Herne. Im Mordprozess gegen Marcel Heße sind Statements von Chat-Nutzern verlesen worden. Einige 4chan-User verlangten von Heße Beweise für seine Taten.
Im Prozess um den Doppelmord von Herne sind am Montag, am ersten Verhandlungstag im neuen Jahr 2018, weitere irreführenden Aussagen von Marcel Heße bekannt worden, die dieser nach dem zweiten Mord im Internet verbreitet hatte. Von Teilen eines düsteren Chatforums wurde der 20-Jährige sogar fast ein wenig „gefeiert“.
Darüber hinaus wurde festgelegt, dass am kommenden Donnerstag,11. Januar, die zwei psychologisch und psychiatrischen Sachverständigen ihre Gutachten zur Schuldfähigkeit erstatten sollen.
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Wie bereits Ende 2017 berichtet, hatte Marcel Heße im Anschluss an die Tötung seines Schulfreundes Christopher eine ganze Reihe von Einträgen und Sprachnachrichten und auch eine Art "Mörder-Manifest" in englischer Sprache auf dem Onlineportal 4chan.org verbreitet. Am Montag wurde vor dem Bochumer Landgericht bekannt, dass der 20-Jährige sich in einem Chat unter anderem auch als Frauenmörder gebrüstet hat. Sein offensichtliches Ziel war es, die Polizei damit auf eine falsche Fährte zu locken, nachdem er im Internet mitbekommen hatte, dass nach ihm bereits bundesweit gefahndet wird.
"Hey Marcel, was ist dein Lieblingsessen?"
"Ich habe das Bundesland gewechselt und habe eine erwachsene Frau getötet", heißt es in einem der Beiträge von Marcel Heße, den ein Dolmetscher am Montag vor der 8. Strafkammer ins Deutsche übersetzte. Und weiter: „Ihre Tochter wird bald nach Hause kommen. Ich lebe übrigens gerade von Reis und Wasser.“
Darüber hinaus wurden im Prozess auch Fragen von Chat-Nutzern verlesen und übersetzt, die sich damals auf die Einträge von Marcel Heße im Portal 4chan.org gemeldet hatten. Einige User verlangten Beweise für die angebliche Tötung einer Frau ("Los, schick' uns ein Video!"), einer fragte nach dem Namen der vermeintlich Getöteten. Ein anderer fragte: „Hast Du vor, zu entwischen oder willst Du dich stellen?“ Wieder ein anderer User ließ aber auch seiner Bewunderung freien Lauf. „Heilige Sch..., bist du der Typ, der das Kind umgebracht hat?“ Und ein User gratulierte sogar: „Ich freue mich für Dich, dass Du getötet hast.“ Andere User interessierten sich dagegen für ganz andere Themen. "Hey Marcel, was ist dein Lieblingsessen?", fragte einer beispielsweise.
„Ich habe richtig Spaß gehabt.“
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Marcel Heße reagierte auf den einen oder anderen Beitrag und beantwortete sogar Fragen. „Ich habe richtig Spaß gehabt“, heißt es in einer Sprachnachricht. Gleichzeitig offenbarte der 20-Jährige aber auch Züge einer Diva, indem er sich nämlich per Sprachnachricht darüber mokierte, dass in den Fahndungs-Nachrichten sein Name ständig falsch ausgesprochen werde. „Das ist wirklich die ärgerlichste Sache, mit der ich derzeit zu tun habe“, beschwerte sich Heße auf Englisch.
Urteil frühestens am 25. Januar
Wie die Richter ankündigten, sollen am kommenden Prozesstag (11. Januar) sowohl die Fachärztin für Psychiatrie, Dr. Astrid Rudel, als auch die Rechtspsychologin, Prof. Dr. Sabine Nowara, ihre Gutachten zur Frage der Psyche und Schuldfähigkeit von Marcel Heße erstatten. Der Angeklagte hat über seinen Verteidiger Michael Emde bereits gestanden, Anfang März 2017 erst den neunjährigen Nachbarsjungen Jaden und tags darauf den 22-jährigen Christopher umgebracht zu haben.
Ein Urteil ist frühestens für den 25. Januar zu erwarten.