Herne/Bochum/Witten. . Die IHK Mittleres Ruhrgebiet hat am Freitag zum ersten Mal ihren Jahresempfang in Herne durchgeführt. Bejubelter Gastredner: Ali Mahlodji.

Knapp 163 Jahre gibt es die Industrie- und Handelskammer (IHK) in Bochum, und noch nie hat der Jahresempfang in Herne stattgefunden. Am Freitagabend nun war es so weit: Über 600 Vertreter von Wirtschaft und Politik waren der Einladung der Kammer ins Kulturzentrum gefolgt.

In eine Stadt, so sagte es der Moderator des Abends, IHK-Hauptgeschäftsführer Eric Weik, im voll besetzten Saal, die „ein Hotspot der Metropole Ruhr ist – das meine ich todernst“ und in der „extrem viel Zukunft und Aufbruch“ passiere.

IHK-Präsident: Auch 2018 war ein gutes Jahr

Traditionell zieht die Kammer bei ihrem Empfang Bilanz. Und die fiel gut aus. „Auch 2018 war ein gutes Jahr“, bilanzierte IHK-Präsident Wilfried Neuhaus-Galladé und bezog nicht nur die Kammer, sondern auch die Städte im mittleren Ruhrgebiet mit ein. Auch er lobte diese Stadt: „In Herne schlägt unüberhörbar und unübersehbar das Herz eines starken Logistikstandortes.“ Die Entwicklung des ehemaligen RAG-Geländes zum Shamrockpark sei zudem „ein klarer Beleg dafür, dass Investoren sicher sind, an einem solchen Standort sinnvoll investieren zu können“.

Er zog Bilanz: IHK-Präsident Wilfried Neuhaus-Galladé.
Er zog Bilanz: IHK-Präsident Wilfried Neuhaus-Galladé. © Klaus Pollkläsener

Seine Sorgen wollte Neuhaus-Galladé nicht verhehlen. Zu viele Unternehmen, kritisierte er, verabschiedeten sich von der Dualen Ausbildung: „Wir finden keine qualifizierten Fachkräfte, wir wissen um den demografischen Wandel, aber wir bilden nicht aus – ganz ehrlich: Wo liegt denn da die Logik?“ Der Präsident stellte klar: „Für mich ist Ausbildung absolute Unternehmerpflicht.“

Sorgen bereite ihm nicht zuletzt die Digitalisierung: „Ich glaube nicht, dass wir alle in ausreichendem Maße die Konsequenzen des digitalen Wandels für unsere Unternehmen bedenken.“ Unternehmer,Politiker und Bürger müssten begreifen, dass wir uns von fast allem verabschieden müssten, was wir lieb gewonnen und als selbstverständlich angesehen haben: „Die Welt 4.0 tickt anders.“ Jeder Unternehmer müsse im digitalen Wandel deshalb nach einer Konzeption für sein Unternehmen suchen, die auch in Zukunft trage.

Quer denken, kreativ sein

Statt einer Talkrunde gab es in diesem Jahr einen Festredner: Ali Mahlodij. Der 37-Jährige, langes T-Shirt, weiße Turnschuhe, ist EU-Jugendbotschafter, Unternehmer und Gründer der Berufsorientierungsplattform whatchado.com – und bekannter Redner. Als „Rockstar“ unter den Unternehmensberatern warb er vor den Entscheidungsträgern dafür, quer zu denken, kreativ zu sein, sich mit anderen zu vernetzen und: vom hohen Ross herunter zu kommen. Chefs seien heute nicht mehr die, die alles besser machten, sondern Teil eines Teams. Das gemeinsame Ziel, sagte er in seinem furiosen Auftritt, sei es, die Zukunft selbst zu schreiben – und nicht abzuwarten, wie sich der Markt entwickelt.

Am Ende des offiziellen Teils wartete die IHK mit einer Überraschung auf. Sie stellte ihre neue Plattform vor. Dort können sich Unternehmen, Fachkräfte, Auszubildende oder Studenten treffen, sich vorstellen und – wichtig – sich vernetzen. Dieses Angebot, so hieß es, sei gedacht als Plattform für die Region – und bislang einmalig.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Die Kammer

Der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittleres Ruhrgebiet mit Sitz in Bochum gehören nach Angaben der Kammer über 27.000 Unternehmen aus Bochum, Herne, Witten und Hattingen an.

Höchstes Gremium der IHK Mittleres Ruhrgebiet ist die Vollversammlung, die aus 70 gewählten Mitgliedern besteht. Im März 2017 wählte die Vollversammlung den Wittener Unternehmer Wilfried Neuhaus-Galladé zum neuen Präsidenten. Hauptgeschäftsführer ist seit dem November 2015 Eric Weik.