Herne. Die „Gute Stube“ in Herne hat seit wenigen Wochen eine Sommelière. Nadine Briese weiß, welcher Wein zu welcher Speise passt.
Die Gute Stube hat sich in den vergangenen Jahren einen hervorragenden Ruf bei Feinschmeckern erkocht, die Aufnahme in diverse Restaurantführer legt Zeugnis davon ab. Nun kann das ehemalige Parkrestaurant den Gästen - die teilweise extra aus dem Rheinland anreisen - einen hochklassigen Service anbieten: eine Sommelière.
Nadine Briese ist damit eine der ganz wenigen Experten in der Region, die den Gästen eine passende Weinbegleitung zum Essen empfehlen kann. Die 24-Jährige hat vor wenigen Wochen ihre Prüfung bestanden.
Pächter sieht die Finanzierung der Ausbildung als Investition in die Zukunft
Briese ist nicht nur Hernerin, sie auch ein Eigengewächs des Unternehmens. Im benachbarten Hotel hat sie eine Ausbildung zur Hotelfachfrau absolviert, sich dann aber für einen Wechsel ins Restaurant entschieden. In ihrer Ausbildung sei ihr das Thema „Wein“ noch recht schwer gefallen, allerdings habe sie im Restaurant mit der Zeit Interesse dafür entwickelt. „Ich kannte natürlich die Weine auf unserer Karte, aber jetzt kann ich auch die Geschichte dahinter erzählen“, erzählt Briese im Gespräch mit der WAZ-Redaktion.
Als sie ihrem Chef, Restaurant-Pächter Jan-Hendrik van Dillen, von ihrem Wunsch erzählte, eine Ausbildung zur Sommelière zu absolvieren, willigte er sofort ein. Nicht nur das: Er finanzierte sie auch. Rund 12.000 Euro habe sie gekostet - eine Summe, die er als Investition in die Zukunft sieht. So könne er eine gute Fachkraft langfristig ans Haus binden, darüber hinaus ist eine Sommelière durchaus ein Alleinstellungsmerkmal in der gehobenen Gastronomie in der Rhein-Ruhr-Region. Auch Nadine Briese sieht ihre Zukunft in der Guten Stube. Als Sommelière wolle sie die Gute Stube noch attraktiver machen und weiter voranbringen.
Die Basis ist gelegt, die Erfahrung kommt mit den Jahren
Davor stand eine umfangreiche Ausbildung. Bei einem Praktikum beim renommierten Weingut Meyer-Näkel an der Ahr, habe sie im Weinberg, im Keller und im Verkauf mitgearbeitet und so alle Facetten des Winzers kennengelernt. Im Sommer ging es für zwei Monate zum Gastronomischen Bildungszentrum in Koblenz. Dort stand sehr viel Theorie auf dem Stundenplan, aber auch tägliche Praxis. Übersetzt: Nadine Briese hat täglich Wein verkostet. Schließlich gibt es rund um den Globus unzählige Anbaugebiete und Rebsorten. Doch kann man mit gerade 24 Jahren alle Facetten kennen? Briese zieht einen Vergleich zum Führerschein. Jetzt habe sie die Basis, die Erfahrung entwickle sich mit den Jahren. Was auch heißt: Briese wird viel unterwegs sein, um neue Weine und Winzer kennenzulernen.
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Zahl der Weine in der Guten Stube soll sich auf rund 100 verdoppeln
Doch diese Basis ist bereits sehr breit und umfangreich. Jetzt können sie Weine mit all ihren Bestandteilen analysieren. Was mit Blick auf die „Gute Stube“ wichtig ist: Sie kann noch besser einordnen, welcher Wein zu welchem Essen passt. Das heißt: Wenn Chefkoch Thorsten Brodal ein neues Menü entwickelt hat, kostet Briese es und wählt die entsprechenden Begleiter. Sie weiß, dass ein Wein je nach Speise ein völlig andere Wirkung entfalten kann. Wobei die Rollen klar verteilt sind: Die Speisen stehen im Mittelpunkt, die Weine sollen den Geschmack untermalen.
Auch andere Getränke waren Teil der Ausbildung
Zu Nadine Brieses Ausbildung zur Sommelière gehörte nicht nur das Erkennen von Weinen.
Daneben musste sie auch verschiedene andere alkoholfreie und alkoholische Getränke - darunter eine Vielzahl an Spirituosen - erkennen, unter anderem am Geruch.
Für die „Gute Stube“ heißt das: Die Auswahl der Weine wird häufiger wechseln, außerdem wollen Briese und van Dillen die Zahl der Positionen auf rund 100 verdoppeln. Dabei könnten Weine aus Übersee (USA, Chile, Argentinien, Südafrika, Australien oder Neuseeland) einen Schwerpunkt bilden.
Und welchen Wein bevorzugt Nadine Briese selbst? Antwort: Bordeaux. Und „Ich mag es auch etwas komplizierter.“