Herne. . Der Fachkräftemangel kommt mit Macht. Ausländische Fachkräfte haben das Potenzial, ihn zu lindern. Ein Ausstellung zeigt den Weg zur Anerkennung.
Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Der Fachkräftemangel kommt mit Macht. Allein in Herne werden sich bis zum Jahr 2026 fast 5000 Fachkräfte in den Ruhestand verabschieden. Um adäquaten Ersatz zu bekommen, wird bislang eine potenzielle Gruppe wenig genutzt: ausländische Fachkräfte. Wie Betriebe dieses Potenzial für sich heben können, zeigt ab Donnerstag, 17. September, in den Räumen der Kreishandwerkerschaft die multimediale Ausstellung unter dem Titel „Unternehmen Berufsanerkennung“.
Um deren Bedeutung zu erkennen, muss man ins Jahr 2015 zurückblenden. Als Tausende Flüchtlinge nach Deutschland kamen, waren Wirtschaftsvertreter voller Hoffnung, dass unter ihn genügend Fachkräfte sind, um dem Mangel im Land vorzubeugen. Doch neben der größten Hürde - mangelnde deutsche Sprachkenntnisse - entpuppte es sich als problematisch, Bildungsabschlüsse aus anderen Ländern auf das deutsche System der dualen Ausbildung zu übertragen. „Das Anerkennungsverfahren ist ein relativ weiter Weg, aber er ist möglich“, sagt Annette Möller, die bei der Volkshochschule den Bereich Weiterbildungsberatung verantwortet und die Ausstellung nach Herne geholt hat. Viele Firmen hätten keine Erfahrung mit diesem Thema und wüssten nicht, welche Potenziale bei ausländischen Kräften schlummern. Die Ausstellung veranschauliche an mehreren interaktiven Stationen den Weg der Anerkennung.
Nachfrage steigt langsam an
Martin Klinger, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, stellt fest, dass bereits etwas in Bewegung geraten ist. Der Tag des Handwerks, bei dem die neuen Auszubildenden begrüßt werden, sei bereits „bunter“. Heißt: Die Zahl der Azubis mit ausländischen Wurzeln steigt. Klinger bestätigte, dass der Fachkräftemangel noch nicht dramatisch sei, sich aber verschärfen werde. Die Kreishandwerkerschaft als Akteur auf dem Arbeitsmarkt sei besonders aktiv, neue Ausbildungsverhältnisse hinzubekommen, engagiere sich darüber hinaus dabei, Flüchtlinge fachlich und sprachlich fit für den deutschen Arbeitsmarkt zu machen. Als Beispiel nannte er den Verein Quaz, der von zahlreichen Akteuren in Herne und Bochum getragen wird, und das Projekt Willkommenslotsen.
Da noch nicht bei allen Unternehmen angekommen sei, dass man zugewanderte Fachkräfte für die eigene Wettbewerbsfähigkeit nutzen kann, sei die Ausstellung eine gute Gelegenheit, diese Möglichkeit bekannter zu machen.
Wie wenig Handwerks-Unternehmen bislang in diese Richtung denken, erläuterte Björn Woywod von der Handwerkskammer Dortmund. Vor 2012 habe es gar keine Möglichkeit gegeben, ausländische Berufsabschlüsse anerkennen zu lassen, das Potenzial sei praktisch vergraben gewesen. Doch nach Inkrafttreten des neuen Gesetzes hätten nur vereinzelt Ausländer Anträge gestellt, ab 2016 meldeten sich vermehrt Betriebe.