Heiligenhaus. . Die Heiligenhauserin Susanne Spies ist zur Sommelière des Jahres gekürt worden. Kaum einer kennt sich mit den edlen Tropfen so gut aus wie sie.
- Susanne Spies aus Heiligenhaus kennt sich mit Wein so gut aus wie kaum jemand
- Die 47-Jährige wurde von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zur Sommelière des Jahres gekürt
- Sie verrät, wie man Wein richtig verkostet und woran man einen guten Tropfen erkennt
Gekonnt schwenkt Susanne Susanne Spies das bauchige Rotweinglas und lässt den guten Tropfen darin hin- und herschwappen. „Ein Wein muss atmen und seine Aromen entfalten, bevor man ihn trinken kann“, sagt die Expertin. Spies muss es wissen. Die 47-jährige Heiligenhauserin ist von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zur Sommelière des Jahres gekürt worden. Bei der Verkostung im privaten kleinen Weinkeller erklärt Susanne Spies, was ihren Beruf ausmacht und woran man einen guten Wein erkennen kann.
Der Rote, den wir gerade probieren, nennt sich „Fire in the sky“ und kommt aus Südafrika. „Ich nehme Noten von Brombeeren und Kirschen wahr, ebenso wie Lakritz und Vanille“, sagt die Sommelière als sie tief der Nase einatmet. Denn: Schmecken funktioniere nur über das Riechen.
2000 bis 4000 verschiedene Gerüche
Der Mensch könne 2000 bis 4000 verschiedene Gerüche wahrnehmen, sagt Susanne Spies. Dem WAZ-Redakteur gelingt das mit dem Herausfiltern der Geschmacksnoten auf Anhieb noch nicht so gut. Aber die Sommelière beruhigt: „Das kann jeder lernen, indem er im Alltag einfach bewusster Gerüche wahrnimmt und für sich benennt.“
Das gehört auch zum Job von Susanne Spies im Restaurant Rosin in Dorsten, wo sie seit 2007 tätig ist. „Als Sommelière bin ich dort zuständig für die Weinbegleitung der Gäste“, erklärt sie. Bedeutet: Mit den Gästen stimmt sie die Weine auf das jeweilige Menü ab. Bei einem Fünf-Gänge-Menü beginne man für gewöhnlich mit leicht Weißweinen, zur Vorspeise und Fischgerichten. Zu dunklem Fleisch biete sich Rotwein an, zum Dessert seien süße Weine geeignet – weiß oder rot. Dabei muss Susanne Spies ganz schön viele Weine im Hinterkopf haben. Rund 800 stehen im Restaurant Rosin auf der Karte. „Was serviert wird, hängt aber auch immer vom individuellen Geschmack der Gäste ab“, sagt Spies.
Jeder Wein findet seinen Liebhaber
Und der sei mitunter sehr verschieden und subjektiv. „Jeder Wein wird seinen Liebhaber finden“, sagt Susanne Spies. Wobei man die Tropfen schon objektiv bewerten könne. „Je länger der Wein beim Probieren noch auf der Zunge präsent ist, umso besser ist er“, erklärt die Sommelière. Die richtige Probiertechnik gebe es übrigens nicht. Der Wein müsse weder geschlürft noch im Mund umhergespült werden. Ein Wein ohne nachhaltigen Geschmack wird übrigens auch als „klein“ bezeichnet.
Das sei jedoch nicht automatisch am Preis erkennbar. „Es gibt auch viele günstige Weine, beispielsweise aus Rheinhessen“, sagt Spies. Sie selbst trinkt bei Weißweinen gerne Riesling aus der Pfalz mit feiner Frucht-Säure-Struktur und Rotweine aus dem Piemont mit Tiefe und Komplexität.
Hochwertige deutsche Weine seien am Gütesiegel „Qualitätswein“ oder „Prädikatswein“ erkennbar, so die Expertin. Gute Weißweine gebe es bereits ab fünf Euro, rote seien etwas teurer. „Man sollte Wein aber nicht im Discounter, sondern im gut sortierten Supermarkt oder Fachhandel kaufen und sich beraten lassen.“
Regelmäßige Besuche bei Winzern
Susanne Spies selbst kauft nicht unbedingt im Supermarkt, sondern auf der ganzen Welt Weine für ihren Arbeitgeber ein. „Die Weinkarte stelle ich größtenteils alleine zusammen und bin dafür viel unterwegs“, sagt die Sommelière des Jahres. Bei ihren zahlreichen Besuchen bei Winzern vor Ort, wo die Weine dann verkostet werden, seien zum Teil enge Freundschaften entstanden. „Die Reisen unternehme ich gemeinsam mit meinem Mann Alfred Voigt, der auch Sommelier ist.“
Im Restaurantalltag bereitet Susanne Spies vor allem der Umgang mit dem Rebensaft selbst viel Freude. Mehrere Stunden, bevor die Gäste kommen, öffnet sie bereits die ersten Weine, damit diese an der Luft ihre Aromen entfalten können. „Es ist auch toll zu sehen, wie sich Weine über die Jahre entwickeln“, sagt sie. Einige schmeckten bereits von Anfang an. Generell werde ein Tropfen mit zunehmender Dauer aber eher besser als schlechter.
Der Rotwein, den wir bei Susanne Spies im Weinkeller verkostet haben, ist sieben Jahre alt. Dass er wirklich hochwertig schmeckt, kann der WAZ-Redakteur wegen mangelnder Fachkenntnisse zwar nicht fachgerecht beurteilen. Aber er mundet, wie der Laie so schön sagt.
>>> ABGESCHLOSSENE AUSBILDUNG BENÖTIGT
- Um Sommelier/Sommelière zu werden, braucht man eine abgeschlossene Berufsausbildung im Gastronomiegewerbe.
- Susanne Spies hat Restaurantfachfrau gelernt und nach einigen Jahren eine Zusatzausbildung bei einer Sommelier-Schule gemacht.
- Der Titel Sommelière des Jahres ist für sie ein „schöne Auszeichnung für lange Arbeit.“