WAnne-eickel/Herne. . 57 Projekte sollen Wanne-Süd fit machen für die Zukunft. Den aktuellen Stand schilderten Heide Riemer, Claudia Schmücker und Ute Marks.

Mit rund 37 Millionen Euro soll Wanne-Süd im Zuge des Stadterneuerungsprogramms „Soziale Stadt“ bis 2028 fit gemacht werden für die Zukunft. Die ersten Maßnahmen sind auf dem Weg, die Neugestaltung der Kurhausstraße ist bereits abgeschlossen. Mit Ute Marks vom beauftragten Büro „Stadt + Handel“, Heide Riemer und Claudia Schmücker vom städtischen Fachbereich Umwelt und Stadtplanung sprach WAZ-Redakteurin Gabriele Heimeier über den aktuellen Stand des Projekts.

In Wanne-Süd leben etwa 9500 Einwohner. Zur öffentlichen Vorstellung des Programms „Soziale Stadt“ im Jahr 2015 kamen etwa 90 Interessierte, darunter viele Politiker. Hat das Interesse der Bevölkerung inzwischen zugenommen?

Riemer: Das war damals die erste Bürgerbeteiligung. Seitdem hat sich da schon was getan. Das kann aber noch mehr werden. Unser Ziel ist es ja, die Bevölkerung einzubeziehen und zu motivieren, sich einzubringen.

Marks: Eine Beteiligung zu erreichen, ist immer schwierig. Wanne-Süd ist sehr unterschiedlich strukturiert, wir versuchen, die verschiedenen Zielgruppen gezielt anzusprechen. Aber da sind oft dicke Bretter zu bohren.

Heide Riemer (.l.), Claudia Schmücker (beide städtischer Fachbereich Umwelt und Stadtplanung) und Ute Marks (r.) vom Büro „Stadt + Handel“ gehören zum Team des Stadtteilmanagements der Sozialen Stadt Wanne-Süd.
Heide Riemer (.l.), Claudia Schmücker (beide städtischer Fachbereich Umwelt und Stadtplanung) und Ute Marks (r.) vom Büro „Stadt + Handel“ gehören zum Team des Stadtteilmanagements der Sozialen Stadt Wanne-Süd. © Bastian Haumann

Wie ist die Resonanz auf das Stadtteilbüro, das im Mai in Betrieb ging?

Marks: Es kommen einige Bürger. Wir setzen mehr auf eine direkte Ansprache unsererseits. So haben wir auf der Hauptstraße eine sechssprachige Hauswurfsendung verteilt, darauf hat es einige Reaktionen gegeben. Wir haben außerdem die Immobilienbesitzer angeschrieben – mit leider eher dürftiger Resonanz. Dabei tut sich in dem Stadtteil einiges, zum Beispiel die Ansiedelung des Technischen Rathauses.

Schmücker: Bürgerbeteiligungen zu Baumaßnahmen interessieren die Leute schon. Die „Soziale Stadt“ ist aber auf Zeit angelegt, es dauert, bis Prozesse in Gang kommen.

Was macht Ihnen in Wanne-Süd die meisten Sorgen und Probleme?

Riemer: Es gibt eine Bündelung schwieriger Sachverhalte, aber auch ganz viel Potenzial wie die wunderbaren Grünflächen, die zum Teil nah beieinander liegen, die wir besser erschließen und vernetzen wollen.

Marks: Die Hauptstraße ist mit den vielen Leerständen schon ein Dorn im Auge. Wir müssen den Menschen vermitteln, welche Angebote und Möglichkeiten es gibt, daran etwas zu ändern. Zum Beispiel auch mit Hilfe des Fassaden- und Hofflächenprogramms.

Bis 2028 sollen 57 Maßnahmen umgesetzt sein

In Wanne-Süd leben viele Menschen mit Migrationshintergrund, die manchmal schwierig zu erreichen sind. Wie gehen Sie auf diese Gruppe zu?

Marks: Mehrsprachigkeit ist sehr wichtig, Mitarbeiter in unserem Team sprechen auch verschiedene Sprachen. Vieles geht auch im Schneeballsystem. Als zum Beispiel in Wanne-Mitte (dort gab es ebenfalls ein Stadterneuerungsprogramm; Anmerk.d.Red.) die ersten Fassaden renoviert waren, kamen die Eigentümer benachbarter Häuser auf uns zu. In Wanne-Süd wird eine der Maßnahmen im Kleingartenverein Grüne Wanne umgesetzt, darüber gibt es schon Kontakte.

Mit dem Programm Soziale Stadt sollen 57 Maßnahmen bis 2028 umgesetzt werden, davon 35 Städtebaumaßnahmen. Kommt da die „soziale“ Stadt nicht zu kurz? Konkret: Was hat der Bau eines Kreisverkehrs an der Dorneburger Straße mit einer sozialen Stadt zu tun?

