Herne. Schüler des Herner Haranni-Gymnasiums lernen, wie man in Auseinandersetzungen friedlich miteinander umgeht – mit einem Achtsamkeitstraining.
Aufgeregt kommen die Schüler nach der Pause in die Turnhalle des Haranni-Gymnasiums. Bevor der ungewöhnliche Unterricht mit Trainer Michael Klein beginnt, stellen sich die Kinder in zwei Reihen auf. Sie atmen tief durch und machen fließende Bewegungen mit den Armen, die der Achtsamkeitstrainer vormacht. Sie ballen die Hände auf Hüfthöhe zu Fäusten und bewegen sie wieder nach vorne. Während der einstudierten Abfolge spricht für mehrere Minuten niemand. Konzentriert schauen die Kinder auf Michael Klein und machen seine Bewegungen nach.
Figuren aus der Kampfkunst fördern die Konzentration
„Das sind Formen aus dem Wing-Tsun. Das ist eine Art des Kung-Fu. Das verbessert die Konzentration und Koordination. Die Schüler werden dadurch viel ruhiger“, erklärt er. Die Übungen und Spiele sollen Gewalt vorbeugen und die Kommunikation verbessern.
Nachdem sie einen Teil der überschüssigen Energie ausgelassen haben, können die Jungen und Mädchen in einem Sitzkreis von ihrer Woche erzählen. Auch Konfliktsituationen, die die Kinder erlebt haben, können im geschützten Raum besprochen werden.
In der Turnhalle müssen die 11- bis 15-Jährigen nicht lange still sitzen. Bei Basketball und Fußball können sich die Jungen und Mädchen austoben. „Anfangs sind die jüngeren Kinder etwas untergegangen. Mittlerweile haben wir eine Gleichberechtigung geschaffen“, sagt Michael Klein stolz.
Streitereien beim Spiel führen zum Lernerfolg
Kommen kleine Streitereien auf, versucht Michael Klein direkt zu schlichten und die Schüler an das gelernte Wissen zu erinnern. Beim Spielen koche die Stimmung manchmal hoch, weiß der Pädagoge aus Erfahrung. Um solche Situationen zu vermeiden, spricht Michael Klein am Anfang des Schuljahres mit den Teilnehmern über grundlegende Dinge, wie zum Beispiel Respekt und Akzeptanz und übt Gesprächssituationen.
Durch das Achtsamkeits- und Gewaltpräventionstraining habe sich bei den Schülern schon einiges verbessert: „Die Lehrer berichten, dass sich bei den Verhaltensweisen und Leistungen viel getan hat und sie nach der Bewegung ganz geschmeidig sind.“
Kinder werden für das Achtsamkeitstraining vom Unterricht befreit
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Unruhige, verhaltensauffällige oder auch schüchterne Kinder werden für den Kurs extra vom Unterricht befreit und können ein Jahr lang mitmachen. Bei Bedarf könne auch noch das ein oder andere Kind dazustoßen. Hauptsache die Kontinuität werde gewährleistet, so Schulleitern Nicole Nowak. Das Vorurteil, dass die Kinder aus bürgerlichen Familien keine Probleme hätten, sei nicht richtig, betont sie, denn viele Eltern seien voll berufstätig. Oft fehle im Elternhaus aber auch die Kompetenz im Umgang mit neuen Medien. „Es sind nicht nur die Kinder aus sozialschwachen Familien“, sagt Nicole Nowak.
Engagement von „Ruhrwerk“
Der gemeinnütziger Verein unterstützt in Herne die Kinder- und Jugendarbeit. Die Unternehmerinnen organisieren Langzeitprojekte für Kinder und Jugendliche mit Handicap oder Förderbedarf
Einmal im Jahr kommen Unternehmer, Führungskräfte und Förderer bei einer einer Spendengala zusammen.
Gesponsert wird die pädagogische Reihe vom Verein „Ruhrwerk“, der in Herne mehrere soziale Projekte unterstützt. „Es gibt Kurse mit allen Schulformen. Das Achtsamkeitstraining verbessert das Miteinander“, sagt Vorstandsvorsitzende Cordula Klinger-Bischof. Nach den Sommerferien startet der Kurs in eine neue Runde.