Herne. . In Bochum stehen sechs mutmaßliche Menschenhändler aus Nigeria vor Gericht: Sie sollen Frauen mit einem Voodoo-Schwur gefügig gemacht haben.

Eingeschüchtert, ins Bordell geschickt und ausgebeutet: Monatelang sollen junge Frauen aus Nigeria mithilfe eines perfiden „Voodoo-Tricks“ ins Ruhrgebiet geschleust und unter anderem in zwei Herner Bordellen zur Prostitution gezwungen worden sein. Seit Mittwoch stehen sechs mutmaßliche Menschenhändler in Bochum vor Gericht – zum Auftakt schwiegen sie.

Nigerianerinnen mit Versprechungen angelockt

Wenn sich die Vorwürfe bewahrheiteten, dann haben mehr als zehn junge Frauen aus Nigeria (die jüngste war gerade 17 Jahre alt) seit 2015 ein erniedrigendes Martyrium durchlaufen. Laut Anklage wurden ihnen erst rosige Zukunfts- und Jobaussichten in Europa versprochen. Als die jungen Afrikanerinnen dann jedoch kurz danach in Deutschland angekommen waren, wurden aus Träumen ganz schnell Alpträume.

Zwei der Angeklagten sind Frauen

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Staatsanwalt Klaus-Peter Kollmann geht davon aus, dass die vier angeklagten Männer (27, 28, 34 und 42) und zwei Frauen (34 und 35), allesamt Landsleute der Nigerianerinnen und bis zu ihrer Festnahme im Juni teilweise wohnhaft an der Kastanienallee in Eickel, ganz tief in die Menschenhändler-, Zuhälter- und Schleuser-Szene verstrickt sind. So sollen die ausreisewilligen Frauen auf Anweisung des Hauptangeklagten (34) bereits in Nigeria von einem so genannten „Juju-Priester“ mit einem rituellen Voodoo-Schwur belegt worden sein. Dabei mussten sie laut Anklage geloben, sich nach der illegalen Schleusung über das Mittelmeer nach Europa allen Anweisungen klaglos zu fügen, niemals wegzulaufen und so lange einer Arbeit nachzugehen, bis ihre 25 000 Euro Schleusungsgeld abbezahlt sind. Ansonsten, so sah es der „Juju-Schwur“ vor, würden Herzkrankheiten und großes Pech über sie und ihre Familien hereinbrechen.

Angst vor dem Fluch ließ Opfer schweigen

Einmal in Deutschland angekommen, soll insbesondere die Angst vor dem Fluch dafür gesorgt haben, dass die völlig schockierten Frauen schließlich doch allen Forderungen nachgekommen sind. „Sie sahen keine andere Möglichkeit, als sich zu prostituieren“, heißt es der Anklage wörtlich.

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Die Angeklagten sollen bis Mai 2017 zahlreiche Frauen an verschiedene Bordelle im Ruhrgebiet vermittelt haben. Mehrere Frauen landeten auch in zwei Herner Etablissements, andere fielen später bei Kontrollen mit gefälschten Pässen in Rotlicht-Clubs in Dorsten, Selm und Castrop-Rauxel auf. Das verdiente Geld wurde laut Anklage einmal wöchentlich, in der Regel stets montags, von dem Hauptangeklagten abgeholt.

Urteil: frühestens im März 2018.