Essen. . Im Herbst 2018 will die Emschergenossenschaft den Emscherkanal von Dortmund bis zum Klärwerk in Bottrop-Welheim in Betrieb nehmen.

  • Rund 700 Millionen Euro investiert die Emschergenossenschaft allein in Essen
  • Den größten Teil des Geldes kostet der Umbau des Berne- und Schwarzbach-Systems
  • Die RAG wird noch bis 2020 ihr Grubenwasser in die Emscher pumpen

Das Ende der Köttelbecke naht: Im Herbst 2018 will die Emschergenossenschaft nach über 25-jähriger Planungs- und Bauzeit das erste Teilstück des insgesamt 51 Kilometer langen und über 5,2 Milliarden Euro teuren Emscherkanals zwischen Dortmund und der Emschermündung bei Dinslaken in den Rhein in Betrieb nehmen. Immerhin: dieses Teilstück endet im Zentral-Klärwerk Bottrop-Welheim und dürfte damit den Altenessener Norden, vor allem aber Karnap vom typischen Emscher-Duft befreien.

Im Sommer 2018 sollen die letzten Arbeiten an den Photooxidationsanlagen, die die Abluft filtern werden, abgeschlossen sein, um die gigantische unterirdische Abwasser-Leitung in Betrieb zu nehmen: „Es sieht gut aus, wir kommen gut voran“, erklärt dazu Ilias Abawi, Pressesprecher der Emschergenossenschaft. „Wir gehen von einem Termin frühestens Ende September, eher im Oktober aus.“

Die Pumpwerke und Betriebsschächte seien fertig, selbst Essens größtes Loch an der Bundesstraße 224, hart an der Bottroper Stadtgrenze, wo ein riesiges Pumpwerk das Abwasser aus 40 Metern Tiefe fördert, um das Gefälle auszugleichen, ist technisch einsatzbereit.

700 Millionen Euro für Projekte in Essen

Das Generationen-Projekt sprengt alle Grenzen: Rund 700 Millionen Euro kalkuliert die Emschergenossenschaft allein für den Emscher-Umbau in Essen. Eine Riesensumme – die gerade einmal 15 Prozent der Gesamtkosten ausmacht. Es sind auch weniger die 1600 Meter, die der Kanal bei Altenessen, Karnap und Dellwig das Essener Stadtgebiet streift, die für die dreistellige Millionensumme verantwortlich sind, oder der notwendige Ausbau der Pumpwerke oder die im Abstand von 1,2 Kilometern angelegten Betriebsschächte, von denen einer hinter dem Sportplatz des FC Karnap entstanden ist.

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Nein, es sind die vielen kleinen Zuläufe des Schwarzbach- oder Berne-Systems, die das Stadtgebiet auf immerhin 45 Kilometern vom Abwasser befreien und es der Emscher zuführen, die die Masse der Arbeiten ausmachen. Etwa die Hälfte der Köttelbecken ist bereits in Rohre unter die Erde gelegt, sechs Kilometer an Bachläufen wurden bislang renaturiert: „Das werden wir bis zum Start des Emscherkanals im Essener Abschnitt nicht alles schaffen“, sagt Pressesprecher Ilias Abawi.

Immerhin: südlich der A 40 haben die Kanalbauer ihren Job getan, aber in den Stadtteilen nördlich der Autobahn regiert noch der Bagger von Pausmühlenbach bis Katernberger Bach. Und bis hier im Jahre 2020 alle Arbeiten abgeschlossen sind, wird noch ein kleiner Abwasserteil in der Emscher landen.

Bergbau verzögert Renaturierung der Emscher

Es ist aber auch der Bergbau, der die Renaturierung des Flusses zunächst verhindert: Grund ist das durch Salze und andere Stoffe belastete Grubenwasser, das die RAG beispielsweise auf Zeche Zollverein fördert und in das Schwarzbach-System pumpt. Mit dem Jahr 2020, wenn der zweite Abschnitt des Emscherkanals zwischen Bottrop und dem Rhein ans Netz geht, möchte die Emschergenossenschaft auch die Grubenwasser-Belastung beendet sehen.

Doch das will die RAG noch nicht bestätigen: „Ein Termin für die Beendigung der Grubenwassereinleitung in die Emscher steht noch nicht endgültig fest. Wir werden ihn mit der Emschergenossenschaft abstimmen“, heißt es dazu am Shamrockring in Herne.

Immerhin: die Pläne liegen bereits in der Schublade. So soll die Wasserhaltung auf Zollverein bald Geschichte sein, die RAG will den Schacht als Sicherungsstandort umbauen und mit Hüllrohren versehen, die den Zugang zum Grubenwasserspiegel gewährleisten. „Aber auch hier lässt sich noch kein genauer Termin für den Start der Arbeiten nennen, da zunächst noch die Zulassung des Abschlussbetriebsplans nötig ist“, lautet die Auskunft der RAG.

Ziel sei es, das Grubenwasser Untertage nach Lohberg bei Dinslaken zu leiten, um es von dort in den Rhein zu pumpen.

Bereits Forellen im Oberlauf

Dann könnte es an die Renaturierung der Emscher gehen – in der sich im Oberlauf bereits Forellen finden lassen. Auch wenn die Angler, die seit über 100 Jahren am Kanal ihr Glück versuchen, darauf noch einige Jahre warten müssen, eines verspricht die Emschergenossenschaft den Essenern bereits für den Herbst 2018: „Mit dem Gestank der Emscher wird es dann jedenfalls weitestgehend vorbei sein.“