herne. . Eine Abstimmung gab es nicht, doch am Favoriten der Herner CDU für den Parteivorsitz konnte es in der Eickeler Vinothek keinen Zweifel geben.
Der Rahmen ist etwas intimer. Die drei Kandidaten sind natürlich nicht persönlich erschienen. Und es sind am Freitagabend auch etwas weniger Mitglieder als am Mittwoch zur Regionalkonferenz der CDU in Düsseldorf gekommen. Und trotzdem: Die Stimmungslage auf der Veranstaltung der Herner Union ist ähnlich.
Der vor zwei Tagen in der Landeshauptstadt gefeierte Friedrich Merz ist in der Eickeler Vinothek klarer Favorit bei den meisten Mitgliedern – daran ändert auch der engagierte Einsatz der langjährigen Bundestagsabgeordneten Ingrid Fischbach für Annegret Kramp-Karrenbauer - kurz: AKK - nichts.
Rückkehr zu konservativen Werten
„Wenn wir einen Neuanfang wollen, dann ist Friedrich Merz der richtige Mann“, sagt Hans-Jürgen Koch, Ehrenvorsitzender der Senioren-Union. Ulrich Finke pflichtet ihm bei: „Klar, kompetent, glaubwürdig“ - so habe er Merz in Düsseldorf erlebt. Erwin Telkemeier sagt: „Wir brauchen alle drei - am besten unter der Führung von Merz.“ AKK habe in Düsseldorf zu sehr „auf Mutti“ gemacht, kritisiert er. Lea Sobecki, Vorsitzende der Schüler Union, plädiert ebenfalls für einen Vorsitzenden Merz, „damit die CDU wieder stärker zu ihren konservativen Werten steht“. Für diese Werte sei sie eingetreten.
Eingetreten in die CDU ist auch Noah Neumann - und zwar in dieser Woche. Der Schüler (19) ist an diesem Abend einziger Befürworter von Jens Spahn: „Er wäre perfekt für einen Aufbruch.“
Szelags leidenschaftliches Plädoyer für AKK
Neben Fischbach hält auch Ratsfraktions-Chefin Bettina Szelag ein leidenschaftliches Plädoyer für AKK. Deren Pflichtbewusstsein lobt sie. Dass sie schon Wahlen gewonnen habe. Außerdem wolle sie sich nicht persönlich profilieren als Vorsitzende; bei den beiden anderen sei sie sich da nicht so sicher. „Einziger Nachteil ist der unaussprechliche Name“, so Szelag.
In einem Punkt sind sich alle Diskussionsteilnehmer eilig. „Es ist großartig, dass wir eine echte Wahl mit drei Schwergewichten haben“, sagt Markus Leckscheid. Das wecke Neid bei der SPD.
Auch der Bundestagsabgeordnete und Junge Union-Bundesvorsitzende Paul Ziemiak spricht von „erstklassigen Kandidaten“. Wem er im Dezember (siehe Kasten) die Stimme geben wird, lässt der 34-jährige ebenso offen wie Timon Radicke.
Der CDU-Chef betont aber am Ende der 90-minütigen Diskussion, dass auf dem Delegiertenparteitag in Hamburg nicht die Basis an die Urne geht: „Mitglieder sind keine Delegierten.“ Es wäre für eine moderne Partei im 21. Jahrhundert vielleicht mal an der Zeit, so Radicke, über eine stärkere Einbindung der Basis nachzudenken.
>> INFO: 1000 Delegierte entscheiden
Der oder die Nachfolgerin von Angela Merkel an der CDU-Spitze wird nicht von allen Mitgliedern in einer Urabstimmung gekürt, sondern am 7. und 8. Dezember, von 1000 Delegierten aus den Landesverbänden gewählt.
Aus Herne werden beim Hamburger Parteitag Stimmrecht haben: Kreisverbands-Chef Timon Radicke, der (für Herne zuständige) Bundestagsabgeordnete Paul Ziemiak und die langjährige Bundestagsabgeordnete Ingrid Fischbach.