Herne. Das Jobcenter Herne verstärkt seine Bemühungen zur Vermittlung von Langzeitarbeitslosen. 2500 Kunden erhalten eine Potenzialanalyse.

Das Jobcenter Herne hat mit einer Offensive begonnen, um die Zahl der Langzeitarbeitslosen in der Stadt zu senken. Man habe damit begonnen, mit 2500 Kunden eine Potenzialanalyse durchzuführen, um auszuloten, wie deren Chance auf Integration in den ersten Arbeitsmarkt stehen. Das sagte Jobcenter-Geschäftsführer Karl Weiß im Gespräch mit der WAZ-Redaktion.

Der Hintergrund: Der größte Teil der Menschen ohne Beschäftigung in Herne zählt zur Gruppe der Langzeitarbeitslosen. Das zeigt ein Blick auf die Statistik für den Juni. Diese wies 8335 Arbeitslose aus, 6501 davon sind in der Grundsicherung, die durch das Jobcenter betreut wird. Die Behörde will nun mit Hilfe eines Bundesprogramms diesen Anteil senken. Zur Durchführung des Programms habe man extra ein Sonderteam gebildet. Die Mitarbeiter sollen intensiv mit den Menschen, um herauszufinden, wo Hindernisse für eine Vermittlung in den Arbeitsmarkt liegen könnten und wo das Jobcenter Unterstützung leisten könne. Nach Gruppengesprächen würden Einzelgespräche geführt, so Weiß. Laut Weiß verfolge das Jobcenter trotz der großen Anzahl an Personen einen individuellen Ansatz. „Wir wollen in den Einzelgesprächen herausfinden, wo die Gründe für die lange Arbeitslosigkeit liegen.“

Karl Weiß, Geschäftsführer des Jobcenter Herne, hat eine Offensive zur Vermittlung von Langzeitarbeitslosen gestartet.
Karl Weiß, Geschäftsführer des Jobcenter Herne, hat eine Offensive zur Vermittlung von Langzeitarbeitslosen gestartet. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Andere Programme haben erste Erfolge gebracht

Dass solche Bemühungen Erfolge bringen können, zeigten unter anderem die Programme soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt und der soziale Arbeitsmarkt, der am 1. Januar gestartet ist. In diesem Rahmen habe man bislang mehr als 140 Stellen besetzen können. Für Weiß ist dies jedoch nur eine Zwischenstation. „Wir wollen 250 Plätze besetzen“, sagt der Geschäftsführer. Damit sei das Jobcenter Herne im Vergleich zu anderen „ganz gut unterwegs“.

Jobcenter geht auch auf Betriebe zu und erläutert die Unterstützung

Erstes Ziel der neuen Maßnahme sei es, in diesem Jahr bis zu 400 Plätze zu besetzen. Weiß ist sich sicher: „Die Chancen für eine Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt sind vorhanden.“ Dafür werde man auch direkt auf Betriebe zugehen und ihnen erläutern, wie sie bei der Integration unterstützt werden können. Dafür soll auch das Zentrum für Vermittlung genutzt werden, das im vergangenen Jahr in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs Wanne-Eickel seinen Betrieb aufgenommen hat.

Nach seinen Worten ist die Resonanz der Kunden bislang positiv. Selbstverständlich hätten sie eine Pflicht zur Mitwirkung, aber dies spiele für 95 Prozent sowieso keine Rolle, weil sie motiviert seien.

Die Rolle der Unterbeschäftigung

Die Arbeitslosenzahl, die jeden Monat veröffentlich wird, beschreibt nur einen kleinen Teil des Arbeitsmarkts.

Die Unterbeschäftigung gibt auch über diejenigen Menschen Auskunft, denen zwar ein regulärer Arbeitsplatz fehlt, die aber aus verschiedenen Gründen nicht als Arbeitslose erfasst werden. Unterbeschäftigt sind: Neben Arbeitslosen Teilnehmer an bestimmten Maßnahmen und Personen mit Sonderstatus.

Regine Schmalhorst, scheidende Geschäftsführerin der Arbeitsagentur, macht auf eine Entwicklung aufmerksam, die sich im Zuge der Umsetzung des Programms in der Statistik zeigen könne. Voraussichtlich werde dort die Zahl der Arbeitslosen sinken, weil die Teilnehmer in einen anderen Teil der Statistik wechseln: die Unterbeschäftigung. Dort finden sich all jene, die an einer Maßnahme teilnehmen. Schmalhorst reagiert damit auf vielfach geäußerte Kritik, dass Maßnahmen nur durchgeführt würden, um die Statistik zu schönen. Erstens: Die Agentur veröffentliche in den monatlichen Berichten auch die Daten für diese Unterbeschäftigung. Zweitens: Agentur und Jobcenter würden keine Maßnahmen durchführen, um die Arbeitslosenquote zu drücken. „Maßnahmen müssen immer Sinn machen.“ Und sie seien für Teilnehmer allemal besser als zu Hause zu sitzen und gar nichts machen zu können.