Herne. . Der Steinkohlebergbau verabschiedet sich - für den Herner Benedikt Strobel bedeutet Bergbau die Zukunft. Das sind die Gründe.

Das Ende des Steinkohlebergbaus im Ruhrgebiet naht: Die eigentliche Förderung auf Prosper Haniel, die letzte Zeche, die in Betrieb ist, ist abgeschlossen, die Kumpel haben mit den Aufräumarbeiten begonnen. Am 21. Dezember wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum offiziellen Festakt nach Bottrop kommen. Danach ist der Steinkohlebergbau Geschichte. Doch Bergbau, der ist für Benedikt Strobel die Zukunft.

Der Grund: Der 29-Jährige ist Rohstoffingenieur bei der Deilmann-Haniel GmbH in Dortmund. Die gehört zu den weltweit führenden Schachtbau-Unternehmen - der Bergbau ist also ihr Kerngeschäft.

Eltern hatten keinen Bezug zum Bergbau

Fragt man den Herner nach seinen Gefühlen angesichts des Aus für die letzten beiden Zechen – in Ibbenbüren wurde ja auch noch gefördert – klingt Strobel ein wenig wie ein echter Kumpel. „Es wird komisch sein für mich“, sagt er als Bergbauanhänger. Er mache sich Gedanken, dass nun die Technik und das Know-how der Zulieferer verschwindet. Und wenn die Generation der Kumpel irgendwann nicht mehr existiere, sei auch deren Wissen untergegangen. Strobels Blick nach vorn ist nicht ungetrübt. Was passiert, wenn man sich angesichts einer Energiekrise wieder mit dem Thema Kohleförderung beschäftigen müsse, fragt er sich.

Auf Auguste Victoria machte es „Klick“

Benedikt Strobel im Endlagerbergwerk Konrad.
Benedikt Strobel im Endlagerbergwerk Konrad. © Strobel

Erstaunlich: Diese Faszination für den Bergbau, die er seit seiner Kindheit habe, hat nicht seine Wurzeln im Elternhaus. „Meine Familie hat keinen Bezug zum Bergbau“, erzählt Strobel im Gespräch mit der WAZ. Es sei die Neugier gewesen, die ihn zum Bergbau gebracht habe, beim Blick auf den Förderturm von Teutoburgia habe er sich gefragt: „Was wurde dort gemacht?“ Besuche im Bochumer Bergbaumuseum hätten seine Begeisterung verstärkt, „doch endgültig Klick gemacht hat es, als ich mit 18 Jahren zum ersten Mal auf der Zeche Auguste Victoria eingefahren bin“, so Strobel. Der Krach, die Enge im Förderkorb, der mit zwölf Metern pro Sekunde in die Tiefe rauscht – da habe er gemerkt, was Technik alles möglich macht. Die Dimensionen unter Tage vergleicht er mit einer Kathedrale, beeindruckender als erwartet in Ausmaß und Effizienz, dabei auf Einfachheit ausgelegt.

Spätestens an diesem Punkt war Strobels beruflicher Weg vorgezeichnet. An der Technischen Fachhochschule Georg Agricola in Bochum studierte er Steine und Erden, in Aachen schloss er seinen Masterabschluss an.

Salz, Erze, Edelmetalle, Kali oder Diamanten

Inzwischen hat Benedikt Strobel zahlreiche verschiedene Arten des Bergbaus kennengelernt. Auf Auguste Viktoria war er im Rahmen von Ferienjobs im Streckenvortrieb, auch den Tagebaubereich hat er kennengelernt, er hat sich Minen in Namibia und Südafrika angeschaut. Ob Salz, Erze, Edelmetalle, Kali oder Diamanten – die Technik sei fast überall die gleiche.

Einer seiner ersten Einsatzorte bei Deilmann-Haniel war Schacht Konrad II in Salzgitter, der zu einem Endlager für radioaktive Stoffe umgerüstet wird. In seinen Projekten versuche er, möglichst schnell das Wissen der erfahrenen Kollegen aufzusaugen, so Strobel. Ein Blick auf die Projekte von Deilmann-Haniel offenbart: Die Auftragslage ist sehr gut. Nicht nur international, auch in Deutschland. Gerade in Ostdeutschland gebe es zahlreiche potenzielle Projekte. Benedikt Strobel ist sich sicher: Im Bergbau steht er vor einer guten Zukunft.

>> DIE TECHNISCHE HOCHSCHULE AGRICOLA

Die Technische Hochschule Georg Agricola, an der Benedikt Strobel studiert hat, wurde 1816 als Bergbauschule gegründet.

Im Wissenschaftsbereich Geoingenieurwesen, Bergbau und Technische Betriebswirtschaft werden die Studiengänge Geotechnik und Angewandte Geologie, Rohstoffingenieur, Verfahrenstechnik und Vermessungswesen angeboten.