Herne. . In der Akademie Mont-Cenis fand am Donnerstag das 2. Herner Speeddating statt. Firmen schätzen am Format den direkten Kontakt zu den Bewerbern.
Speeddating wurde ja mal erfunden, um Menschen bei der Partnerwahl auf die Sprünge zu helfen. Doch das Format des schnellen Kennenlernens hat längst andere Bereiche erfasst. So haben die IHK Mittleres Ruhrgebiet, die Stadt, die Kreishandwerkerschaft, die Agentur für Arbeit und weitere Partner nach der erfolgreichen Premiere im vergangenen Jahr gestern in der Akademie Mont-Cenis das 2. Azubi-Speeddating veranstaltet, um der Partnerwahl zwischen jungen Menschen und Unternehmen auf die Sprünge zu helfen. 118 Schülerinnen und Schüler kamen, 35 Unternehmen nutzten diese Gelegenheit.
Zu den Vertretern der Unternehmen gehörte auch Elias Schödel-Sorge. Der 22-Jährige ist beim Schiffskupplungs-Hersteller Vulkan im zweiten Lehrjahr. Einen besseren Beweis für die Wirkung des Formats kann es nicht geben: Im vergangenen Jahr saß Schödel-Sorge beim Speeddating noch auf der anderen Seite. Er hatte sein Studium abgebrochen, war auf der Suche nach einer Ausbildung und stieß durch Zufall auf das neue Angebot. Der Beruf des Zerspanungsmechanikers interessierte ihn. Nach dem schnellen „Beschnuppern“ mit Ausbilder Thomas Riemann waren sich beide einig, dass Schödel-Sorge zunächst ein Praktikum absolviert. Zum 1. Dezember rutschte er noch in die Ausbildung. Gestern erzählte er anderen jungen Menschen von seiner Lehre, quasi auf Augenhöhe - ähnlich den IHK-Ausbildungsbotschaftern, die vor den Sommerferien die Gesamtschule Wanne besucht hatten.
Format soll Begeisterung wecken
Die Unternehmen schätzen dieses Format der Berufsbeziehungs-Anbahnung. Mit dem persönlichen Eindruck könne man punkten, auch wenn die Noten nicht so toll, seien, erzählt Andrea van Dillen. Die Ausbildungsleiterin bei der Bäckerei Malzers hat im vergangenen Jahr ebenfalls eine Auszubildende rekrutiert, auch gestern habe sie hoffnungsvolle Gespräche geführt. Auch Heiko Kurzawa, Geschäftsführer des Sicherheitsunternehmens H2K Security, bevorzugt den persönlichen Kontakt. „Auch schlechtes Papier kann geduldig sein“, beim Gespräch könne er den Menschen hinter der Bewerbungsmappe direkt kennenlernen.
Auf dieses Kennenlernen hofft Louis Langner. Der 15-jährige Schüler der Erich-Fried-Gesamtschule möchte Industriemechaniker werden. Er möchte etwas mit den Händen machen. Er hat seinen Lebenslauf mitgebracht und sich über Vulkan informiert - gute Voraussetzungen für ein Gespräch mit Elias Schödel-Sorge.
Für Oberbürgermeister Frank Dudda gehört das Speeddating zu den Instrumenten, um Herne zu einer Chancenstadt zu machen. Man sei auf einem guten Weg, dennoch sei er nach wie vor lang. Es könne nicht genug Angebote geben, um junge Menschen mit Unternehmen zusammen zu bringen. Die Probleme aus seiner Sicht: Häufig seien Angebot und Nachfrage nicht passgenau und man erreiche die Jugendlichen zu spät. Dudda deutete an, dass es bald eine strukturelle Angebotsverbesserung in Herne geben werde.
Die IHK wolle mit dem Speeddating die Unternehmen begeistern, so Kerstin Groß, die bei der Kammer für Ausbildung zuständig ist. Statt immer wieder Appelle an die Unternehmen zu richten, dass sie mehr ausbilden sollen, wolle die Kammer mit so einer Veranstaltung größere Nähe zwischen denen herstellen, um die es gehe.
Martin Klinger, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, betonte, dass eine Ausbildung der richtige Weg in ein sicheres Berufsleben ist. Für das Format spreche die Unmittelbarkeit. Beim unbelasteten Kennenlernen könne man feststellen, ob man Ausbildungsverhältnis vorstellbar ist.