Zahlreiche Herner Unternehmer, aber auch Wissenschaftler diskutierten am Donnerstag über das Thema Zukunftsfähigkeit. Der Schlüssel: Mitarbeiter.
- Vizepräsident der Hochschule Bochum fordert Innovationsgeist in den Unternehmen
- Tradition und permanente Veränderung gehören zusammen, um zukunftsfähig zu sein
- Digitalisierung wird keine massenhaften Arbeitsplatzabbau auslösen, aber Arbeitsplätze verändern
Die Erkenntnis, dass Statistiken ein ums andere Mal in die Irre führen können - ob gewollt oder nicht - hat sich längst durchgesetzt. Herne hat im Frühjahr so einen Fall erlebt. Als „abgehängt“ wurde die Stadt bezeichnet, doch die Datenbasis für dieses Urteil war längst überholt. Wie zukunftsfähig Herne ist, darüber diskutierten am Donnerstagabend rund 70 Gäste aus Wirtschaft und Wissenschaft in der Akademie Mont-Cenis. Eingeladen hatte die Agentur für Arbeit.
Im Laufe der Diskussionen offenbarte sich: Ein wesentlicher Faktor, um für die Zukunft gerüstet zu sein, sind die Mitarbeiter in Unternehmen.
Mit der Zukunft kennt sich Professor Michael Schugt bestens aus. Der Herner ist nicht nur Vizepräsident der Hochschule Bochum und hat das Forschungsnetzwerk „Ruhr Valley“ erfunden, das in Herne seinen Sitz hat. Er hat auch ein Reihe von Unternehmen gegründet. Die Scheu vor dem Risiko benannte der in seinem Einführungsvortrag als schlimmstes Symptom in der deutschen Industrie. „Man muss eine Innovationskultur in den Unternehmen schaffen.“ Schugt erläuterte seine eigene Strategie: Mitarbeiter dürfen Dinge ausprobieren - und sie dürfen dabei Fehler machen. Dafür müsse man auch Geld ausgeben, doch irgendwann „passiert der Erfolg“.
Dass man Dinge ausprobieren muss, darin war er sich einig mit Ludger Kleyboldt, Geschäftsführer des NWB-Verlags. Und: Tradition und Veränderung gehören für beide zusammen. Werner Papencordt, Niederlassungsleiter des Logistik-Konzerns Dachser, wies ebenfalls auf die zentrale Rolle der Mitarbeiter hin: „Die Mitarbeiter wissen oft besser Bescheid, was läuft im Unternehmen, als die Chefs.“
Arbeitsplätze werden sich verändern
Im Laufe des Abends wurden neben den Chancen auch die Herner Probleme benannt: der Ausbildungsplatzmangel, der Mangel an Fachkräften oder die fehlende Passgenauigkeit für offene Stellen - obwohl das Jobcenter in diesem Jahr so viele Menschen in Arbeit vermittelt hat wie noch nie.
Damit Unternehmen zukunftsfähig bleiben, müssten sie sich auf die Digitalisierung einstellen. Diese werde keinen großen Abbau von Arbeitsplätzen auslösen, aber eine starke Veränderung.
Arbeitsagentur-Chefin Regine Schmalhorst zeigte sich als „Gastgeberin“ sehr zufrieden mit der Veranstaltung, die in dieser Form zum ersten Mal stattfand. Es habe viele Anregungen zum Thema Zukunftsfähigkeit gegeben auch habe ein intensives Netzwerken stattgefunden - Wiederholung also nicht ausgeschlossen.