herne. . Die Stadt Herne und die Emschergenossenschaft haben eine Kooperation vereinbart, um Wasserwirtschaft und Stadtentwicklung enger zu verknüpfen

Wasser ist ein sehr sichtbarer Teil der neuen Herner Stadtmarke. Dass dies mehr als schmückendes Beiwerk ist, dokumentierten am Freitag die Stadt und die Emschergenossenschaft. OB Frank Dudda und Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, unterzeichneten eine neue Kooperationserklärung.

Mit dieser Kooperation wollen beide Seiten die Partnerschaft, die sie ohnehin seit Jahren pflegen - unter anderem beim Emscherumbau - weiter vertiefen. Durch die Zusammenarbeit solle die Lebensqualität gesteigert und die Ressource Wasser geschont werden, nannte der OB zwei Ziele. Paetzel stellte die Kooperation in den Zusammenhang mit dem Klimawandel. So sei der bewusste Umgang mit Regenwasser ein elementarer Bestandteil der ökologischen Stadtentwicklung. In der Vergangenheit sei Regenwasser in die Kanäle und dann in die Kläranlagen geflossen. Lasse man es versickern oder leite man es in die Bachläufe - die ja im Zuge des Emscherumbaus wieder entstehen - senke das Kosten und wirke sich positiv auf das Mikroklima in den einzelnen Stadtquartieren aus. Die Abkopplung des Regenwassers diene auch als Vorsorge gegen Starkregenereignisse, die in Zukunft möglicherweise häufiger auftreten.

Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft (l.) und OB Frank Dudda unterzeichnen die Kooperationserklärung.
Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft (l.) und OB Frank Dudda unterzeichnen die Kooperationserklärung.

Herne sei bei der Abkoppelung sehr weit vorne, so Paetzel. Hintergrund: 2005 brachten die Emschergenossenschaft und die Städte entlang der Emscher die „Zukunftsvereinbarung Regenwasser“ auf den Weg. Das Ziel lautete seinerzeit, dass bis 2020 mindestens 15 Prozent der Flächen vom Kanalnetz abgekoppelt werden. Herne wird nach Aussage der Stadt dieses Ziel bereits Anfang 2019 erreichen und liegt damit im oberen Drittel der 16 Emscherstädte. Dudda: „Das ist ein großer Erfolg auf dem Weg zur Klimafreundlichkeit.“

Unternehmen können profitieren

Wobei Herne angesichts des erreichten Ziels nicht aufhören, sondern die Kooperation für weitere Vorhaben nutzen werde. Ein praktisches Beispiel: Wird in Herne ein Bauprojekt angeschoben, wird eine Vielzahl an Daten benötigt. Mit einer Software der Emschergenossenschaft kann die Stadt ihre Daten mit jenen der Emschergenossenschaft - etwa zum Grundwasser - abgleichen. So kann besser ermittelt werden, ob Maßnahmen eingeleitet werden müssen, um nasse Keller zu vermeiden. An dieser Stelle ergibt sich also ein konkreter Nutzen für Bürger. Ein anderer Effekt wäre die Reduzierung von Planungszeiten.

Für Dudda ist die Kooperation und gerade der Umgang mit Regenwasser eine wichtige Argumentationshilfe bei Gesprächen mit ansiedlungswilligen Unternehmen, denn die könnten von der Entkopplung des Regenwassers finanziell profitieren. Dudda erinnerte in diesem Zusammenhang an die Erweiterung des UPS-Standortes auf Friedrich der Große. Das Regenwasser der Dachflächen des Logistikriesen wird nun in den Storchengraben geleitet, die Emschergenossenschaft förderte diese Entkopplung mit 325 000 Euro.

>> AUSGEWÄHLTE WASSERPROJEKTE IN HERNE

In Herne sind bereits etwa 150 Hektar Fläche von der Kanalisation abgekoppelt worden. Hier eine Auswahl.

Zulaufgraben Hibernia: 76 Hektar im Bereich des Flottmanngeländes wurden abgekoppelt. Das Grundwasser fließt über eine stillgelegte Güterbahnstrecke ins Grachtensystem des Gewerbeparks Hibernia.

Steag: Das Niederschlagswasser verdunstet heute fast vollständig im Kühlsystem des Kraftwerks.

Gymnasium Wanne: Abkopplung von 6000 Quadratmetern Dach- und Schulhoffläche. Am neuen Technischen Rathaus sollen rund 10 000 Quadratmeter Fläche von der Kanalisation abgekoppelt werden.