keine guten Voraussetzungen für eine dauerhafte feste Stelle. Als Köchin im Arbeitslosenzentrum lebe sie wieder auf, sagt sie im Gespräch mit der WAZ-Redaktion. „Schade, dass es eine begrenzte Zeit ist“. Hintergrund: Die Teilnehmer bekommen bis Ende 2018 die Möglichkeit, einer geförderten Beschäftigung mit bis zu 30 Wochenstunden nachzugehen. Der Bund stellt etwa vier Millionen Euro für die Lohnkosten bereit, das Land finanziert die Kosten für Organisation, Betreuung und Qualifizierung der Teilnehmer.
Jobcenter schlug 330 Bewerber vor
Oberbürgermeister Frank Dudda zeigte sich von Catalanos und Banachs Engagement beeindruckt. „Das gibt mir ein gutes Gefühl, für diese Arbeitsplätze weiter zu kämpfen.“ Mit diesem Programm bestehe die Chance, den Teufelskreis der Langzeitarbeitslosigkeit zu durchbrechen. Er kündigte an, dass er das Thema bei einer großen Sozialkonferenz des Ruhrgebiets weiter vorantreiben werde.
Karl Weiß, Leiter des Jobcenters, lobte die hohe Kooperationsbereitschaft der Mitglieder des Bündnisses für Arbeit. Die gemeinnützigen Träger hätten sich sehr kooperativ gezeigt. Dazu muss man wissen, dass für das Programm erst kurz vor Weihnachten 2016 grünes Licht gegeben wurde, das Jobcenter musste innerhalb weniger Wochen 560 Kunden beraten und 300 interessierte Bewerber den Trägern vorschlagen. Ein hoher Aufwand, den offenbar einige andere Ruhrgebietsstädte gescheut haben...
>> 121 MENSCHEN ÜBER VIER JAHRE OHNE JOB
Die Teilnehmer haben entweder gesundheitliche Einschränkungen oder sind alleinerziehend.
64 Frauen und 76 Männer nehmen am Programm teil. 14 Personen sind jünger als 35 Jahre, 69 sind zwischen 35 und 49 Jahre. 57 Teilnehmer sind älter als 50 Jahre.
121 Menschen sind schon mehr als vier Jahre arbeitslos, zehn sind zwischen zwei und vier Jahren ohne Arbeit, neun sind noch keine zwei Jahre arbeitslos.