Herne. Die Rückkehr zu G9 zum laufenden Schuljahr führt zu ersten Umstellungen an den Gymnasien in Herne. Größere Probleme drohen im Jahr 2026.

Zum laufenden Schuljahr ist die Umstellung von G8 auf G9 in Nordrhein-Westfalen gestartet. Schüler haben nun wieder neun Jahre Zeit bis zum Abitur. Auch Gymnasien in Herne mussten dafür erste Änderungen vornehmen – auch wenn zunächst nur die Fünft- und Sechstklässler betroffen sind.

„Durch G9 haben wir eine Entzerrung bekommen und mehr Zeit für individuelle Förderung“, sagt Nicole Nowak, Schulleiterin am Haranni-Gymnasium, und zieht ein positives Fazit. So könnten die Schüler der fünften und sechsten Klassen, für die das Abitur nach Klasse 13 gilt, entlastet werden. „Wir haben die Kernlehrpläne entsprechend überarbeitet“, sagt sie. Manche Gymnasien seien noch dabei, überall verlaufe die Umstellung aber ohne größere Probleme.

Gymnasien orientieren sich an Kernlehrplänen

„Die Auswirkungen sind bis jetzt noch begrenzt“, sagt Dennis Robertz, neuer Schulleiter am Otto-Hahn-Gymnasium. Es gebe Kernlehrpläne, nach denen sich die Schulen richten sollten. Zudem könnten sie aber schulspezifische Eigenheiten einarbeiten.

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Ein großer Vorteil für alle: der Faktor Zeit. „Für junge Menschen ist Zeit eine sehr wichtige Angelegenheit“, sagt Dennis Robertz. Deshalb begrüße er sehr, dass die Schüler ein Jahr mehr haben, um sich optimal zu entwickeln. Schließlich gehe es nicht ausschließlich darum, Kinder in Fächern zu unterrichten. „Wir möchten, dass die Schüler sich als Persönlichkeiten weiterentwickeln und dafür ist Zeit ganz zwingend notwendig“, so der Schulleiter weiter. Dieses Mehr an Zeit ermögliche G9.

Ganztag als Resultat von G8

Die Einführung von G8 im Jahr 2005 führte zu einem verdichteten Stundenplan und einer Zunahme an Nachmittagsunterricht. Das Haranni-Gymnasium und Gymnasium Wanne sind inzwischen Gebundene Ganztagsschulen. Neun Jahre Schulzeit an Gymnasium macht die neunte Stunde eigentlich unnötig, räumt Schulleiterin Nicole Nowak ein. Aber: „Die Eltern wollen auch weiterhin den Ganztag“, sagt sie. Deshalb bietet das Haranni an den drei Tagen, die bis 15.50 Uhr gehen, eine AG-Band an.

Die vollständige Umstellung ziehe sich aber noch durch das Schuljahr. So würden beispielsweise neue Bücher erst nach und nach bestellt, sagen beide Schulleiter. Bis dahin werde mit den Materialien für G8 unterrichtet - wie die Jahrgangsstufe 6 bereits das gesamte fünfte Schuljahr. „Die Unterschiede zu G8 auf ein Schuljahr gerechnet sind aber nicht so erheblich“, sagt Robertz. Deshalb sei das kein Drama.

Viertes Hauptfach an Gesamtschulen verschiebt sich

Auch die Gesamtschulen betrifft die Umstellung auf G9 indirekt – aber erst im kommenden Schuljahr, sagt Katharina Rodermund, Schulleiterin in Wanne-Eickel. Erst dann werde das vierte Hauptfach im Wahlpflichtbereich ab Klasse 7 statt ab Klasse 6 unterrichtet, weil es parallel zur zweiten Fremdsprache am Gymnasium laufe.

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Bei den Gymnasien gibt es schon jetzt ein paar konkrete Änderungen, erläutert die Sprecherin der Gymnasien, Nicole Nowak. So lagen die Fächer Politik und Physik bei G8 in der Jahrgangsstufe 5, bei G9 rutschen sie in die Klasse 6. Der sechste Jahrgang wiederhole dadurch im Moment vieles. „Da sind die Kollegen gefragt, den Stoff zu vertiefen oder anders aufzuarbeiten.“

2026 könnte es zu einer akuten Raumnot kommen

Eine gravierende Umstellung wird es 2026 geben, wenn der erste G9-Jahrgang in die Jahrgangsstufe 13 wechselt, die es zuletzt nicht mehr gab. „Dann haben wir einen kompletten Jahrgang mehr an der Schule“, sagt Dennis Robertz. „Eine Besonderheit dieses Jahrgangs wird sein, dass ein Kind, das dann wiederholt, noch ein weiteres Extrajahr bekommt“, erklärt er. Denn das Abitur fällt ein Jahr lang aus. Dann wird die schon jetzt existierende Raumnot sich noch deutlich verschärfen.