Riemer: Die „soziale Stadt“ ist ein Programm der Städtebauförderung. Die Idee ist, Stadtteile mit Problemen durch städtebauliche Maßnahmen attraktiv zu machen, zum Beispiel durch Barrierefreiheit oder Verbesserungen für den Radverkehr. Davon soll die Signalwirkung ausgehen, dass die öffentliche Hand die Stadtteile nicht weiter wegbrechen lässt. Besonderheit des Programms Soziale Stadt ist, dass bauliche und soziale Maßnahmen aus anderen Förderprogrammen mit einander verknüpft werden.

Schmücker: Damit werden die Rahmenbedingungen für ein attraktiveres Lebensumfeld geschaffen.

Soll aufgewertet werden: die Kleingartenanlage Grüne Wanne an der Wakefieldstraße.
Soll aufgewertet werden: die Kleingartenanlage Grüne Wanne an der Wakefieldstraße. © Rainer Raffalski

Welche Projekte stehen als nächstes auf dem Programm?

Schmücker: Die Ausschreibung für die Arbeiten am Kreisverkehr Dorneburger Straße kann raus, nach der Winterpause kann es losgehen. Wir rechnen mit circa 15 Monaten Bauzeit. Die Kleingartenanlage Grüne Wanne soll geöffnet, aufgewertet und mit Wegen durchzogen werden. Der Spielplatz Am Alten Amt wird neu gestaltet. Im Zuge der Renaturierung des Dorneburger Mühlenbachs werden Stadt und Emschergenossenschaft die Brücke an der Baltzstraße erneuern und mit Beleuchtungselementen stärker in den Blick rücken. Für die Brücke Hardenbergstraße gibt es noch keine Freigabe durch den Kampfmittelräumdienst, da müssen wir noch warten.

Bürger und Politiker kritisierten die Pläne, das Jugendzentrum Heisterkamp, das am Rande des Stadterneuerungsgebiets liegt, zum Quartierszentrum aufzuwerten. Wird daran festgehalten?

Riemer: Es geht darum, einen Standort zu schaffen, an dem sich Nutzungen bündeln lassen. Der Heisterkamp hat den Vorteil, dass das Gebäude der Stadt gehört und viele Ansätze schon vorhanden sind. . .

. . . wäre das alte Hallenbad nicht besser geeignet?

Riemer: Das weitere Verfahren zum Hallenbad ist derzeit noch unklar. Wir haben das im Blick, können im Augenblick aber nichts dazu sagen.

Die Zechenbrache General Blumenthal birgt für Wanne-Süd ein großes Potenzial.
Die Zechenbrache General Blumenthal birgt für Wanne-Süd ein großes Potenzial. © Hans Blossey

Welche Rolle spielt das Gelände General Blumenthal für den Stadtteil?

Riemer: Es ist extrem wichtig für Wanne-Süd. Eine Machbarkeitsstudie, mit der Ziele für das Gebiet entwickelt werden, wird jetzt in Auftrag gegeben. Wir müssen sehen, was für Vorschläge kommen.

Marks: ... einige träumen ja schon vom Phoenix-See. Aber wir liegen zum Beispiel direkt an einer Uni-Stadt, in der es keinen Wohnraum mehr gibt. In die Richtung kann man auch denken.

Bezirksbürgermeister Martin Kortmann zeigte sich in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung verärgert darüber, nicht über die Existenz eines Gremiums informiert zu sein, das Mittel aus dem Verfügungsfonds vergibt. . .

Marks: Vielleicht war der politisch abgestimmte Vorgang um den Verfügungsfonds, mit dem ehrenamtliche Aktionen vor Ort unterstützt werden können, nicht mehr so präsent. Richtig ist, dass im Entscheidungsgremium Institutionen und Bürger aus dem Quartier über die Maßnahmen entscheiden. Dieses Gremium hat sich zu seiner konstituierenden Sitzung bereits getroffen. Nun hoffen wir auf viele schöne Projekte. Erste Ideen liegen schon vor. Aber gerne dürfen sich Menschen im Quartier bei uns melden.

ZU DEN PERSONEN

Heide Riemer, Diplom-Ingenieurin und Stadtplanerin (Architektenkammer NRW); sie arbeitet im städtischen Fachbereich (FB) Umwelt und Stadtplanung, Abteilung Stadterneuerung

Claudia Schmücker, Diplom-Geografin; sie arbeitet ebenfalls im städtischen FB Umwelt und Stadtplanung, Abteilung Stadterneuerung

Ute Marks, Biologin; sie ist die ehemaligen Leiterin von Antenne Niederrhein und leitete 14 Jahre das Stadtmarketing von Kleve. Jetzt arbeitet sie im Büro „Stadt + Handel“ Dortmund