Herne. . Die IHK Mittleres Ruhrgebiet hat ihr neues Onlineportal „netzn.de“ freigeschaltet. Damit sollen sich Menschen und Unternehmen stärker vernetzen.

Der Neujahrsempfang der IHK Mittleres Ruhrgebiet am vergangenen Freitag im Kulturzentrum war nicht nur eine Premiere, weil er zum ersten Mal in der Geschichte der Kammer außerhalb von Bochum stattfand, es war auch eine Premiere, weil die IHK ihr neues Internetportal netzn.de live im Kuz freischaltete. Und es unterscheidet sich vom bisherigen Onlineauftritt fundamental.

Nach den Worten von IHK-Hauptgeschäftsführer Eric Weik ist netzn.de die erste Benutzerplattform, die regional ist, ein - kostenloses - Angebot, das es in dieser Form noch nicht gibt. Menschen, aber gerade auch Unternehmen können dort ihre Profile anlegen, selbst Gruppen zu verschiedenen Themen gründen oder bereits bestehenden Gruppen beitreten. So sind aus Herne bereits die Anton Graf GmbH, das Innovation Center Ruhr, Müntefering-Gockeln, der Industriedienstleister Ifürel, aber auch das Thomas Cook Reisebüro vertreten. Die Themen in den bereits eingerichteten Gruppen reichen von Ausbildung über Unternehmensnachfolge bis zu Import/Export und Innovationskreis Mobilität. Die IHK sei nur noch ein Nutzer unter vielen auf netzn.de, „sie verabschiedet sich davon, eine übergeordnete Rolle zu spielen“, so Weik.

Henrich Kleyboldt und der Industriedienstleister Ifürel gehörten zu den ersten, die sich auf der Plattform angemeldet haben.
Henrich Kleyboldt und der Industriedienstleister Ifürel gehörten zu den ersten, die sich auf der Plattform angemeldet haben. © Matthias Graben

Diese Plattform sei die konsequente Weiterentwicklung des Veränderungsprozesses, den die IHK Mittleres Ruhrgebiet bereits vor einiger Zeit in Gang gesetzt hat. Sie hat alte Hierarchien konsequent abgebaut, „weil wir sicher sind, dass jeder in diesem Haus etwas wissen kann, das wichtig und wertvoll ist“, so Weik. So sei die IHK schneller und flexibler geworden. Das habe die Erkenntnis reifen lassen, dass die alte Homepage zu dieser Philosophie nicht mehr passt. Die sei in ihrer hierarchischen Gestaltung der Ausdruck des alten Denkens (allerdings wird die alte Seite noch einige Zeit parallel zur neuen erreichbar sein, weil dort noch viele Infos liegen).

Die Hierarchie will die IHK hinter sich lassen, „wir entscheiden nicht, was relevant ist, alle sollen gleichberechtigt sprechen dürfen“, so Weik im Gespräch mit der WAZ-Redaktion. Die Kammer verstehe sich eher als Zentrum eines Netzwerks. In diesem Netzwerk könnten nach seiner Vorstellung Unternehmen nach Auszubildenden suchen - und das ganz unmittelbar in der entsprechenden Gruppe. Ein anderes Beispiel. Ein Logistiker schickt seine Lkw nur halb voll auf die Reise. Vielleicht finde er auf der Plattform jemanden, der mit seiner Fracht den Lkw ganz auslastet. Weik: „Bei jedem Thema gibt es jemanden, der es besser weiß als wir bei der IHK.“ Diese Schwarmintelligenz solle die Plattform nutzbar machen und den Unternehmen in der Region einen Mehrwert verschaffen. Wie sich netzn.de entwickle, sei noch nicht absehbar, „aber wenn wir nicht mutig sind, wird der Wandel nicht gelingen“, so Weik. Die Premiere am Freitagabend stimmt ihn hoffnungsvoll, noch im Kulturzentrum hätten zahlreiche Unternehmen ein Profil angelegt.

Hauptgeschäftsführer Eric Weik will mit Schwarmintelligenz einen Mehrwert für Unternehmen schaffen.
Hauptgeschäftsführer Eric Weik will mit Schwarmintelligenz einen Mehrwert für Unternehmen schaffen. © Volker Wiciok

Firmen sehen viel Potenzial

Zu ihnen gehört Karl-Heinz Gockeln. Er schätze es, wenn man auf kurzem Weg kommunizieren könne. Netzn.de könnte die lästige Suche nach Daten von Ansprechpartnern überflüssig machen. Auch für Anja Graf, Prokuristin des Röhlinghauser Reisebusunternehmens, hat die Plattform Potenzial. Man kenne zwar viele Unternehmer der Region, aber eben auch nicht alle. Die bereits bestehende Gruppe zum Thema Mobilität sei interessant für Graf’s Reisen.

Für Henrich Kleyboldt, Geschäftsführer des Industriedienstleisters Ifürel, ist netzn alles andere als eine Spielerei, die Plattform könne gerade bei der Gewinnung von Auszubildenden oder Fachkräften von großem Nutzen sein. Jüngere Menschen würden über soziale Medien viel stärker angesprochen als durch klassische Medien. In seiner Funktion als IHK-Vizepräsident ist es für ihn wichtig, dass die Kammer die Bedürfnisse der Mitglieder bestmöglich bedient. Netzn könne da die richtige Antwort sein. Die Plattform biete nicht allein Information, sondern auch Interaktion.

27.000 Mitglieds-Unternehmen in vier Städten

Das Potenzial und die mögliche Reichweite erschließt sich beim Blick auf die Zahlen.

Der IHK Mittleres Ruhrgebiet gehören über 27.000 Unternehmen aus Bochum, Herne, Witten und Hattingen an. In Herne sind es etwa 5000 Firmen.

Es soll regional sein, allerdings seien auch andere Unternehmen durchaus willkommen.