Herne. . Die frühere Lehrerin Sonja Borgwardt (65) aus Herne hat der politischen Partei MLPD 100.000 Euro gespendet. Das Geld stammt aus einer Erbschaft.

Für 100.000 Euro könnte man sich laut Immobilienscout.de in Wanne eine „sehr gut aufgeteilte Eigentumswohnung in Innenstadtlage“ kaufen. Und auch die Luxus-Limousine Cadillac CTS-V – mit 649 PS unter der Haube – ist für diese Summe erhältlich. Die Hernerin Sonja Borgwardt entschied sich für eine andere Verwendung: Die 65-Jährige hat 100.000 Euro in den Kampf gegen das Kapital investiert.

Heißt: Die ehemalige Lehrerin überwies 2016 eine Spende in dieser Höhe an die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands, kurz: MLPD. Warum, das erklärt die Pensionärin der WAZ so: „Ich bin begeistert von der MLPD.“ Sie stehe voll hinter der „internationalen, solidarischen und revolutionären Arbeit“ der Partei.

Das Geld stamme aus einer Erbschaft: „Mein Vater ist 2016 im Alter von 103 Jahren gestorben“, erzählt Sonja Borgwardt. Weitere 100.000 Euro aus ihrer Erbschaft habe sie der MLPD für den Ausbau des „Hauses der Solidarität“ in Thüringen zur Verfügung gestellt.

Seit 28 Jahren Mitglied

Borgwardt ist natürlich nicht nur Unterstützerin, sondern seit nunmehr 28 Jahren auch Mitglied der MLPD. 2005 trat die gebürtige Stuttgarterin für die Marxisten-Leninisten als Herner Direktkandidatin bei der Bundestagswahl an.

Als Lehrerin unterrichtete die gebürtige Stuttgarterin in Herne bis zu ihrer Pensionierung an der Erich-Fried-Gesamtschule. Zuvor lehrte sie an der Hauptschule Dannekamp und der Königin-Luisen-Schule. Ihre Fächer: Deutsch, Gesellschaftslehre und Hauswirtschaftslehre.

Spenden in Höhe von 872.206,67 Euro

Peter Weispfenning ist Bundessprecher der MLPD. Der Holsterhauser tritt 2017 für die Marxisten-Leninisten als Direktkandidat bei der Bundestagswahl in Herne-Bochum II an.
Peter Weispfenning ist Bundessprecher der MLPD. Der Holsterhauser tritt 2017 für die Marxisten-Leninisten als Direktkandidat bei der Bundestagswahl in Herne-Bochum II an. © Jürgen Theobald

Der Holsterhauser Peter Weispfenning, Bundessprecher der in Gelsenkirchen-Horst in einer ehemaligen Sparkasse residierenden MLPD, freut sich über die Großzügigkeit Sonja Borgwardts. „Die MLPD finanziert ihre Parteiarbeit vollständig aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden“, so der Rechtsanwalt mit Blick auf die Tatsache, dass auch 2016 wieder hohe Summen von Firmen, Konzernen und Unternehmensverbänden vor allem an Parteien wie CDU/CSU, SPD und Grüne geflossen sind.

Dank der Mitgliedsbeiträge und der hohen Spenden bewahre sich die MLPD die finanzielle Unabhängigkeit für „die revolutionäre Politik“, so Weispfenning. In Zahlen: Im vergangenen Jahr sind Spenden in Höhe von 872 206,67 Euro auf die MLPD-Konten überwiesen worden - nach Angaben der Partei „meist kleinere Spenden von Arbeitern, Frauen, Jugendlichen und auch Migranten“.

Sonja Borgwardt ist aber längst nicht die einzige Großspenderin. „Millionen für Marxisten“ titelte der Spiegel einst über Michael May. Der frühere Gutachter für Zechenbetriebe aus Moers spendete der MLPD aus einer Erbschaft allein zwischen den Jahren 2005 bis 2008 gut 3 Millionen Euro. Auch im vergangenen Jahr zeigte sich May spendabel, lag im MLPD-internen Ranking aber mit „nur“ 70.000 Euro deutlich hinter der Hernerin Heike Borgwardt.

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Eine Diktatur des Proletariats strebt die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands an. Die MLPD bezieht sich dabei nicht nur auf Lehren von Marx, Engels und Lenin, sondern verteidigt auch die Politik Stalins.

Der Verfassungsschutz stuft die 1982 gegründete Partei aufgrund der revolutionären Ziele als linksextremistisch ein. Der NRW-Verfassungsschutz bezeichnete die MLPD mal als Partei mit „sektenähnlichen Charakter“.

Die MLPD soll 2000 Mitglieder haben. Die Partei selbst beantwortet Fragen zur Mitgliederzahl im Bund und in Herne nicht.