Herne. . Nach schrägen Tönen von Dichtern und Abbauhämmern gab es Entspannendes vom DJ. Natur und Industriekultur erstrahlten in zauberhaftem Licht.
Wer auf ein Abbauhammerkonzert geht, der muss ein ganz besonders schräger Vogel sein. Sollte man meinen. Geräusche wie von explodierenden Knallfröschen oder Lastwagen, die laut hupen, oder einem Anlasser eines Fiat 500, der einfach nicht anspringen will: So etwas hören sich aber auch Normalos an, wie man am Samstag im KunstWaldPark Teutoburgia bei Einbruch der Dunkelheit feststellen konnte.
Musik mit Maschinen
Es klingt wie die Geräuschkulisse im Maschinenraum eines Schiffes, manche Passagen erinnern an „Welcome to the Machine“ von Pink Floyd, andere an einen Tante-Emma-Laden, in dem die Registrierkasse klingelt, oder an die Glocke in einer Kapelle am Großglockner. Christof Schläger, der Abbauhämmer, Prallbleche, Kesselböden, Stempel und allerlei anderes ungewöhnliches Instrumentarium per Computer steuert, wird von Marjon Smit assistiert, die wie eine Dirigentin drei weitere Musiker instruiert: Frank, Mark und Tobi an Nagelhammer, Schlagschrauber und pneumatischer Wasserpumpe. Das muss man nicht nur gehört, sondern auch gesehen haben!
Die Veranstaltung „Licht an – Poesie im Park“, wieder vom Förderverein Teutoburgia und Klangkünstler Christof Schläger rund um das Fördergerüst und die Maschinenhalle Teutoburgia ausgerichtet, lockt gut 100 Interessierte. Sie gönnen sich bei Bier und Bratwurst einen fast romantischen Abend auf dem bunt illuminierten ehemaligen Zechengelände. Wie Andreas Hösle (54), der es „spannend“ findet, „wie man mit Pressluft Klangskulpturen erschaffen kann“, und Gabi Drenhaus (57), die sagt: „Ich habe ja schon eine Bohrmasche in der Hand gehabt, aber für andere Zwecke.“
Zwei schräge Dichter
Wobei es an diesem Abend nicht nur schräge Töne, sondern auch zwei schräge Dichter gibt, die das Publikum von der Ladefläche eines Lastwagens mit ihrem Poetry Slam bespaßen. August Klar, so gibt er selber zu, wirkt dabei wie ein Aalverkäufer auf dem Fischmarkt, da hilft auch die Gitarre in der Hand nichts. Michael Schumacher redet so schnell wie sein Namensvetter Rennwagen fuhr.
„Auch in Herne oder Bremen, braucht niemand sich der Dichtkunst schämen“: Gegen derart tiefsinnige Poeten sind Ringelnatz und Wilhelm Busch Waisenknaben. Am Ende des in jeglicher Hinsicht interessanten Abends sorgt DJ Joe BitHit mit harmonischer Lounge-Musik für Entspannung auf bunt beleuchteten Sesseln. Wobei Chill Out dann – leider – im doppelten Sinne zutrifft: Es wird am Ende eines heißen Sommers empfindlich kühl auf Teutoburgia.