Herne. . Das Gebäude bekommt erst einmal neue Fenster und eine Dämmung, weitere Maßnahmen folgen. Bochum kündigt den Nutzungsvertrag für die Zeche 1.

Lange Zeit schien es so, als solle in das Pottporus-Haus an der Dorstener Straße nicht mehr investiert werden. Das ehemalige Heinz-Westphal-Haus hat bessere Zeiten gesehen, der Verein Pottporus, der dort seine Büros und Trainingsräume hat, war auf dem Sprung ins geplante Wanner Kreativquartier KHaus. Doch daraus wurde bekanntlich nichts. Nun wird seit Dezember doch renoviert. Die ersten neuen Fenster an der Vorder- und Hinterseite sind eingebaut.

Udo Sobieski (SPD) lobt „hervorragende Arbeit“

Stark gemacht für eine Renovierung hat sich vor allem der Holsterhauser SPD-Stadtverordnete Udo Sobieski. Die Nöte des Pottporus-Vereins seien bekannt, sagt er, und dessen Gefühl, „stiefmütterlich behandelt“ worden zu sein. Mit einer Renovierung wolle die Stadt nun dem Umstand Rechnung tragen, „dass da jemand eine hervorragende Arbeit macht“. Gleichzeitig denkt Sobieski an die anderen Nutzer des Hauses: eine Gruppe der Arbeiterwohlfahrt, das Emscherland Akkordeon Orchester und das Theater Lampenfieber. Während für Pottporus die erste Etage und der Keller reserviert sind, nutzen sie das Erdgeschoss. Was Sobieski vorschwebt, ist ein „Stadtteilhaus“, offen für Vereine und Organisationen.

Das Pottporus Haus von der Dorstener Straße aus gesehen.
Das Pottporus Haus von der Dorstener Straße aus gesehen.

In einem ersten Schritt wurde jetzt die Kunststoff-Baustein-Fensterfront ersetzt durch Mauerwerk und Fenster, was energetisch von Vorteil ist. Anschließend wird noch die Fassade gedämmt. Diese erste Maßnahme wird von der Stadt mit 60 000 Euro beziffert. Weitere sollen folgen. Sobieski spricht von einem mehrstufigen Plan mit Baumaßnahmen, die über vier bis sechs Jahre verteilt werden. 600 000 bis 700000 Euro sollen fließen.

Froh über die Renovierungen im Pottporus-Haus

Für Pottporus-Geschäftsführer Zekai Fenerci eine gute Nachricht: „Wir sind alle sehr glücklich.“ Ihm fallen auf Anhieb eine Reihe baulicher Mängel ein, so etwa die Elektrik oder die Wärmedämmung: „Wir kriegen das Gebäude nicht warm.“ Bei einer Fördersumme von 40 000 Euro im Jahr könne Pottporus nicht 10 000 Euro Heizkosten ausgeben. „Dann bleibt nichts für die Kulturarbeit.“ Nun hofft er, mitbestimmen zu können, wann was in Angriff genommen wird.

Bochum hat den Vertrag für „Zeche 1“ gekündigt

Schlechte Nachrichten kommen unterdessen aus Bochum. Das Schauspielhaus hat Pottporus zum 31. August den Nutzungsvertrag für die „Zeche1“ in Weitmar gekündigt. Pottporus hatte seit 2015 den Raum für urbane Tanzproduktionen des Ensemble Renegade genutzt, so etwa für „Basmala“. Bereits seit 2011 gibt es unter dem Titel „Renegade in Residence“ eine Zusammenarbeit mit dem Schauspielhaus. Mit durchschnittlich zehn bis 13 Aufführungen pro Saison habe man 30- bis 35 000 Zuschauer erreicht, rechnet Fenerci vor. Die neue Intendanz habe Renegade für 2019/20 lediglich eine Gast-Produktion angeboten. In Johan Simons erster Spielzeit - ab Herbst 2018 - komme Renegade gar nicht vor. Von der Stadt Bochum erwartet Fenerci jetzt ein klares Bekenntnis zur Gründung eines „urbanen, zeitgenössischen Tanzensembles“. Man sei weiter im Gespräch, Ende offen.

Nicht nur Graffiti im Alten Wartesaal

Mit der Wiedereröffnung des Alten Wartesaals im Herner Bahnhof ist Herne seit Mai 2017 um einen Kulturort reicher. Der Verein Pottporus möchte dort einen festen Ausstellungsort für Street Art und Graffiti etablieren, kann aber für die ihm zugebilligten 15000 Euro kein durchgängiges Programm bereitstellen, sagt Pottporus-Chef Zekai Fenerci.

So sind es nur drei Veranstaltungsschwerpunkte, die Pottporus für 2018 verantwortet. Vom 4. bis 8. April zieht Kama Frankl mit ihrem Hip-Yo-Festival in den Wartesaal, wo dann auch Teilnehmer des „Herbert“-Jugend-Wettbewerbs ihre Arbeiten präsentieren. Die Kreativ-Workshops im Rahmen einer Street Art Rallye finden dort statt und am 8. April eine Finissage mit Tanzlabor. Vom 20. April bis 20. Mai präsentiert Pottporus dann eine Graffiti-Ausstellung von „drei Frauen über 60“ unter dem Motto „Kunst oder Vandalismus?“ Geplant ist außerdem eine „Graffiti Art-Book-Fair“ vom 8. bis 30. September. Das „Museum für Visuelle Dissidenz“ - Arbeitstitel von Pottporus für das Projekt Alter Wartesaal - trifft auf Spezialverlage für Graffiti-Kunst.

Kulturbüro plant Konzerte, Lesungen und Ausstellungen

Alle anderen Veranstaltungen hat das Kulturbüro geplant. Musik, Foto, Jugendkultur - das Spektrum ist weit. „The Spam“ um den Herner E-Bassisten Patric Siewert treten am 16. April auf, als „Junge Talente“ spielen Carlotta Ribbe und Oliver Reith am 4. Juli. Street Art-Künstler Artur Fast, der die Mauer hinter den Flottmann-Hallen gestalten soll, zeigt vom 2. Juni bis 1. Juli Illustrationen und eine Graffiti-Ausstellung. Preisgekrönte Fotos der Ausstellung „Tach auch!“ von Dortmunder FH-Studenten (momentan im Heimatmuseum) werden vom 13. Juni bis 5. August zu sehen sein. Auch mit dem Pottfiction-Camp und mit „Herbert“ gibt es Kooperationen. Eine Mitmach-Aktion der „Kulturmäuse“ und eine Lesung sind ebenfalls geplant.