Herne. . Das Ruhrpottbattle zog Breakdancer und Hip-Hopper aus aller Welt nach Herne. Die Tänzer präsentieren sich beim Wettbewerb als Weltgemeinschaft.

Die Flottmann-Halle verwandelte sich am Samstagabend in eine Mischung aus Bühne und Boxring. Beim 19. „Ruhrpottbattle“ traten dort Hip-Hop-Tänzer aus aller Welt gegeneinander an. Dass sich dieser Event so erfolgreich in Herne halten konnte, sei etwas Besonderes, rekapitulieren die Veranstalter Pottporus und die Jugendförderung Herne, es gebe aber noch Luft nach oben: in Bezug auf Marketing, Besucherzahlen und Frauenquote.

Die Künstler treten in den Kategorien „Hip-Hop“, „Popping“, „Krumping“ und „B-Boying“ an. Am Ende bleibt jeweils ein Einzelsieger über und erhält ein Preisgeld von 500 Euro. Eine Jury entscheidet.

Die Luft zwischen den Steinwänden der Flottmann-Hallen vibriert, Jungen und Mädchen in Street-Wear tummeln sich überall und bewerten kennerisch das Geschehen auf der Bühne: Die Szene ist wirklich hier, mitten in Herne. Und dennoch: Auch Laien finden sich im Publikum, genießen die Show als klanglich und visuell spannendes Familienerlebnis. Einige der Kinder, die Anfang der 2000er vom Ruhrpottbattle begeistert waren, verdienten heute ihr Geld als internationale Profitänzer oder setzten sich in den Bereichen Bildung und Kultur mit Tanz auseinander. Das erläutert Zekai Fenerci, Geschäftsführer und künstlicher Leiter von Pottporus. „Wir haben mit dem Battle viele Impulse angestoßen und zeigen auch gesellschaftlich Perspektiven auf“, sagt er, sichtlich stolz.

„Sidney“, links, und „Dimension“ in den Flottmannhallen.
„Sidney“, links, und „Dimension“ in den Flottmannhallen. © Rainer Raffalski

Der integrative Charakter des Events drückt sich auch im multikulturellen Miteinander aus. Aus ganz Europa sind die Tänzer angereist, aber auch von noch weiter her, zum Beispiel aus China, Israel und Russland. „Dieser Austausch schlägt Boden, gerade in unserer politischen Situation mit dem Rechtsdruck überall. Wir zeigen den Leuten: Es geht zusammen! Wir sind eine Weltgemeinschaft; das ist durch Hip Hop besonders gut formulierbar.“

Integration und Gleichberechtigung

Das „Ruhrpottbattle“ trägt viel bei zu Integration und Gleichberechtigung, doch trägt auch unausgeschöpftes Potenzial in sich. So nehmen jedes Jahr nur etwa zwei bis vier Frauen teil, gewonnen haben bisher immer Männer, auch die Jury ist rein männlich. Frida Frost, selbst B-Girl (also eine Breakdance tanzende Frau) und seit zehn Jahren im Ruhrpottbattle involviert, meint, B-Girls trainierten gleichberechtigt in der Szene und könnten auch gleichberechtigt an Battles teilnehmen. Als Frau werde man aber weniger gesehen und eingeladen. Dabei seien die Girls genauso gut. Die patriarchalische Gesellschaft spiegele sich eben auch in Events, so die promovierende Tanz- und Sportwissenschaftlerin. Die 34-Jährige arbeitet gerne mit den Veranstaltern des „Ruhrpottbattles“ zusammen, hat sie auch schon auf das Problem angesprochen und Offenheit geerntet. „Man darf das Thema nicht immer negativ ansprechen. Es wird gute Arbeit gemacht. Ich wünsche mir nur noch mehr Kontinuität und Aufmerksamkeit für die Repräsentation von Mädchen“, macht Frida Frost deutlich.

„Lulu
„Lulu" in den Flottmannhallen. © Rainer Raffalski

„Mehr“ wünscht sich auch Fenerci: mehr Marketing und Aufmerksamkeit für das Battle, auch von der Stadt aus. Die Veranstaltung könnte noch größer werden, berühmter in den Nachbarstädten. „Die Leute fliegen eigens 20 Stunden her“, sagt er.

Nach Heike Borgwardt und der Jugendförderung muss es nicht „immer mehr werden“, doch auch sie hat festgestellt, dass die Besucherzahlen abgenommen haben. Am Samstag waren es maximal 400, vor einigen Jahren mal 700. Das soll sich wieder ändern.