Herne. Der Herner Arbeitskreis Flüchtlinge Zechenring hat seine Arbeit eingestellt. Er fühlt sich von der Stadt nicht eingebunden. Die sieht das anders.
Jahrelang haben sie Geflüchteten in Herne geholfen: Entnervt und erbost gab der „Arbeitskreis Flüchtlinge Zechenring“ zur Jahreswende sein Engagement auf. Seitens der Stadtverwaltung würden den Ehrenamtlichen nichts als Knüppel zwischen die Beine geworfen, meinen die rund 20 Mitglieder.
Dabei würden die Bedingungen für die Helfer immer schlechter: „Die Wertschätzung des Fachbereiches Soziales uns gegenüber hält sich in Grenzen“, kritisiert Gerd Müller. Der 72-Jährige hat ein halbes Dutzend Gleichgesinnte zusammengetrommelt, sie stehen an einem kalten Morgen vor den Flüchtlingsunterkünften am Zechenring in Horsthausen: „Wir müssen uns hier draußen treffen, weil wir nicht in die Häuser hereingelassen werden, die Security hat abgeschlossen“, macht Waltraud Böhm deutlich. Von einem Tag auf den anderen hätten die Ehrenamtlichen die Räume nicht mehr betreten können. „Die Schlösser wurden ausgetauscht, ohne uns Bescheid zu sagen.“
„Wir werden nicht wie Ehrenamtliche behandelt“
Christa Pusch-Pinkal war in ihrem Arbeitsleben selbst Sozialarbeiterin bei der Herner Stadtverwaltung und hat für das Verhalten der Behördenmitarbeiter kein Verständnis. Der Arbeitskreis Flüchtlinge Zechenring müsse Anwesenheitslisten führen, im Gegenzug teile ihm die Stadt aber nicht mit, wer in den Gebäuden überhaupt wohne. Bei der Erarbeitung eines Sicherheitskonzeptes und der Installierung eines Sicherheitsdienstes sei der Arbeitskreis ins Rathaus zitiert worden, ohne vorher anzukündigen, um welches Thema es sich handele. „Wir werden nicht wie Ehrenamtliche behandelt, die hier einen großen Teil ihrer Freizeit opfern, sondern wie Verwaltungsangestellte“, bemängelt Müller. Und setzt noch eins drauf: „Das System stinkt vom Kopf her. Das Sicherheitskonzept, beispielsweise, wird gar nicht regelmäßig hinterfragt, bei Änderungen werden wir nicht beteiligt. Die Security am Zechenring ist derzeit überhaupt nicht mehr notwendig.“
Stadt: Die Probleme wurden besprochen
Die Stadt Herne nehme die Befindlichkeiten der Ehrenamtlichen sehr ernst und habe deshalb sogar eine Veranstaltung zur Klärung von Missverständnissen durchgeführt, erklärt Stadtpressesprecher Christoph Hüsken auf WAZ-Anfrage. In den Herbstferien 2018 habe es ein Gespräch zwischen Mitgliedern des AK Flüchtlinge, Mitarbeitern des städtischen Fachbereichs Soziales und des Ehrenamtsbüros gegeben, das von einem Mediator begleitet wurde. Dabei seien die bestehenden Probleme besprochen und Lösungen erarbeitet worden. Zuvor habe es auch ein Gespräch mit den Dezernenten Gudrun Thierhoff und Johannes Chudziak gegeben.
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Beim Einsatz von Wachleuten am Zechenring steht die Stadtverwaltung allerdings auf dem Standpunkt, dass sie hier quasi „Kompetenzhoheit“ habe: „Der AK Flüchtlinge trägt keine Verantwortung für die Sicherheit der Menschen in den Flüchtlingsunterkünften und sollte sich deshalb einer Beurteilung der Sicherheitslage enthalten. Attacken auf Flüchtlinge oder ihre Unterkünfte sind leider jederzeit möglich, wie die Amokfahrt in Bottrop in der Nacht auf Neujahr und viele weitere fremdenfeindliche Straftaten in den letzten Jahren gezeigt haben“, macht Hüsken deutlich.
Stadt hält Wachdienst weiterhin für notwendig
Der Betrieb der Flüchtlingsunterkunft obliege dem Fachbereich Soziales und damit auch die Verantwortung für das Wohlergehen der dort untergebrachten Menschen. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, sei es unumgänglich, dass der Betreiber darüber informiert ist, wer namentlich dort ehrenamtlich tätig ist und zu welchen Zeiten welche Aktivitäten durchgeführt werden, so Hüsken weiter. Von den eingesetzten Sicherheitsdiensten würden Einsatzberichte geschrieben, die der Fachbereich Soziales auswerte. „Aufgrund der Auswertungen wurde entschieden, dass ein Wachdienst auch am Standort Zechenring weiterhin notwendig ist“, ergänzt Hüsken.
Auf die Frage, ob Mitgliedern des Arbeitskreises Flüchtlinge Zechenring der Zutritt zu den Häusern am Zechenring von der Security zumindest zeitweilig verwehrt wird, antwortet Stadtpressesprecher Christoph Hüsken: „Der Zugang zu der Einrichtung wird kontrolliert. Personen, die hinein möchten müssen namentlich bekannt sein. Es kann vorgekommen sein, dass Personen, die nicht namentlich bekannt waren, der Zutritt nicht gestattet worden ist. In diesem Zusammenhang wäre es hilfreich, wenn die Behauptung, der Zutritt sei verweigert worden, konkretisiert werden könnte.“